𝚝𝚑𝚎 𝚘𝚗𝚎 𝚠𝚒𝚝𝚑 𝚝𝚑𝚎 𝚐𝚒𝚛𝚕 𝚘𝚗 𝚝𝚑𝚎 𝚋𝚎𝚍.

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P.o.V.: Aleyna

Vielleicht ist es komisch, dass ich als Kerem mir alles erzählte so gelassen war. Immerhin sind zwei Wochen vergangen, zwei wertvolle Wochen die ich einfach verschwendet habe. Ich habe in dieser Zeit im Krankenhaus gelegen und die Krankenhausgebühren wird die Krankenkasse nicht vollständig übernehmen. Dazu kommen natürlich noch die von Kanurya. Gearbeitet hatte ich in dieser Zeit auch nicht. Zwar bekomme ich immernoch etwas von der Firma gezahlt, aber im Restaurant habe ich nicht gearbeitet, weshalb ich dort nicht mal nach Geld fragen werde. Ethan hat es mir angeboten, aber ich werde es schon schaffen. Ich kann von ihm nicht verlangen alles zu zahlen, er hat selber nicht viel. In den letzten Tagen habe ich viel mit Ethan viel über Kanurya geredet, weil ich nicht zu ihr gehen durfte. Laut ihm ist sie zur Zeit permanent müde und kraftlos. Kerem kam auch jeden Tag vorbei und wir unterhielten uns. Ich denke man könnte sagen, dass wir jetzt Freunde sind. Und das freute mich auch mehr als es eigentlich sollte. Es gab aber wichtigeres. Heute wurde ich entlassen. Zuerst war ich in meiner Wohnung. Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein seit dem ich das letzte mal hier war. Die Tüten voll mit Süßigkeiten die ich damals gekauft hatte standen in der Küche. Ein Teil war aber schon weg da Ethan Kanurya immer wieder mal etwas brachte. Ich war kurz auf der Bank und jetzt habe ich schon sechstausend Euro für Kanurya durch die Arbeit in der Firma und bei Ethan. Das ist eindeutig weniger als ich gehofft hatte.


Jetzt stehe ich vor der Tür mit einer Packung Reeses. Ich habe sie so vermisst. Ich war schon zu lange nicht mehr bei ihr. Sie weiß nichts von dem ›Unfall‹. Ethan hat ihr erzählt, dass die Geschäftsreise nur etwas länger dauert als erwartet. Es ist so gut, weil sie sich keine Sorgen um mich machte. Warum aber ich immernoch nicht durch diese Tür lief, wusste ich auch nicht. Endlich fasste ich den Mut zusammen und klopfte. »Rya?«, sagte ich zögernd und schaute erstmal nur mit dem Kopf rein. Mein Herz klopfte wie wild. Was ich aber sah brach mein Herz. Sie saß mit einem Buch auf ihrem Bett. Aber nicht wie sonst. Sie sah anders aus. Es sind nur zwei Wochen vergangen... Ich blieb einfach stehen. Ich muss erstmal alles verarbeiten. Sie ist so blass geworden. So blass wie in dem Traum den ich damals hatte. Es sind nur zwei Wochen vergangen... Mir kamen fast die Tränen, ich hielt sie aber zurück. Ich muss etwas machen. Ich muss etwas unternehmen. Sie darf nicht sterben. Langsam drehte sie ihren blassen Kopf in meine Richtung. Sie sah mich mit müden Augen an. Ihr Zustand war schlimmer als Ethan es beschrieb. Sie sieht nicht mehr aus wie die Kanurya die ich kannte. Sie ist doch normalerweise so froh, so laut und so verfressen. Das Mädchen auf dem Bett kann nicht sie sein. Sie ist es aber was habe ich in den letzten Wochen verpasst? Wo war ich? »Aly...«, fing sie an mit ihrer leisen Stimme. Ihre Stimme schien kurz vor dem Zusammenbruch zu sein. Sie öffnete ihren Mund um etwas zu sagen doch sie schloss ihn wieder. Ihr Gesicht verzog sich und sie fing an zu weinen.  Ich lief zu ihr und musste sie in meine Arme nehmen. Das ist Kanurya. Das ist sie. »Ich hab dich vermisst«, hörte ich sie schluchzen. »Ich hab dich auch vermisst«. »Ich will wieder nach Hause. Mit dir«, weinte sie. »Rya, hör mir zu. Du machst das alles großartig. Ich bin stolz auf dich. Bald können wir wieder nachhause. Und alles spielen was du willst. Ok? Du wirst das schaffen und dann wird es dir besser gehen. Und weißt du was? Wir werden sogar Tante Sylvia besuchen. Und machen dann einen Ausflug nach Paris«. Sie sagte nichts mehr bis auf ein »Ok«, und nickte dabei. Endlich fing sie an zu lächeln. Ich wusste nicht wie sehr ich dieses Lächeln vermisst habe. Aber leider erlosch dieses auch kurz später wieder. »Ich hab Schokolade dabei. Die heißen Reeses«. Ihre Augen blitzten für einen Moment kurz auf. Während sie die Schokolade aß redeten wir. Oder eher ich. Nach dem sie aber einpaar Bisse gegessen hatte war sie auch schon müde und schlief ein.


Zuhause angekommen fing ich an alles zu planen. Heute ist der neunundzwanzigste November. Das heißt, dass ein Monat schon vergangen ist seit dem ich den Job bekommen habe. Jetzt muss ich versuchen das Geld rein zu kriegen. Nach mehreren nervenaufreibenden Telefonaten und ein paar neue Rechnungen weiß ich endlich wie ich das Geld zusammen bekomme. In sechszehn Tagen muss ich die zwanzigtausend Euro sicher haben. Zuerst arbeite ich in der Firma. In den Pausen gehe ich zu Kanurya und dann gehe ich wieder zur Arbeit. Danach arbeite ich die Spätschicht im Restaurant. Keiner hat gesagt, dass es einfach wird. Aber ich brauche jetzt nur noch fünfzehntausend Euro und den Rest darf ich in Raten abbezahlen. Insgesamt brauche ich jetzt gerade, ohne der Miete und den anderen ganzen Sachen, sechstausend Euro . Da wir gerade am Anfang des Monats sind schaffe ich es so nicht. Mir muss noch etwas einfallen.

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt