P.o.V.: Aleyna
Das war jetzt wohl der letzte Tagebucheintrag. Wahrscheinlich hatte sie danach keine Lust mehr zu schreiben, denn es ist ja im Endeffekt alles gut gegangen und sie haben geheiratet. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon Zeit für mich ist zu gehen. Für Kanurya's Geburtstag habe ich extra etwas anfertigen lassen. Dank Kerem haben wir den perfekten Laden gefunden der uns das Geschenk hergestellt hat. Wir haben ihr eine Kette gekauft. Sie besteht aus weißem Saphir und sieht aus wie eine Diamantenblume. Passend dazu haben wir noch ein kleines Schmuckkästchen gekauft. Die haben wir extra für sie anfertigen lassen. Von außen ist sie schön mit Herzchen verziert und ihr Name ist oben eingraviert. Wenn man sie aufmacht und davor aufdreht tanzt eine kleine Ballerina drinnen und im Hintergrund läuft dann noch Musik. Dieses Kästchen wird ihr bestimmt gefallen, weil sie sich so etwas schon immer gewünscht hat. Und Kanurya liebt allgemein Blumenketten, deshalb kann ich damit nichts falsch machen. Natürlich haben wir nicht vergessen, dass sie vier wird und haben auch noch Spielzeuge gekauft. Obwohl sie eigentlich genug da hat... Aber egal. Leider bieten die es nicht an die Sachen zu verschicken, weshalb ich extra dort hin muss um die Sachen abzuholen. Es ist ein kleiner Laden aber Kerem kennt die Besitzer und er meinte es ist es Wert. Wenn ich mir die Sachen persönlich anschaue, kann ich noch Kleinigkeiten direkt ändern lassen. In meine Tasche stopfte ich meinen Geldbeutel rein. Mir fiel dann ein, dass ich vergessen hatte Ethan meinen gefälschten Ausweis zu zeigen den er mir früher besorgt hatte als wir noch klein waren, weshalb ich heute Abend einfach bei ihm vorbeischauen werde und mich dann ein bisschen mit ihm unterhalten werde. Es wird in ihm wahrscheinlich auch ein paar Erinnerungen wecken, den Ausweis wieder zu sehen. Den Ausweis steckte ich dann in meine Jackentasche und das Tagebuch meiner Mutter legte ich wieder zurück in die Truhe.
Bevor ich ging, lief ich noch in Kerems Zimmer und klopfte an bevor ich rein ging. Er stand vor dem Spiegel und war gerade dabei einen Verband über seinen Oberkörper anzuziehen. »Soll ich dir helfen?«, bot ich an und lief zu ihm rüber und nahm das Verband aus seiner Hand. Ich rollte den Verband über seinem Oberkörper aus und merkte seine Blicke auf mir und wie mir daraufhin mein Blut in mein Gesicht schoss, weshalb ich versuchte mit ihm ein Gespräch anzufangen. »Warum ziehst du nicht irgendwas bequemes an, bei dem du kein Verband brauchst?«, fragte ich ihn dann. »Ich treffe mich heute mit der Firma Caledonia. Die Firma mit der wir arbeiten müssen um ein neues Projekt zu starten«. »Sollte ich bei so etwas nicht dabei sein?«, fragte ich dann verwundert. Er schüttelte daraufhin den Kopf. »Das erklärt aber immer noch nicht weshalb du dir nicht etwas bequemes anziehst«, merkte ich dann. Er zeigte dann auf das Hemd auf seinem Bett das er vor hatte anzuziehen. »Der Stoff klebt doch zu sehr an deiner Haut und zieht sich doch so komisch? Hast du das nicht mal gesagt?« Dieses Hemd war aus Mako-Satin*. Ich weiß nicht was ich mir damals gedacht habe, aber damals hatte es mir gefallen. »Ja, aber du hast es mir gekauft«. »Das bedeutet nicht, dass du dich da reinzwängen musst. Ich wusste damals nicht, dass es ein unangenehmer Stoff ist und zwinge dich auch nicht es zu tragen nur weil ich es gekauft habe. Schmeiß es weg«. »Nö«, sagte er dann nur und sah wieder zu mir runter als ich das Verband noch richtete damit es fest sitzt und nicht verrutscht. »Du hast es mir gekauft und weil du heute bei dem Essen nicht dabei sein kannst, brauche ich das als Glücksbringer«. Als ich fertig war legte ich meine Hände an seinen Schultern an und sah ihm in die Augen. »Ich kaufe dir ein neues Hemd«. Er kam meinem Gesicht näher und war so nah dran, dass unsere Lippen nur kurz davor waren sich zu berühren. »Egal was du sagst. Ich werde es trotzdem tragen«. Ich antwortete in diesem Moment nicht, sondern wartete nur ab was er als nächstes Tat. Er legte seine Arme um meine Hüften und zog sich näher an sich. Er sah mich immer noch nur an. Worauf wartet er? Das einzige was ich noch spürte war wie seine Arme sich enger um mich schlangen, bevor er endlich anfing mich zu küssen. Seine Lippen drängten meine auseinander und ich spürte wie mir die Hitze in mein Gesicht stieg. Seine Hände wanderten nach oben und er drückte mich noch näher an sich. Ich spürte seine Wärme und jeden Atemzug den er machte. Als ich versuchte mich von ihm zu lösen flüsterte er:»Nein«, um meinen Mund wieder zu seinen Lippen zurück zu führen. Meine Hände streiften zuerst an seinem Oberkörper, bevor ich ihn an seinem Nacken fester zu mir zog. Auf einen Schlag erinnerte ich mich aber daran, dass es nicht so weiter gehen kann. Wir beide mussten noch wo anders sein. Ich versuchte mich dann wieder langsam von ihm zu lösen. Irgendwann gab er dann nach und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. »Du hast Recht«, gab er dann zu und ich sah ein Funken Enttäuschung in seinen Augen auf funkeln. Er gab mir einen letzten Kuss auf die Wange, bevor er sich das Hemd anzog.
»Bist du dir sicher, dass du alleine gehen willst? Es ist ziemlich weit«. »Ja, ich schaffe das schon«. »Nimm doch lieber das Auto als den Zug. Das ist wahrscheinlich besser weil es sonst sein kann dass irgendwelche Züge ausfallen oder sich verspäten«. Kopfschüttelnd lehnte ich aber ab:»Nein ich komme schon zurecht. Die Fahrt an sich dauert zwar lange, aber mit dem Auto geht es länger, weil es sein kann dass ich in einen Stau komme. Und es ist nur ein Zug der direkt fährt also auch wenn der Zug Verspätung hat, dann werde ich noch ankommen« Er sah mich verzweifelt an. »Sollten wir nicht doch lieber zusammen gehen?« Ich zog ihn an seinem Nacken näher zu mir und gab ihm einen Kuss. »Ich schaffe das schon. Ich bin schon oft mit dem Zug gefahren«. »Ok. Aber falls etwas sein sollte ruf mich einfach an. Ich kann dich auch noch abholen oder ein Taxi rufen«. Ich verdrehte meine Augen und sagte:»In Ordnung«, um ihn zu beruhigen. »Schaffst du das ganze mit der Arbeit überhaupt? Ich kann im Zug bestimmt auch noch einen Teil abarbeiten«. »Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Ob du es glaubst oder nicht: ich habe noch viele andere Mitarbeiter in der Firma! Und die arbeiten sogar! Genau wie wir!« Ich fing dann an zu lachen:»Warst du nicht derjenige, der sagte ›Sie müssen mir rund um die Uhr zur Verfügung stehen‹ und ›Sie müssen auch einen Bruchteil meiner Aufgaben erledigen...‹?« Das hatte er ganz sicher damals bei dem Bewerbungsgespräch gesagt. »Ja und daran hat sich auch nichts geändert. Du hast deine Aufgaben sehr gut gemacht, deshalb hast du eine Pause verdient«. »Sicher, dass du keine Hilfe brauchst?«, versuchte ich es ein letztes Mal. »Ja, ich bin mir ganz sicher«, versicherte er mir. »Pass nur auf dich auf und schreib mir wenn du angekommen bist«. »Ja mach ich. Warum bist du überhaupt so nervös?«. Es war nur ein Eintagesausflug. Nichts großes und ich bin bis heute Abend wieder Zuhause. »Ich weiß auch nicht. Ich habe ein unsicheres Gefühl dabei dich alleine zu lassen. Wahrscheinlich, weil wir in letzter Zeit sehr viel Zeit miteinander verbracht haben. Auf der Arbeit und dann noch Zuhause...« »Ich bin nur für einen Tag weg und heute Abend wieder da«, erinnerte ich ihn. »Ich weiß...«, murmelte er. Ich löste mich von ihm um nach Kanurya zu sehen. Sie war gerade am Fernsehen schauen. Ihre Lieblingssendung lief gerade, weshalb sie einfach nur:»Ok. Tschüss«, sagte ohne auch nur einmal zu mir zu schauen. Typisch. Hahah. Ich lief dann zur Tür wo Kerem schon auf mich wartete. »Pass auf dich auf«, flüsterte er und gab mir dann zum letzten mal einen Kuss auf die Stirn bevor ich mich dann auf den Weg machte.
-
*Ich habe keine Ahnung ob das die richtige Stoffart ist die ich meine.
DU LIEST GERADE
𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...