P.o.V.: Aleyna
Es sind mittlerweile schon bestimmt zwanzig Minuten vergangen in denen wir nichts sagten und auch nichts taten. Es war ruhig und ich genoss den Moment bis er die Stille unterbrach. »Du musst jetzt etwas essen. Ich hab dir etwas von Ethan mitgebracht«. »Was?« »Du willst doch nicht mit leerem Magen raus«. »Was?«, kam es wieder von mir. Ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte. »Wenn ich mich richtig erinnere ist heute doch ein wichtiger Tag. Also laut dem was du vorhin erzählt hast«. Meint er das was ich denke? »Das ist zu viel verlangt«. »Nicht wenn es für dich ist. Oder genauer gesagt, meiner eigentlich so gut wie Schwägerin«. Das kam etwas komisch und wie ich seinem Blick entnehmen kann denkt er sich gerade wahrscheinlich genau das selbe. Ich musste mir das Lachen verkneifen, weil er selber merkt, dass das sich ein bisschen komisch anhörte. Aber jetzt mal wieder zurück in die eigentliche Situation, etwas in mir will das nicht aber ich muss jetzt erstmal nur an Kanurya denken. Er weiß es ja und ich werde ihm das Geld eines Tages zurück geben. Alles was er für mich getan hat. Deshalb werde ich das Geld annehmen. »Du bist einfach zu nett. Danke«. Ich wusste sonst nicht was ich sagen soll. Mir fehlten die Worte. Ich fing an ihn zu umarmen. Und das aus Freude. Es kam mir so vor als wäre er das Gute, was mir in letzter Zeit fehlte.
Es war alles erledigt. Morgen war der Tag auf den ich schon so lange gewartet habe. Der Tag für den ich schon so lang gearbeitet hab. Ich entschied mich den Rest des Tages bei Kanurya im Krankenhaus zu bleiben, so lange wie es ging. Sie hat schon so lang durchgehalten. Ich würde es nicht aushalten sie zu verlieren. Kerem hat mich hier her gefahren aber er musste wieder zurück in die Firma. Als ich wieder daran zurück dachte was heute passierte wurde mein Gesicht ganz warm. Ich glaub ich sollte Ethan schreiben. Was soll ich ihm aber schreiben? Ich bin so etwas einfach nicht gewohnt, weil so etwas noch nie passiert ist und ehrlich gesagt war das mein erster Kuss. Ich entschied mich dafür einfach nur ›Danke‹ zu schreiben. Dieses Danke war aber auf alles bezogen. Dafür, dass er einfach immer für mich da war und es immer ist. Die Krankenschwestern erlaubten mir heute etwas länger zu bleiben, weshalb ich die Chance auch nutzte. Kanurya schlief schon den ganzen Tag über. Werde ich sie morgen wieder so friedlich schlafen sehen können? Wie sie während dem Schlafen ihre Atemzüge ändert. Oder wie sie ihre Zähne dabei manchmal knirscht, was ich normalerweise nicht so mag aber jetzt vermisse ich sogar das. Ich schloss meine Augen und schlief kurz ein. Auch wenn es erst siebzehn Uhr war, war ich wirklich sehr müde.
Ein leichtes Rütteln gefolgt von einem Kuss auf meine Backe weckten mich auf. Ich erschrak und sah auf die Uhr. Es war schon einundzwanzig Uhr. Dann sah ich aber zu der Person die mich aufweckte. Es war Kerem. Natürlich war es Kerem. Ihn jetzt zu sehen freute mich. Er fing an zu lächeln. »Guten Morgen«. Ich fing an zu lachen: »Guten Morgen. Bist du schon so früh mit der Arbeit fertig?« »Ja. Heute musste ich ehrlich gesagt auch etwas schneller arbeiten als sonst, um so früh wie möglich fertig zu werden«. »Es tut mir leid. Wirklich. Wenn ich wieder arbeite mach ich auch mehr als sonst«.»Das brauchst du nicht«, sagte er und nahm meine Hand. »Dich ab jetzt bei mir zu haben ist schon mehr als ich brauche«. Ich antwortete darauf nichts, weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Aber ich werde ihm das Geld auf jeden Fall zurück zahlen. Ich kann nicht einfach in so großen Schulden stehen. Egal wer er ist oder wie viel er hat. Denn auch wenn ich ihn wirklich sehr mag, will ich nicht abhängig sein von ihm. Irgendwo hätte ich dann auch ein schlechtes Gewissen. »Sie kommt ganz nach dir«, unterbrach er meine Gedanken. »Wir wissen doch beide, dass das nicht geht«, fing ich an zu lachen. »Doch, doch. Schau mal ganz genau hin. Da unten läuft etwas Sabber runter. Das kann sie nur von die abgeschaut haben«. »Halts Maul!«, antwortete ich und schlug ihm auf die Schulter woraufhin er anfing zu lachen. »Nein also wirklich. Mir ist das schon letztes mal aufgefallen. Ihre Gesichtszüge ähneln deinen. Sie hat sich da wirklich etwas von dir abgeguckt, weil du ihr Vorbild bist.« Eine Krankenschwester kam in dem Moment rein. Ich wusste, dass es schon spät war und eigentlich war es bis zwanzig Uhr ausgemacht, deshalb entschied ich mich zu gehen. Zum Glück habe ich keine Ärger bekommen. Aber leider konnte ich heute nicht mit Rya reden. Aber egal, es ist wichtiger, dass sie sich jetzt ausruht.
Als wir draußen waren stieg ich automatisch in sein Auto. »Hast du Hunger?« In diesem Moment merkte ich mein Hungergefühl. Es war riesig. »Ja!«, kam es etwas lauter von mir raus als erwartet. »Was willst du essen?« »Ich weiß nicht. Sag du. Ich bin ein Staubsauger ich werde alles essen«, sagte ich und fing dann zu lachen. Er überlegte kurz. »Ich kann mich nicht entscheiden zwischen Burger oder italienischem Essen. Auf was hast du eher Lust?« Was soll ich jetzt nehmen. Ich hätte eigentlich schon noch Lust auf Burger aber vielleicht will er das garnicht... Egal. »Burger!« »Ok gut ich habe gehofft, dass du das nimmst. Ich weiß wo es hier den besten Burger in der Stadt gibt«, erzählte er und fuhr los. Als wir fuhren dachte ich nach. Ich bin so froh jetzt in so einer Situation jemanden wie Kerem zu haben. Ich würde mich eigentlich freuen wenn Kanurya heute mit Kerem geredet hätte. Ich will, dass sie sich verstehen. Ich weiß nicht was ich später Zuhause machen soll. Ich trau mich nicht nach Hause zu gehen. Es ist einfach zu viel passiert. Hoffentlich geht diese Angst wieder, wenn ich vor der Tür stehe. Wenn ich an mein Zuhause denke, fühlt es sich einfach nicht mehr sicher an. Aber wenn ich bei Kerem bin, fällt mir auf dass er mir ein Gefühl von Sicherheit gibt. Bei ihm bekomme ich ein Gefühl von Sicherheit und Standhaftigkeit die mir seit kurzem fehlten.
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𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...