[Neunzehn] - Geliebtes Schwiegermonster

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Zuhause angekommen, geht Jolene nur kurz mit rein, um etwas zu trinken. Im Anschluss will sie wieder zu BNS zurück, um an einigen Aufträgen zu arbeiten.
Ich will mich derweil darum kümmern, alle nötigen Sachen für Chesters neue Schule zu besorgen.

Mit einem Kuss verabschiedet sich Jolene bis später und will das Haus verlassen. Allerdings stockt sie, als sie die Tür aufmacht und Milly davor steht, die gerade klingeln wollte.
»Was willst du denn hier?«, fragt Jolene irritiert und sieht demonstrativ auf die Uhr. Denn üblicherweise ist um die Zeit keiner von uns Zuhause, weshalb ein spontaner Besuch nichts bringen würde.
»Hab' euch gesehen«, antwortet Milly und betritt ganz selbstverständlich das Haus. »Ich hab' mich grad mit einer Freundin aus der Kirche unterhalten, als ich euch an mir hab' vorbeifahren sehen. Da ihr mich anscheinend nicht gesehen habt, bin ich hinter euch her«, erklärt sie, während sie zu mir in die Küche kommt. »Ihr meldet euch so wenig bei mir«, beschwert sie sich und sieht uns tadelnd an.

Bevor wir uns aber rausreden können, unterbricht Chester uns, der freudig die Treppen nach unten rennt, um seine Großmutter zu begrüßen. Sofort wird sie von ihm vereinnahmt und erhält einen euphorischen Bericht über das heutige Erlebnis in der neuen Schule.
Verwundert sieht uns Milly an. »Wovon redet er da?«
Jolene schließt seufzend die Haustür und kommt zu uns zurück, um ihrer Mutter zu berichten, was in der Schule vorgefallen ist, und Chester bereits jetzt schon ein Schulwechsel bevorsteht.
»Er ist wirklich sehr aufmüpfig und frech«, gibt sie Mrs. Hensons Beurteilung recht. »Aber auch intelligent, weshalb ich auch der Meinung bin, dass er auf einer Privatschule viel besser aufgehoben ist.« Stolz lächelnd streicht sie ihrem Enkel durch die braunen Locken. »Ich hab' euch von Anfang an gesagt, ihr sollt ihn auf eine Privatschule schicken«, tadelt sie nun.
Postwendend verdreht Jolene die Augen und stöhnt genervt auf; denn ganz sicher kommt jetzt die Belehrung, die sie schon prophezeit hat.
»Mit dem Abschluss an einer Privatschule hat er eine bessere Auswahl an Colleges und bessere Karrierechancen. Ihr müsst an die Zukunft eures Kindes denken. Ohne den Abschluss eines guten Colleges wird er nur ein Tellerwäscher bleiben.«
»Ich habe auch keinen College Abschluss«, wehre ich ihre Belehrung ab, um ihr zu verdeutlichen, auch ohne eines solchen etwas erreichen zu können.
»Du hast meine Tochter geheiratet«, kommt es fast schon abfällig von ihr. »Einer der unsittlichsten Wege, die man ohne Bildung gehen kann.«
Diese Aussage überrascht und schockt mich gleichermaßen. Nach über vier Jahren dachte ich, ein gutes Verhältnis zu ihr zu haben, und nie erweckte es den Eindruck, dass sie solch ein Denken über mich hat. Jetzt diese Worte zu hören verletzt mich sogar. Tatsächlich habe ich sogar das Bedürfnis, sie des Hauses zu verweisen.
»Wie weit hast du es denn mit Privatschule und College geschafft, hm?«, wirft Jolene diese Abfälligkeit zurück und nimmt mich damit in Schutz. Mit einem sehr bedrohlichen Blick sieht sie ihre Mutter an, der sie davor warnt, solche Äußerungen zu tätigen. »Über den Status einer Sklavin und Hure bist du nie hinaus gekommen.«
Jolenes Worte schocken mich aber genauso. Sogar Milly ist deutlich überrascht, solche von ihrer Tochter an den Kopf geworfen zu bekommen.
»Mätresse kann man es nicht nennen, sonst hättest du Rechte in deiner Ehe gehabt«, setzt meine Frau noch zynisch nach.
»Jolene«, zische ich und deute auf Chester, der unser Gespräch zwar nicht direkt verfolgt, weil er mit seinem Comic beschäftigt ist, uns aber trotzdem hören kann.
Damit macht sie Milly nicht nur sprachlos, sondern gibt auch sehr deutlich zu verstehen, das Thema damit auch zu beenden.
»Und jetzt darf ich dich bitten zu gehen. Wir haben noch zu tun.« Gleichgültig winkt Jolene zur Tür, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

»Was ist mit Chester?«, will Milly aber wissen.
»Er ist den Rest der Woche zuhause - so wie ich«, erkläre ich ihr und gebe ihr somit einen Wink mit dem Zaunpfahl, dass es immer noch mich gibt, die sich um ihn kümmert; und das seit vier Jahren erfolgreich.
»Was haltet ihr davon, wenn ich ihn mitnehme? Ich habe nichts weiter vor und kann ihn beschäftigen. Dann könnt ihr euch auf eure Arbeit konzentrieren«, schlägt sie vor. »Eine Privatschule ist teuer, da könnt ihr es euch nicht leisten, wenn ...«
»Okay«, unterbricht Jolene sie und erhält sofort überraschte Blicke von mir und Milly.
Denn eigentlich hatte ich das Angebot ablehnen wollen - vor allem, nachdem sie offenbart hat, was sie von mir hält. Dass Jolene so schnell zusagt, ist ungewöhnlich, vor allem wegen dem Verhalten ihrer Mutter wenige Minuten zuvor.
»Er kann ein paar Tage bei dir bleiben.«
»Ein paar Tage direkt?«, fragen Milly und ich zur selben Zeit verdutzt.
»Ein paar Tage mit Grandma??«, kommt es hingegen freudig von Chester.
»Ja, oder traust du dir das nicht zu?«, antwortet Jolene spöttisch.
»Ich nehme den Jungen sehr gerne für ein paar Tage mit«, lenkt sie direkt ein und schenkt Chester ein erfreutes Lächeln. »Ich bin nur verwundert, dass du den Vorschlag machst«, wendet sie sich wieder an Jolene.
»Das tue ich auch nur, weil es uns sehr gelegen kommt.«
»Gelegen?«, hakt Milly skeptisch nach. »Was ist so wichtig, dass ihr euren Sohn für ein paar Tage abschiebt?«
»Dann kann ich meiner Frau in aller Ruhe ein Baby machen«, grinst Jolene verstohlen und zuckt mit ihren Augenbrauen. Wohlwissend, ihrer Mutter Empörung zu entlocken.
»Ein Baby machen?« Verwundert blinzelt Milly und sieht mich an. »Ich dachte, du bist bereits schwanger?!«
»War«, antwortet jedoch Jolene und bedeutet mit einem Blick, das Thema nicht weiter zu bearbeiten.
Milly sieht ihre Tochter von oben bis unten musternd an. »Was meinst du damit, ihr ein Baby zu machen? Dass du sie zum Arzt begleitest? Das sollte doch selbstverständlich sein.«
»Nein« Jolene schüttelt den Kopf und grinst erneut schelmisch. »Wir werden Sex haben. Ausgiebig.«
Sofort hebt Milly eine Hand, damit Jolene das nicht weiter ausführt. »Ich habe mittlerweile verstanden, dass unsere Gesellschaft 'bunt' geworden ist. Aber ich wüsste nicht, dass der Fortschritt schon so weit ist, dass eine Frau mit einer anderen ein Kind zeugen kann.« Ihr Blick wandert abschätzig zwischen uns hin und her.

Jolene legt ihr Grinsen nicht ab, stellt sich hinter mich und legt ihre Arme um mich; ihre Hände dabei auf meinen Bauch.
»Wir brauchen nur eine Kleinigkeit von einem Mann. Den Rest kann ich selbst erledigen«, erklärt sie amüsiert.
Noch einen Moment mustert uns Milly eindringlich. »Das ist so unnatürlich«, echauffiert sie sich.
»Wo ist das unnatürlich, wenn meine Frau Sperma empfängt?«
»Dass du es ihr gibst.«
Jolene stöhnt genervt. »Soll meine Frau also mit einem Mann ins Bett, um schwanger zu werden?«, fragt sie zynisch und kitzelt damit den christlichen Glauben ihrer Mutter. Denn immerhin haben wir vor ihrem Gott geschworen, uns bis zum Lebensende treu zu sein.
»Daddy hilft Mama«, schaltet sich Chester ein.
Geschockt schießt Millys Blick zu ihm, dann zurück zu uns. Aber bevor sie darauf eingeht, schickt sie Chester nach oben, damit er seine Tasche für die nächsten Tage packt.
Nur sehr widerwillig folgt er ihrer Aufforderung, denn dieses Thema interessiert auch ihn, weshalb er weiter mithören möchte.
»Sein Vater wird auch der Vater eures zweiten Kindes??«, fragt sie dann entsetzt, als Chester außer Hörweite ist. »Wieso ausgerechnet er??«
»Weil er Chester sehr gut hinbekommen hat?!«, antworte ich zynisch und bin ehrlich gesagt sauer darüber, dass sie noch immer kein gutes Bild von Johnny hat. Dabei sollte sie nach all den Jahren wissen, welch ein guter Mensch er ist und die Sache mit der Mafia von ihrem eigenen Mann eingefädelt wurde.
»Ihr macht mich verrückt!«, echauffiert sie sich erneut und wirft die Arme in die Luft.
»Du bist es längst«, grunzt Jolene.
»Ich habe akzeptiert, dass ihr beiden eine Beziehung führt und nun auch verheiratet seid. Aber mit eurem sonderbaren Lebenstil komme ich einfach nicht klar«, schüttelt sie unverständlich den Kopf.
»Sonderbaren Lebensstil?«, fragen Jolene und ich gleichzeitig.
»Diese Dreiecksbeziehung mit deiner Cousine! Und jetzt holst du auch noch deinen Ex-Mann ins Bett?«, deutet Milly ihr Problem an und lässt uns wissen, worauf sie hinaus will.
Erneut verdreht Jolene genervt die Augen und sieht mich an. »Vielleicht sollten wir noch Amber und Jessica dazuholen«, gibt sie grübelnd von sich und ich weiß sofort, was sie vor hat.
»Der arme Johnny«, kichere ich dann.
»Dennis kann ihn ja unterstützen.«
»Dann muss Winnie aber auch dabei sein.«
»Zum Glück haben wir ein großes Bett«, gluckst Jolene.
»Stopp!«, unterbricht uns Milly. »Ich weiß, was ihr da versucht!« Tadelnd wedelt sie mit ihrem Finger. »Diesmal kriegt ihr mich damit nicht.« Um dieses Thema zu beenden, ruft sie nach Chester, damit sich dieser beeilt, seine Tasche zu packen.

Um sicher zu gehen, dass er vernünftig packt und auch nur das, was er braucht, gehe ich sicherheitshalber nach oben zu ihm, um ihm zu helfen.
Wobei meine eigentliche Intention einfach nur jene ist, um diese Frau nicht mehr vor Augen zu haben. Wenn Milly nicht gerade wegen ihres Glaubens mit uns kollidiert, ist sie eigentlich ein sehr netter Mensch. Etwas sonderbar und eigenartig, aber durchaus mit einem guten Kern.
Allerdings überdenke ich diese Meinung nach heute vielleicht. Von ihr vorgeworfen zu bekommen, ich hätte ihre Tochter wegen des Geldes und des Erfolgs geheiratet, weil ich ohne einen Collegeabschluss vollkommen ungebildet und unfähig bin, war schon ein mächtiger Schlag in die Magengrube.
Eigentlich hatte sich das Verhältnis - insbesondere zwischen ihr und Jolene - seit der Inhaftierung des Admirals gebessert. Die Spitzen, die sie sich schon immer hin und her geworfen haben, blieben auch in all den Jahren nicht aus, aber sie waren weitaus harmloser und weniger böse gewesen.
Und auch mir gegenüber war Milly immer unglaublich lieb und fürsorglich gewesen, weshalb ich davon ausging, von ihr richtig akzeptiert zu sein.
Anscheinend habe ich mich da geirrt.
Mir ist bewusst, dass sie ihre Grundeinstellung nie gänzlich ablegen wird, aber ich hatte mit deutlich mehr Akzeptanz gerechnet.

Ich blick' bei Milly nicht durch. Denn als ich mit Chester nach unten komme, scheint sich ihre Meinung über mich wieder geändert zu haben. Für ihre Verhältnisse liebevoll tätschelt sie mir erst die Schulter, legt dann ihre Hand auf meine Wange und lächelt mich an.
»Ich würde mich sehr über ein zweites Enkelkind freuen«, äußert sie mit ebensolch liebevoller Stimme. »Auch von dir. Denn du bist meine Schwiegertochter und ich liebe dich«, fügt sie hinzu und verwirrt mich nur noch mehr. Diese Aussage steht irgendwie im Widerspruch zu dem, was sie da eben losgelassen hat.
Trotzdem kann ich mir ein Lächeln abringen und nicke ihr zu. Ein Wort auszusprechen gelingt mir nicht, dafür ist meine Kehle zu trocken und meine Überraschung zu groß.

Jolene (+Family)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt