Als ich mich gerade umdrehe, wird die Haustür geöffnet. Sofort atme ich tief durch und versuche, meine Gefühle zu kontrollieren, weil ich glaube, Jolene kehrt nochmal zurück.
Aber dann sind es Kyle und Matt, die das Haus betreten und mit einem knappen »Hi, Tante Cat« an mir vorbei rennen, die Treppen nach oben zu Chester.
Mein Blick dreht sich zur Tür zurück, in der Morgan steht. Auch sie ist verboten schick gekleidet. Ein schwarzes, enganliegendes Kleid, das Haut zeigt; viel Haut sogar.
An ihr vorbei erkenne ich den Mercedes von Amber vorm Haus stehen, die auf ihre Freundin wartet. Jolene scheint wohl schon eingestiegen zu sein, aber wegen der Spiegelung der Scheiben kann ich sie nicht sehen.
Schweigend, aber mit gehobener Augenbraue deute ich zur Treppe, über die die Jungs eben hochgerannt sind.
»Ehm ...«, kommt es von Morgan, die mich ebenfalls etwas irritiert ansieht. »So war es abgemacht.«
»Und wann wolltet ihr mich darüber informieren?«, frage ich überrumpelt.
»Jolene wollte es dir ...« Morgan hält inne und verdreht die Augen, als sie begreift, dass ihrer Cousine da wohl etwas entfallen ist.Als sie mich wieder ansieht, verändert sich ihr Ausdruck, denn natürlich fällt ihr mein momentaner Zustand direkt auf, und wie sehr ich mich beherrsche, nicht in Tränen auszubrechen. Sie hat dahingehend denselben Feinsinn wie Jolene und wittert mein schlechtes Gemüt drei Meilen gegen den Wind.
Sie schließt die Haustür und geht den fehlenden Schritt auf mich zu. Besorgt, aber auch prüfend sieht sie mir in die Augen.
»Was ist ...?«, beginnt sie, aber ich unterbreche sie sofort.
»Das ist wieder einer dieser Momente, in denen ich keine Reid gebrauchen kann!«, weise ich sie schroff ab und bringe wieder Distanz zwischen uns.
»Okay«, sagt sie und stockt. »Was ist passiert?«
»Ich werde nicht mit dir darüber reden«, weise ich erneut ab, drehe mich um und will in unsere Küche, in der Hoffnung, dort irgendwas tun zu können, das mich ablenkt.
»Babe«, spricht sie, ergreift mein Handgelenk und stoppt mich.
»Fass mich nicht an!«, fauche ich, entreiße mich ihr und funkle sie wütend an.
»Okay, stopp!« Ihr zunächst verwunderter Ausdruck verschwindet umgehend. Wieder ergreift sie mein Handgelenk und sieht mir mit ernster Miene entgegen. »Ich bin nicht Jolene! Und ich würde dich bitten, nicht jedes Mal auch auf mich sauer zu sein, wenn du auf sie sauer bist! Ich habe nichts zu deinen Gefühlen hier beigetragen.«
Seufzend schließe ich meine Augen und atme tief durch. »Es tut mir leid«, entschuldige ich mich und sehe ihr in die Augen. »Aber das hier«, sage ich und deute sinnbildlich über Morgan, »ist gerade das Mentos in der Cola.«
Morgans Mundwinkel zucken kurz, aber ein Schmunzeln unterdrückt sie und sieht mich auffordernd an.Da ich aus der Nummer sowieso nicht herauskomme, berichte ich ihr vom heutigen Tag und dem Disput den Jolene und ich hatten. Normalerweise würde ich nicht mit Morgan darüber reden, aber jetzt gerade bin ich so wütend und aufgewühlt, dass ich sonst nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen und Gedanken.
»Na schön«, sagt sie, zückt ihr Handy und tippt wild darin hinein. »Dann lassen wir das Mentos mal in die Cola fallen.« Jetzt lächelt sie mich an, während sie ihr Handy wieder wegsteckt.
Fast zur selben Zeit höre ich den Motor von Ambers Wagen, und höre auch, wie dieser über den Schotter unserer Einfahrt fährt und das Grundstück verlässt.
Verwundert sehe ich Morgan an.
»Sie werden heute ohne mich auskommen müssen«, erklärt sie.
»Nein, das ...«, will ich abwehren.
»Babe.« Sie unterbricht mich und zieht mich näher an sich. Sanft legt sie ihre Hand auf meine Wange und sieht mir direkt in die Augen.
»Du kannst nicht einfach ...«, beginne ich wieder. »Sie brauchen dich. Das ist wichtig.«
»Du bist wichtiger«, antwortet sie.
Mein Herz gerät ins Stolpern und ich kann nicht ausmachen, weshalb. Weil es mich freut? Weil es mir weh tut?
»Fast schon traurig, dass ausgerechnet meine Frau das nicht so sieht.« Nochmals atme ich tief durch.
»Das ist nicht wahr, und das weißt du«, widerspricht sie mir.
»Ach, ist es nicht?«, frage ich aufgebracht und zeige verdeutlichend zur Tür.
»Ein Wort von dir, und sie hätte den heutigen Abend gecancelt und wäre bei dir geblieben.«
»Sie hätte es auch ohne ein Wort von mir tun können. Du hast es ja auch getan.«
Morgan seufzt. »Mich benötigen sie heute Abend nicht zwingend, aber Jolene ist unverzichtbar.« Erneut zieht sie mich zu sich und legt ihre Arme um mich.
Diesmal wehre ich mich nicht dagegen und erwidere ihr feste Umarmung. Und als ich ihre Lippen auf meiner Stirn spüre, schließe meine Augen und genieße diese wohltuende Nähe.
»Diese Situation geht auch nicht einfach so an ihr vorbei«, spricht sie sanft. »Vermutlich wird sie heute auch mehr aus dieser Verhandlung herausholen, als sie eigentlich vorgehabt hat«, gibt sie grübelnd von sich. Dann zuckt sie mit den Schultern und grinst. »Die Typen von HTS werden jedenfalls keinen Spaß an der Verhandlung haben.«
Damit bringt sie mich dann doch zum Schmunzeln. Ja, vermutlich hat sie recht. Wenn Jolene sauer ist - und das ist sie zweifelsohne - endet das für ihre Geschäftspartner selten gut.
Wieder legt Morgan ihre Hand auf meine Wange und sieht mit intensiv in die Augen. Leicht neigt sie dabei ihren Kopf. Ihr Blick ist sanft, aber trotzdem spüre ich, wie sie versucht, in meine Gedanken einzudringen und diese zum Schweigen zu bringen.
Und sie schafft es, als sie erneut meine Stirn küsst und mich dabei fest an sich drückt.
»Das Mentos ist wohl nicht in die Cola gefallen«, murmle ich in ihre Schulter hinein und spüre, wie ihr Körper wegen ihres Lachens bebt.
»Doch, aber mit süßen Mentos' klappt das nicht«, weiß sie zu begründen und zuckt frech mit den Augenbrauen.
Jetzt lache ich, wenn auch nur kurz und leise, und löse mich aus ihrer Umarmung.
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Jolene (+Family)
Romance{ Teil 3 von 'Jolene' } Kinder haben ist nicht schwer - Kinder kriegen dagegen sehr. Oder war es andersrum? Für Cait ist es jedenfalls so. Seit gut einem Jahr versuchen sie und Jolene ein gemeinsames Baby zu bekommen, aber das Glück war ihnen bisher...