[Zwanzig] - Bienchen und Blümchen

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Immer noch irritiert drehe ich mich Jolene zu, nachdem Milly mit Chester das Haus verlassen hat und wir nun alleine sind.
»Kannst du mir das erklären?«, will ich von meiner Frau wissen.
Jolene aber schmunzelt nur und kommt auf mich zu. »Du solltest nach vier Jahren wissen, wie verkorkst diese Frau ist.«
Am liebsten würde ich sie fragen, wie sie das ihr Leben lang ausgehalten hat, aber ich kenne die Antwort bereits, da ich sie das schon mehrmals gefragt habe.
Ich weiß, ich darf Millys Aussagen nicht immer persönlich nehmen, denn auch Jolene darf sich gerne mal Vorwürfe für all ihre Entscheidungen anhören.
Sei's, weil sie mit achtzehn das Weite gesucht und sich ein Leben fernab ihres Zuhauses aufgebaut hat, oder sie die Führung eines großen Unternehmens übernommen hat und sich beruflich in einer Männerdomäne bewegt, oder aber weil sie schwanger war, bevor sie geheiratet hat und sich vom Kindesvater dann trennte, um mit einer Frau zusammenzusein, mit der sie nun sogar verheiratet ist.
Nichts konnte Jolene in ihren Augen richtig machen. Vermutlich hätte sie selbst dann etwas an ihr auszusetzen, wenn diese sich für ein Leben als Hausfrau und Mutter entschieden hätte.
Vermutlich wären dann ihre Haare zu lang, die Hüften zu schmal, die Augen zu grün; der Käsekuchen zu käsig, die Suppe zu flüssig und die Curly Fries zu curly. Irgendwas hätte Milly gefunden.

»Ich werde jetzt wieder zu BNS fahren«, reißt mich Jolene aus meinen Gedanken. »Genieße deinen restlichen freien Tag«, flüstert sie liebevoll, als sie mich zu sich zieht und sich zu mir beugt.
Sanft legt sie ihre Lippen auf meine, um sich mit einem Kuss zu verabschieden.
Doch diesmal ist er ungewohnt zärtlich und viel zu innig, als wir ihn uns üblicherweise schenken. Deshalb schlinge ich meine Arme um sie und drücke sie an mich, um es zu genießen.
Scheinbar geht es ihr genauso, denn sie hört nicht auf mich zu küssen und wird sogar noch intensiver.
So sehr, dass dieser Kuss die Leidenschaft in uns weckt.
Nicht nur meine Atmung beschleunigt sich - auch ihre. Insbesondere, als sich ihre Hand unter mein Oberteil schummelt und sie meine Haut zärtlich streichelt.
»Scheiß drauf«, brummt sie plötzlich und wirft nicht nur ihr Vorhaben, zu BNS zu fahren, beiseite, sondern auch mein T-Shirt, das sie mir ruckartig ausgezogen hat.
Aber auch ich bin aufgeheizt und deshalb glücklich darüber, dass sie mich so nicht hier alleine lässt; auch ihr Oberteil landet irgendwo in diesem Raum.

Wild küssend stolpern wir die Treppe nach oben in unser Schlafzimmer, wo sie mich förmlich aufs Bett stößt und sich über mich beugt.
Voller Ekstase führen wir dort unsere Leidenschaft fort und entledigen uns den letzten, störenden Kleidungsstücken.
Nur kurz unterbricht sie, um auf ihrem Handy herumzudrücken. Vermutlich, um es stumm zu schalten, damit uns keiner stört, weil man sie vermisst.
Aber das tut unserer Lust keinen Abbruch, weil ich sie derweil trotzdem mit meinen Küssen verwöhne.

Wir wälzen uns im Bett hin und her, und können uns auf keine Position einigen.
»Warum tust du mir das an?«, knurre ich dann, als ich begreife, dass sie mir den Sex verwehrt und nur mit mir spielt.
Mittlerweile kocht mein Blut vor Lust so sehr, dass ich das Gefühl habe, zu verbrennen, wenn sie mich jetzt nicht endlich erlöst; oder mir wenigstens erlaubt, ihr diese Erlösung zu verschaffen, aber nicht mal das lässt sie zu.
»Es wird so viel intensiver, wenn du aufgeheizt bist«, begründet sie grinsend, ohne ihre Berührungen zu unterbrechen.
»Ich bin schon aufgeheizt!« Mein Versuch, wütend zu klingen, scheitert. Stattdessen klingt es viel mehr verzweifelt und flehend, was Jolene ein noch stärkeres Grinsen entlockt.
Frustriert schnaubend versuche ich, ihre Hand, die über meinen Innenschenkel streicht, zwischen meine Beine zu dirigieren. Zunächst erlaubt sie es mir, tut dann aber nichts mehr, sondern küsst meinen Hals, in den sie sich kurz festsaugt.
Sobald ich wieder Luft in meiner Lunge habe, werde ich sie anschreien; das schwöre ich mir innerlich.

Doch so weit kommt es nicht, denn das Vibrieren ihres Handys veranlasst sie dazu, gänzlich aufzuhören, danach zu greifen und aus dem Bett zu steigen.
Kommentarlos verlässt sie unser Schlafzimmer, während sie auf ihr Telefon starrt.
»Ist das jetzt dein beschissener Ernst??«, frage ich sie wütend und empört zugleich, erhalte darauf aber keine Antwort.
Wenn mich mein vor Lust schmerzender Unterleib nicht davon abhalten würde, würde ich ihr folgen und ihr ein Kissen an den Kopf werfen ... und das zweite auch. Mit Wucht, damit es weh tut.
Letztlich aber schaffe ich es nur ins Badezimmer, wo ich mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht werfe, um mein aufgeheiztes Blut abzukühlen.
Das war's dann wohl, die Sache ist gelaufen, und ich denke ich habe jedes Recht dazu, sauer auf sie zu sein. Diese Aktion wird definitiv Konsequenzen haben.
Sie muss schon einen triftigen Grund aufbringen, damit ich ihr diese Tat verzeihe.

Jolene (+Family)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt