[Siebenundfünfzig] - So ein Mist

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Als ich am späten Nachmittag mit Jessica und Amber nach draußen gehe, um alles für das geplante Barbecue vorzubereiten, erkenne ich all die Pferde, die am Paddock angebunden stehen und bereits abgesattelt sind. Aber von Jolene, Chester und den anderen ist weit und breit nichts zu sehen, weshalb ich mich dazu entschließe, dorthin zugehen, um nachzusehen, wo alle sind.
Im Kuhstall, in dem die Herde, die sie heute weggebracht haben, untergebracht war, werde ich fündig. Die letzte Aufgabe des Tages ist wohl, diesen zu misten.
Augenblicklich bereue ich es, meiner Neugier nachgegangen zu sein, als ich Morgan erblicke, die nicht nur die Knöpfe ihres Hemdes weit geöffnet hat, sondern auch, wie sie dieses bis unter ihre Brust gekrempelt und dort zu einem knoten gebunden hat. Dadurch zeigt sie viel Haut. Viel verschwitzte Haut, und mein Körper reagiert sofort auf diesen Anblick.
Innerlich raunend versuche ich, mich davon nicht zu sehr beeindrucken zu lassen und sehe zu Jolene. Zu meinem Leidwesen sieht sie aber genauso aus. Das Hemd bis unter die Brust hochgezogen und verknotet, die Knöpfe bis zwischen ihren Brüsten offen. Auch ihre Haut glänzt vor Schweiß und ihr Anblick erregt mich mehr, als ich es jetzt gerade möchte.
Sofort zeigt sich ein freches Schmunzeln auf ihren Lippen, als sie auch mich erblickt und auf mich zukommt.
»Tu's nicht«, warne ich sie und halte meine Hand nach oben, um sie zu stoppen. Ich möchte nicht, dass sie sich mir noch weiter nähert, weil ich so schon Probleme damit habe, meine Gefühle im Zaum zu halten.
Jolene aber ignoriert das und kommt ungehindert auf mich zu.
»Wir können uns ja ein ruhiges Fleckchen suchen«, haucht sie verführerisch in mein Ohr und zieht mich nah zu sich. »Das Land der Gilberts ist groß und ich kenne da einen schön Ort, an dem ganz sicher weit und breit keiner ist.« Ungezügelt legt sie ihre Lippen an meinen Hals und verwöhnt diesen mit reizenden Küssen.
Gerade, als ich meine Hände in ihren Nacken lege, um sie für einen Kuss zu mir zu ziehen, wird diese verführerische Nähe von Chesters Gebrüll unterbrochen, das mich augenblicklich in die Realität zurück reißt.

Wir beide sehen in den Stall hinein, wo er sich vor Morgan aufbäumt und wild argumentiert. Sie selbst steht unbeeindruckt mit verschränkten Armen vor ihm und sieht mit gehobener Augenbraue auf ihn hinab.
Bis eben haben er und Kyle nur Unfug getrieben, und wurden von Morgan zurechtgewiesen. Das wiederum gefällt Chester überhaupt nicht, der sich deshalb gegen ihre Anweisungen wehrt, während Kyle seine Mutter gut genug kennt, und tut, was sie von ihm verlangt.
»Das macht keinen Spaß und ist voll doof!«, beschwert er sich, wirft die Mistgabel von sich und verschränkt seine Arme ebenfalls vor der Brust.
Morgan bleibt von seinem kleinen Tobsuchtsanfall unbeeindruckt.
»Du wolltest unbedingt Cowboy werden. Das hier gehört nunmal dazu.« Sie hebt die Mistgabel wieder auf und drückt sie ihm in die Hand zurück. »Also tu' auch, was ein Cowboy zu machen hat.«
Chester schnaubt und sieht zu uns rüber.
»Mama!«, fordert er Jolenes Unterstützung, während er auf uns zugeht, aber diese schüttelt nur den Kopf und gibt ihm zu verstehen, in dieser Angelegenheit hinter Morgan zu stehen.
»Mom!?«, versucht er es dann bei mir, erhält aber auch von mir eine Ablehnung, weshalb er sich bockig zu Boden fallen lässt und die Arme verschränkt. Trotzdem drückt er ordentlich auf die Tränendrüse, in der Hoffnung, damit Mitleid zu erregen.

Jolene wendet sich mir wieder zu, lächelt mich liebevoll an und schenkt mir einen ebensolchen Kuss, bevor sie wieder in den Stall hineingeht, um sich an die Arbeit zu machen.
Dabei ignoriert sie ihren Sohn, als sie an ihm vorbeigeht; sehr zum Missfallen von Chester, der nun hörbar los weint.
»Mom!!«, ruft er mir schluchzend hinterher, als auch ich mich umgedreht habe und zurück zum Haus gehen will, um beim Aufbauen weiter zu helfen.
Ich bleibe stehen und drehe mich ihm wieder zu. Sein Ausdruck, als auch seine Stimme sind so verzweifelt, dass ich ihn nicht ganz so standhaft ignorieren kann, wie Jolene.
Also seufze ich und erlaube ihm, zu mir zu kommen.
Weinend wirft er sich in meine Arme und schluchzt sein Leid in meine Schulter.
»Ches, Schatz«, spreche ich sanft und drücke ihn ein wenig von mir, um ihm in die Augen sehen zu können. Sanft wische ich seine nassen Wangen trocken. »Du wolltest unbedingt Cowboy werden, und das alles hier gehört nunmal dazu«, wiederhole ich Morgans Worte in einem sanfteren Ton.
»Ich will kein Cowboy mehr sein«, antwortet er trotzig. »Das ist voll doof!«
»Das ist auch okay, aber trotzdem bist du für dieses Wochenende ein richtiger Cowboy. Und richtige Cowboys machen nunmal diese harte Arbeit, bis sie fertig sind. Sei Tapfer und stell' dich dieser Herausforderung. Dann kannst du auch jedem zu Recht erzählen, was du hier alles geleistet hast.« Sanft streichle ich ihm über die Wange, während ich an seinen Reid-Stolz appelliere. »Und auch wir können überall stolz erzählen, welch harte Arbeit du hier gemeistert hast.«
Meine Worte scheinen ihn zu erreichen, denn er schluchzt die letzten Tränen unter und nickt.

Jolene (+Family)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt