Part 68 - Weltfremde Nahrungsvorräte

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„Hey, Josy, aufwachen!“ Jemand rüttelt an meinem Arm, sodass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als aufzuwachen. Ich öffne die Augen und mein Blick fällt direkt an die Decke über mir, die einen kleineren Abstand zu mir hat, als normalerweise. Aber so ist das eben, wenn man das oberste Bett in einem Dreierstockbett hat. Wenn man nicht aufpasst, beginnt der Tag schon mit einer netten, kleinen Beule am Kopf, aber glücklicherweise bin ich ja nicht übereifrig aufgestanden.

„Ich bin ja schon wach“, grummele ich in mein Kopfkissen, als ich mich noch einmal umdrehe, und höre von vor dem Vorhang, der das Bett, wie jedes andere auch, vom Gang abtrennt, um wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu wahren, ein Lachen.

Mit meinem Schlafplatz ganz oben habe ich noch nicht mal so viel Pech gehabt. Es ist meiner Meinung nach auf jeden Fall besser, als in der Mitte, wo man dann praktisch eingequetscht ist zwischen zwei Chaoten, oder unten, was für mich das schlimmste Übel von allen wäre. Alleine der Gedanke, dass jemand über mir auf dem Bett liegt und einfach mal den ganzen Staub und was weiß ich noch nachts nach unten durchfurzt... grr. Bei Logan weiß man schließlich nie, was der sich wieder einfallen lässt, um einen hier rauszuekeln. Nein, danke, aber ich nehme dann doch lieber ganz oben.

Einen Nachteil, der vielleicht auch irgendwie ein Vorteil ist, wenn man die Jungs um sich hat, ist, dass man auch ganz sicher wach ist, wenn man aufgestanden ist. Das hat zwei ganz einfache Gründe. Entweder man ist wach und kann somit auch mit voller Konzentration aus dem Bett und auf den Boden runterklettern, was schon geradezu gemeingefährlich ist, so dämlich wie diese Leiter angebracht ist. Wenn das überhaupt den Namen Leiter verdient hat, aber gut. Die zweite Möglichkeit ist, dass man an eben dieser Leiter scheitert und eine kleine Exkursion als Vogel macht und nett nach unten segelt. Da kann man sich sicher sein, dass man ebenfalls wach ist, wenn man unten ist. Außer man hat Nerven aus Drahtseilen, aber wir wollen hier ja mal nicht vom Absurdesten ausgehen.

Um erst mal wieder richtig zu Bewusstsein zu gelangen, stecke ich mich, sodass fast all meine Gelenke knacken, aber danach geht es mir definitiv besser. Es geht doch nichts über ein ordentliches Knackkonzert der Gelenke am Morgen.

Mühsam setze ich mich auf, oder wie man diese Embryonalposition hier nennen soll, und schiebe meinen Vorhang zur Seite. Ein Blick in den Gang zeigt mir, dass ich die Letzte bin, denn alle anderen Vorhänge sind schon offen und bringen zerwühlte Betten zum Vorschein. Wenigsten in diesem Sinne sind sie normal. Wenn die Betten jetzt auch noch alle ordentlich gemacht wären, hätte ich mir eher Sorgen gemacht, aber so ist das ja nicht nötig.

Mit einigen ungeschickten Bewegungen schaffe ich es dann tatsächlich halbwegs unfallfrei nach unten. Dass sich die anderen alle im Gemeinschaftsraum aufhalten ist reine Spekulation, aber da es ja ansonsten nur noch das Bad gibt, bin ich mal das Risiko eingegangen, vielleicht einen Umweg zu machen.

Mein Mut hat sich allerdings gelohnt, denn sie sind, welch eine Überraschung, wirklich gerade alle dabei, irgendetwas Essbares in sich reinzustopfen und währenddessen herzlich wenig Rücksicht auf die Möbel zu nehmen.

Na ja, bei dem Anblick von Logan frage ich mich gerade ernsthaft, ob ich meine Definition von gelohnt nicht mal wieder überarbeiten sollte.

„Na, Josy, auch endlich von den Toten auferstanden?“ Meine Hoffnungen, dass mich noch keiner entdeckt hat und ich mich still und heimlich ins Badezimmer verkriechen kann, damit ich wenigstens noch eine ganz kurze Pause habe, bevor diese Tyrannen wieder auf mich losgelassen werden, löst sich in Nichts auf, als ich eine warme Hand spüre, die gegen meine Schulter gehauen wird.

„Wie kommt es, dass du einen Zombie auf den ersten Blick erkennen kannst?“, wende ich mich Ashton zu und sehe ihn mit einem versteinerten Gesicht an, das die kleinen Nachbarskinder immer so gruselig gefunden haben, dass sie abgehauen sind und mich in Ruhe gelassen haben. Wer weiß, vielleicht klappt das ja auch bei Ashton und ich bekomme doch noch meine kleine Auszeit, bevor er hier noch alle auf mich aufmerksam macht.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt