Part 56 - Pumuckel auf Reise

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Gestern haben Logan und ich uns geflissentlich ignoriert. Ist auch besser so, denn ich weiß nicht, wozu ich in halbwegs ausgeschlafenem Zustand und nicht auf dem Balkon fähig bin. Nun ja, eigentlich weiß ich es schon, aber ich hänge doch schon an diesem Job. Und das lasse ich mir nicht von irgendeinem dahergelaufenen Logan Morrison vermasseln. Das hätte er wohl gerne!

Heute ist das leider nicht ganz so leicht möglich, denn uns steht eine Fährfahrt bevor. Ja, ich habe endlich mal etwas mitbekommen. Gut, das lag vielleicht daran, dass Mr Morrison gestern einen ziemlichen Anfall bekommen hat, als er erfahren hat, dass es wohl ein leichtes Kommunikationsproblem gab und es noch niemand für nötig befunden hat, Fahrkarten zu kaufen. Aber gestern hat er Mr Schrank losgeschickt, um das nachzuholen. Jetzt müssen wir wenigstens nicht noch Stunden anstehen, bis wir auf das Schiff dürfen.

„Bist du soweit?“ Lucy streckt den Kopf in unser Zimmer. Sie ist schon seit einer Stunde fertig mit Packen und hat sich zu Ashton gesellt, der einen Witz nach dem anderen gerissen hat. Besonders witzig waren sie meiner Meinung nach nicht, aber ich mag es, wenn er mal wieder aus dem Nähkästchen plaudert und erzählt, wie sich Logan immer mal wieder blamiert hat. Dass er das noch immer kann, haben wir ja beim letzten Konzert gesehen.

Ich habe bis eben noch nicht mal angefangen, meine sieben Sachen zusammenzusammeln, aber bei mir sind es eben auch wirklich nur sieben Sachen. Und die kann ich vollkommen hemmungslos irgendwie in meinen Rucksack stopfen. Sie irgendwie in meinen Koffer einzupassen will ich jetzt nicht. Ist mir irgendwie zu anstrengend, aber wer kennt das nicht? Eigentlich ist mir heute auch das einfach in-den-Rucksack-Stopfen zu aufwändig, aber irgendwo muss es ja hin. Wenn ich bei meinem nächsten Einsatz ohne meine supertollen schwarzen Klamotten auftauche, springt Mr Morrison noch im Dreieck. Manchmal komme ich mir in diesen Sachen vor, als wäre ich irgendeine Möchtegern-Spionin auf geheimer Mission. Ja, und dann kommt mir wieder in Gedanken, dass ich nur auf ein paar verwöhnte Kinder aufpassen muss. So schnell kann eine Fantasie, wie eine Seifenblase, platzen. Puff!

„Ja“, antworte ich und schmeiße irgendwas Schwarzes in meinen Rucksack, ohne diesem noch einen weiteren Blick zu widmen. Mit einem abschließenden Seufzer stemme ich, ganz wie meine Oma früher immer, wenn sie zum hundertfünfzigsten Mal an diesem Tag fertig mit Staubwischen war, die Hände in die Hüfte und schüttele mit einer gekonnten Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wow, ich verwandle mich in ein Klischee. Okay, jetzt kommt bestimmt gleich wieder etwas, was das ausgleichen wird. Ich kenne mich und mein Leben. Es ist wahrscheinlich gerade die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Nur, dass bei mir die „Ruhe“ für gewöhnlich einem Tornado entspricht und der „Sturm“ einer ausgewachsenen Naturkatastrophe gleichkommt.

„Sicher?“, fragt sie noch einmal mit einem Grinsen nach. Ist es etwa nicht glaubhaft, wenn ich sage, dass ich fertig bin und währenddessen weiter zusammenpacke? Lucy kommt durch die Tür geschlüpft und bleibt vor mir stehen. Was wird das jetzt?

Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

„Ja...?“, versichere ich ihr ein wenig zögerlich. So grinsend, wie sie hier vor mir steht und mich anstarrt, macht sie mir ein wenig Angst. Wenn die Jungs ihr irgendwelche Drogen untergejubelt haben, dann haben sie ein gewaltiges Problem! „Ist was?“, frage ich allerdings lieber noch einmal nach.

„Nein, wieso?“, kommt es nun ihrerseits und sie wirkt verwirrt. Hallo? Hat sie nicht gerade mitbekommen, dass sie einem Endlager für radioaktivem Müll hätte Konkurrenz machen können?

„Du hast mich angestrahlt, als hättest du etwas gewonnen“, antworte ich deshalb und beobachte sie dabei. Und, wie erwartet, schleicht sich erneut ein Lächeln auf ihr Gesicht. Zwar ist es wesentlich kleiner, als das davor, aber somit ist wenigstens auch nicht so beängstigend. Sie kam ja wirklich rüber, wie auf Drogen.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt