Part 27 - Unsanftes Erwachen

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„Josy!" Jemand rüttelt mich. Oh, Mann! Ich will weiter schlafen! So, wie ich mich fühle, ist es noch mitten in der Nacht. Also drehe ich mich natürlich grummelnd gegen die Wand und rutsche von den nervigen Händen ein Stückchen weg. Doch, wie es immer so ist, es bringt nichts. Die kommen einfach hinterher. Und dann, als ich nicht weiter reagiere, wird es schlagartig kühler. Ich sage bewusst nicht kalt, schließlich ist es Sommer, da wird es nicht kalt. Allerdings sind wir, wie ich ja mittlerweile weiß, in London, was so viel heißt, es ist Sommer, steht ja auf dem Kalender, aber erwartet bitte nicht, dass man das an den Temperaturen auch merkt. Okay, vielleicht übertreibe ich es ein bisschen, aber zu Hause in Detroit war es definitiv wärmer. Auch ohne Decke. Denn die ist, wie ich so langsam realisiere, nicht mehr auf mir, wo sie mich wie ein Sandwich zusammen mit der Matratze die ganze Nacht umschlungen hatte, sondern weg. Genervt und mit den Nerven schon vorm Aufstehen komplett am Ende, quäle ich meinen Körper dazu, die Augen aufzuschlagen. Und das gerade noch rechtzeitig, wie ich merke, denn direkt vor mir steht ein grinsender Ashton, der einen Eimer in der Hand hält, der Wasser enthält. Und das schon ziemlich schief. Wenn ich ihn richtig einschätze, ist das auch noch kaltes Wasser. Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich richte mich langsam auf. Na ja und hoffe, dass es ein wenig bedrohlich aussieht. Hey, ich bin gerade erst aufgewacht, da ist es schon eine Leistung, dass ich überhaupt schon verstanden habe, was er vorhat.

„Ich habe echt versucht, dich wach zu bekommen, aber Ashton hat sich nicht davon abhalten lassen", gibt da plötzlich eine wieder sehr schüchterne Lucy von sich, die nur ein kleines bisschen hinter Ashton hervorlugt. Hm, wieso überrascht es mich nicht, dass sie ihn nicht von dieser Aktion abhalten konnte. Vielleicht würde ich ausrasten, wenn es wirklich so weit gekommen wäre, dass er mir den Eimer über den Kopf geschüttet hätte, so aber frage ich mich eigentlich nur, woher Ashton das überhaupt wusste.

Mittlerweile ist mein Hirn auch wieder, zumindest ansatzweise, wach, sodass ich misstrauisch die Augenbraue hochziehe. „Darüber reden wir später", meine ich zu ihr und sehe, wie sie zusammenzuckt. Och je, jetzt habe ich anscheinend auch noch einen Teil dazu beigetragen, dass ihr Selbstbewusstsein nachlässt. Falls es jemals vorhanden gewesen sein sollte. „Und du verziehst dich jetzt, bevor ich dir den Eimer selbst über den Kopf schütte!", fahre ich Ashton an. Und gestern dachte ich noch, dass er vielleicht ganz in Ordnung sein könnte. Doch anstatt beleidigt zu sein, wie es jeder normale Mensch in dieser Situation sein sollte, fängt der einfach an zu lachen! Wenn es eins gibt, das ich so was von gar nicht abkann, dann sind es Menschen, die schon morgens, also gefühlt mitten in der Nacht, supergut drauf sind. Das macht mir immer sofort schlechte Laune. Das heißt, wenn sie nicht schon vorher auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt ist.

„Jetzt bist du ja wach!" Er grinst. Grummel! Wie gerne würde ich ihm das Grinsen jetzt aus dem Gesicht wischen ... da kommt wohl der Sadist in mir wieder zum Vorschein. „Obwohl es bestimmt lustig gewesen wäre, dich zu sehen, wenn du wie ein begossener Pudel auf dem Bett hocken würdest"

„Raus!", sage ich ruhig, aber mit drohendem Unterton. Was hatte der heute Morgen genommen, bevor er zu uns ins Zimmer gekommen ist, dass er so übermütig ist? Gestern noch einen auf „ich kenne dich nicht" machen und heute so selbstsicher, als ob ich ihm nicht jedes Körperteil einzeln brechen könnte. Was ich natürlich nie machen würde. Ich mache so etwas selbstverständlich nur aus triftigem Grund ... also aus ebensolchen, wie das morgens unsanft aus dem Bett Werfen, wenn ich es mal vorsichtig formuliere. Das versteht sich ja von selbst.

„Schon gut, schon gut" Er dreht sich grinsend um und macht sich mitsamt dem Wassereimer dran, dass Zimmer zu verlassen. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, vorher noch einmal ein „wusste gar nicht, was für ein Morgenmuffel du bist" in den Raum zu stellen. Mein Schlüssel, der noch auf dem Nachttisch gelegen hatte, verfehlt ihn leider um einige Zentimeter. Glück gehabt!

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt