Was ist eigentlich schiefgelaufen...?

Part 63 - Grinsekrankheit und Freundschaften

„Hi!“, grüße ich, immer noch misstrauisch, zurück. Dann ziehe ich Lucy hinter mir hervor. „Das ist Lucy. Sie ist auch mit auf Tour.“ Weiteres erkläre ich nicht, denn ich bin mir nicht sicher, wie viel sich Flo gemerkt hat und dieser René generell weiß. Was hat er hier zu suchen?! Ich habe keine große Lust, dass noch so ein Superidiot sich in mein Leben einmischt und erst recht nicht das Wiedersehen mit Flo verdirbt.

„Ah, salut, Lucy. Schön dich kennenzulernen“, meint Flo fröhlich und überrumpelt sie mit einer Umarmung. Etwas schüchtern tritt sie hinterher wieder zurück. Als Flo das bemerkt, lacht sie laut los. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben! Sogar Josy hält es mit mir aus!“, ist ihre Reaktion darauf. Was soll das denn bitte heißen, dass sogar ich es mit ihr aushalte?! Als ob ich so einen schwachen Charakter habe, dass man sich kaum vorstellen kann, dass ich mit ihr klarkomme, oder was?

Auch Lucy scheint nicht ganz hinter ihre Aussage zu kommen, aber das wundert mich nicht. Wieso kann Flo nicht einmal reden, als wäre sie ein normaler Mensch, sodass es auch andere Normalsterbliche verstehen können? Da werde ich mich wohl nie dran gewöhnen können.

„Na, hast du denn noch nicht mitbekommen, dass Josy sehr leicht an die Decke geht, wenn sie etwas nervt?“ Flo lacht schon wieder. Argh, wenn sie so weiter macht, denkt Lucy noch wer weiß was von mir.

Schnell gehe ich einen Schritt auf sie zu und lege ich den Arm um die Schultern, sodass sie erst einmal kurz abgelenkt ist. Vielleicht hätte ich Lucy nicht gleich mit runter bringen sollen, dann hätte ich es möglicherweise etwas positiver beeinflussen können.

Ha, das hätte ich mir jetzt fast selber abgekauft!

„Willst du uns nicht lieber mal deinen Begleiter erklären?“, frage ich sehr freundlich. Wenn sie jetzt nicht merkt, dass ich auf alle Fälle eine Antwort haben will, und zwar sofort, dann weiß ich auch nicht. Zur Sicherheit drücke ich ihre Schulter etwas fester, als nötig, bevor ich sie wieder loslasse und mich Ron oder so ähnlich zuwende.

„Ja, natürlich.“ Kurz scheint sie verwirrt zu sein, über mein widersprüchliches Verhalten, aber sie fängt sich schnell wieder. Dann legt sie wiederum den Arm um Roys Schultern und grinst uns an. Jetzt bin ich aber gespannt. „Das ist mein Kumpel René, der mit mir mitgekommen ist, meine Tante zu besuchen. Na und da konnte ich ihn ja schlecht lassen. Freunde sollte man ja nicht im Stich lassen. Oder mit überfürsorglichen Tanten.“ Daraufhin fängt sie wieder an zu lachen. Auch der Junge, der anscheinend nicht Ralph heißt, dessen Namen ich mir aber trotzdem nicht merken kann, grinst. Ja, ja, grinse nur weiter, wenn du nervst, kannst du gleich wieder gehen.

Der R-Junge hält Lucy die Hand hin. „Salut“ Er lächelt schon wieder. Urgh, klingt ja wie eine ansteckene Krankheit. Ich sollte wohl Abstand halten.

Hat mir jemand etwas in mein Essen gemischt, oder wieso bin ich schon wieder so auf Krawall gebürstet? Ist ja schrecklich, aber es ist zu anstrengend, mich dagegen zu wehren.

„Hallo“, kommt es relativ leise von Lucy zurück, aber das Händereichen scheint ihr angenehmer zu sein, als einfach von Fremden umarmt zu werden. Absolut nachvollziehbar. Ich bin auch kein großer Fan davon, aber na ja, man kann ja nicht alle von seinen Ansichten überzeugen. Wenigstens scheint dieser R-was-auch-immer aufmerksam genug zu sein, um das zu bemerken. Vielleicht sollte ich nicht so streng mit ihm sein. Flo wird schon wissen, ob es sinnvoll ist, ihn mitzubringen, oder ob er einfach nur nervt. Sie kennt mich schließlich. Zumindest nach dem, was sie Lucy da vorhin unter die Nase gerieben hat. Kann ich nicht einfach mal neu anfangen, ohne dass gleich wieder irgendwelche Vorurteile über mich verbreitet werden?

Okay, ich weiß, dass es keine Vorurteile sind, dass es eigentlich relativ häufig sogar zutrifft, aber ich versuche mich doch zusammenzureißen. Zumindest für Lucy. Damit es ihr wieder besser geht, auch wenn Logan so ein Arsch ist. Sie sollte nicht so an ihm hängen, das tut ihr nicht gut.