Part 67 - Ein seltsam hilfsbereiter Intrigant

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Auch auf dem Rückweg müssen wir uns durch eine riesige Menschenmenge drängeln, um zum Bus zurückzukommen. Nur, dass es sehr viel schwieriger ist, sich in die Richtung durchzuquetschen, in die alle wollen, als in die entgegengesetze auf dem Hinweg. Was müssen die Mädchen auch alle so penetrant sein? Haben die keine Schule oder so? Ja, okay, wahrscheinlich ist die jetzt so oder so zu Ende, wenn sie die nicht geschwänzt haben.

„Wir warten schon länger hier! Haut ab!", wirft uns ein stark geschminktes Mädchen entgegen. Meine Güte, die ist doch höchstens vierzehn, wo hat die denn diese Tonnen an Make-Up her? Und wie können ihre Eltern sie so aus dem Haus lassen? Obwohl, nach dem Verhalten zu urteilen, ist wohl nicht nur das von elterlicher Seite schiefgelaufen. Bei diesem Tonfall sind Manieren anscheinend genauso auf der Strecke geblieben.

Aber, wie sagt man so schön, auf dumme Aussagen sollte man mit noch dümmeren antworten. Damit bin ich bis jetzt nie völlig falsch gefahren. Na, und unterhaltsam ist es zudem auch noch.

„Also genau genommen waren wir zuerst hier", entgegne ich ihr daher mit einem übertrieben freundlichen Grinsen und schiebe mich einfach weiter an ihr vorbei. Das habe ich jedenfalls vor, bis mich ihre schwitzende Hand am Arm packt und festhält. Es wäre eigentlich ein Leichtes, mich jetzt von ihr loszureißen, aber es ist schon ein wenig unterhaltsam.

„Sag mal, willst du mich verarschen?! Ich stehe hier schon seit mindestens fünf Stunden und warte auf die Jungs. Du bist mir garantiert noch nicht begegnet!", ereifert sie sich. Wuhu, das wird ja noch richtig lustig!

„Wir sind nämlich schon länger auf der Welt als du", gebe ich also als weitere Erklärung noch von mir, ohne auf ihre Ansage einzugehen, und höre, wie von Miri neben mir ein Glucksen kommt. Ich will ihr ja nicht zu nahe treten, aber das mit dem Unterdrücken eines Lachens muss sie noch üben.

„Wenn du schon auf oberschlau und älter machen musst, dann benimm dich gefälligst so und drängele dich nicht vor, wie so ein zwölfjähriges Kind!" Sie verschränkt die Arme vor der Brust, was sie wenig von einer Zwölfjährigen unterscheidet, wenn man mich fragt, aber gut. Wer weiß, vielleicht ist sie auch gerade erst dreizehn geworden und fühlt sich jetzt toll.

„Weißt du, selbst mit zwölf hatte ich ein besseres Benehmen, als du!", damit schiebe ich sie endgültig zur Seite, schüttele ihre Hand ab und mache den Sicherheitsmann auf Miri und mich aufmerksam.

„Lasst den Jungs doch ein bisschen Freizeit. Ihr könnt sie doch übermorgen noch genug beim Konzert begaffen!", meint er allerdings ein wenig genervt, anstatt uns reinzulassen. Dass er mich nicht erkennt, ist ja okay, schließlich kennt mich ja fast keiner und das ist auch ein wenig gewollt, aber dass er Miri nicht kennt, ist schon ein Armutszeugnis! Sie gehört zur Show!

„Entschuldigen Sie, aber wir sind keine Fans", versucht Miri ihn vorsichtig darauf aufmerksam zu machen, dass wir hinter die Absperrung dürfen. Das ist vielleicht besser so, denn ich wäre wahrscheinlich nicht so nett gewesen. Und dieses komische Mädchen steht immer noch hinter uns, sodass das mit meinen Manieren eher weniger glaubhaft geblieben wäre. Aber, um ehrlich zu sein, ist mir das auch herzlich egal, was sie von mir denkt. So eine wandelnde Schminkpuppe hat mir sowieso nichts zu sagen.

„Ja, und warum seid ihr dann hier?", kommt es kein bisschen weniger genervt zurück. Dieser Sicherheitsmann hat sich ganz offensichtlich den falschen Beruf gesucht, denn so kann man doch nicht die ganze Zeit drauf sein. Das repräsentiert ja auch die Jungs nicht gerade gut. Nicht, dass mich das sonderlich treffen würde, aber ich meine ja nur.

„Weil wir beide zu der Truppe gehören", antwortet Miri ihm immer noch freundlich. Als ob er auf diese Aussage hin plötzlich super nett sein wird und uns herein lässt. Ja, klar, und ich bin der Kaiser von China.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt