Was ist eigentlich schiefgelaufen...?

Part 81 - Zum Schießen

Den Rückweg sind wir dann doch nicht mehr gejoggt, sondern normal gelaufen. Die Jungs haben sich allesamt geweigert, das Tempo anzuziehen. Normalerweise wäre mir das relativ egal gewesen, aber ich hatte keine Lust auf Ärger mit Mr Morrison, den ich bestimmt bekommen hätte, wenn er mitbekommen hätte, dass ich die Jungs ohne Schutz draußen herumwandern lassen hätte. Und ich bin mir sicher, dass er es mitbekommen hätte. So viel Vertrauen habe ich dann doch in Logan.

Im Hotel angekommen habe ich mich gleich aller meiner Sachen entledigt und sie, nachdem ich geduscht habe, in der Duschwanne in sauberes Wasser eingeweicht. Ich hoffe, dass dieser bestialische Gestank jemals wieder verschwinden wird, ansonsten muss ich noch neue Kleidung kaufen. So viele Sportklamotten, dass ich einfach mal einen Teil davon entsorgen kann, habe ich nicht und sonderlich scharf darauf, neue zu kaufen, bin ich ebenso wenig. Ich muss nur darauf achten, dass ich sie rechtzeitig wieder trockenlege, sonst bekomme ich ein Problem, wenn ich die nassen Klamotten in den Bus schleppen muss. Bei meinem Glück packe ich sie in Plastiktüten, vergesse sie da und finde sie erst wieder, wenn sie verschimmelt sind. Wobei das zum jetzigen Zustand keinen großen Unterschied machen würde. Der Geruch ist ja schon atemberaubend.

„Wir sollen in einer Stunde unten im Eingangsbereich sein." Lucy öffnet die Tür zu unserem Zimmer und sieht mich nur kurz an, während sie das sagt. Wieso sollen wir unten sein? Das nächste Konzert soll doch erst morgen stattfinden, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Zumindest wurde das mal erwähnt.

Sie wirft sich auf ihr Bett und schließt die Augen. „Hättet ihr nicht noch ein bisschen länger unterwegs sein können? Es war so schön ruhig hier", meint sie dann plötzlich und bringt mich damit zum Lachen.

„Ich hätte da einen besseren Vorschlag", antworte ich und setze mich auf mein Bett, um sie von dort anzusehen. Meine Haare sind noch nicht ganz trocken und tropfen auf mein Oberteil, aber es stört mich nicht wirklich. Es ist ja Sommer. Auch wenn hier den ganzen Tag eine Klimaanlage vor sich hinsummt und es somit nicht unerträglich warm in den Räumen wird.

„Ach ja?", fragt Lucy neugierig und setzt sich auf. Alleine ihr Anblick lässt mich wieder schmunzeln, da sie so noch jünger wirkt, als sonst.

„Ja", grinse ich. „Du schnappst sie dir mal für einen Nachmittag, damit ich im Hotel meine Ruhe haben kann. Immerhin darf ich ja immer ausbaden, wenn sie wieder Mist bauen!" Mein Vorschlag gefällt mir mit jeder Sekunde mehr. Wenn ich mir vorstelle, einfach einen Nachmittag alleine in der Suite verbringen zu können, ohne damit rechnen zu müssen, dass die Jungs wieder irgendetwas aushecken, oder sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ich müsste nicht darüber nachdenken in den Gemeinschaftsraum zu gehen, da dort niemand wäre, der mir auf die Nerven gehen könnte. Kein geistiger Dünnpfiff von Logan, der mich ein ums andere Mal an seinem Verstand zweifeln ließe.

„Als ob die Jungs mit mir nach draußen gehen würden", wirft sie ein und hört sich nicht gerade glücklich an. Allerdings muss ich ihr zustimmen, denn wirklichen Schutz würde sie den Jungs nicht bieten können. Sie kann sich ja noch nicht einmal selbst verteidigen.

„Ihr könntet ja auch einfach an den hoteleigenen Pool gehen", schlage ich deshalb vor. Daraufhin zuckt Lucy nur mit den Schultern. Ich kann sie verstehen, denn auch ich hätte darauf keine Lust.

„Was ist denn heute Abend schon wieder geplant?", überwinde ich mich dann doch zu fragen. Lucy wird es mir schon nicht übel nehmen, denn dafür ist sie viel zu nett.

Sie dreht sich seufzend auf ihrem Bett um und sieht mich an. „William will mit allen zu Abend essen. Ich weiß nicht genau, wieso, aber wir sollen alle ordentlich angezogen kommen", erklärt sie mir dann. Ordentliche Klamotten? Bei der Auswahl, die ich habe, sollte das kein Problem sein. Ich habe ja nur schwarze Sachen und das sieht alles gleich aus, wenn man mich fragt.