Part 14 - Spaghetti-Essen

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Als wir uns setzen, schnappt sich Jake, ganz im Gegensatz zu sonst, mal nicht gleich als Erster die Spaghetti-Schüssel, sondern wartet, bis die Gäste alle die Teller gefüllt haben. Jake is mein Bruder, aber das merkt man wahrscheinlich. Er ist ein Jahr jünger als ich, was sich leider deutlich in seinem Verhalten widerspiegelt ... also ich bin ja nie so gewesen!

Dann essen wir. Unserer Mutter ist es schon immer wichtig gewesen, dass wir gute Tischmanieren haben, weil Arbeitgeber ja auf so etwas achten würden. Und auch wegen des ersten Eindrucks und dergleichen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich bei diesen Gesprächen immer abgeschaltet ... und das mache ich bei meiner Mutter eigentlich nie! Bei meinen Lehrern, dummen Klassenkameraden oder irgendwelchen Freaks auf der Straße schon, aber nicht bei meiner Mutter!

„Das Essen schmeckt wirklich gut!", lobt Mr Morrison. Jake und ich sehen uns vielsagend an. Spaghetti schmecken doch immer gleich!

„Danke", meint unsere Mutter und lächelt. Man sieht ihr an, dass sie nicht richtig weiß, was sie darauf antworten soll. Dann ist es einige Zeit still. Bis der Mann wieder das Wort ergreift.

„Nun, wir sind ja eigentlich wegen Josy hier", setzt er an und wird daraufhin von uns allen angesehen. Tja, das nenn ich mal: Selbst schuld! Aber er hätte ja auch ruhig mal ein bisschen früher mit der Sprache rausrücken können, schließlich muss ich ja jetzt langsam wissen, ob ich mich noch auf die Suche nach einer neuen Schule machen muss, oder nicht.

„Wir bräuchten für die Zukunft, und damit meine ich vor allem jetzt erst mal die anstehende Europa-Tour, noch einen Bodyguard." Er sieht zu mir. „Und da mein Sohn und ich bereits Zeugen ihres Könnens wurden", er macht eine bedeutungsvolle Pause, in der mir meine Mutter einen Was-hast-du-jetzt-schon-wieder-angestellt-Blick zuwirft und ich nur genervt die Augen verdrehe. Also wirklich, was denkt sie eigentlich von mir? Dass ich wegen etwas als Bodyguard infrage komme, das mir noch mehr Ärger einbringen könnte? „bin ich mir ziemlich sicher, dass Josy optimal in diesen Job passen würde. Es hätte zugleich nämlich auch noch den netten Nebeneffekt, dass sie na ja ... also nichts für ungut ...", er sieht mich entschuldigend an und ich ziehe eine Augenbraue hoch. „abschreckend auf unliebsame Leute wirkt."

Ich schmunzele und zucke mit den Schultern. Das macht mir nichts, denn es ist garantiert nicht mein Ziel, dass mich andere toll oder gar nett finden. Ich bin so, wie ich bin, der Rest soll sehen, wie er damit klarkommt! Lediglich meine Mutter scheint mit der Aussage nicht sehr glücklich. Sie sieht Mr Morrison empört an. Schnell lege ich an meinem Bruder, der mich breit angrinst, vorbei die Hand auf die Schulter meiner Mutter.

„Keine Sorge, ich nehme das Mal als Kompliment." Dann zwinkere ich Mr Morrison zu. Ich glaube tatsächlich, dass er ganz cool sein könnte. Meine Mutter schließt wieder den Mund, dafür sehen mich die anderen drei Jungs komisch an und Jake bricht in schallendes Gelächter aus, in das ich schließlich mit einfalle. Das ist doch echt zu schräg. Nachdem wir uns schließlich beruhigt haben, fängt meine Mutter das Gespräch wieder an.

„Ähm ... ja. Also ... und wie ist das dann mit ihrem Schulabschluss? Wenn sie studieren will, braucht sie einen sehr guten Abschluss, da geht nichts mit so einem mittelmäßigen Unterricht ...", hier unterbreche ich sie.

„Willst du denen jetzt ernsthaft verklickern, dass die Schule, auf der ich bis ... heute ... war, besser als Durchschnitt ist?!" Meine Mutter sieht mich an. Sie seufzt.

„Sie wissen doch, was ich meine, nicht wahr, Mr Morrison?"

„Ich denke schon, ja." Er grinst. „Aber der Privatunterricht ist ziemlich gut. Schließlich sollen die drei ja auch noch weitere Möglichkeiten haben, wenn das mit der Band auf einmal schiefgehen sollte. Das sollte auch kein Problem sein. Vielleicht wäre es aber ganz gut, wenn wir das Zeugnis mal sehen könnten, damit wir dich richtig einschätzen können."

„Ich müsste oben noch irgendwo eine Kopie haben ...", meine ich und stopfe mir die letzte Gabel Spaghetti in den Mund. Auch die Teller der anderen leeren sich. Also stehe ich auf, zupfe Jake dabei noch einen Glassplitter von vorhin aus den Haaren und wende mich der Treppe zu. Kurz davor drehe ich mich noch einmal zu Jake.

„Ach Jake, du hast doch bestimmt kein Problem damit, den Tisch alleine abzudecken, oder? Ich muss doch das Zeugnis noch holen ..." Ich lächele ihm scheinheilig zu und suche dann gemächlich die Zeugniskopie in meinem Zimmer. Nicht, dass Jake noch nicht fertig war, wenn ich wieder komme.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt