Part 65 - Eine angenehme Fahrt

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Noch abends haben wir die nassen Klamotten bei uns im Zimmer verteilt und aufgehängt, damit sie für die Weiterfahrt trocken sein würden, was zum Glück auch funktioniert hat. Als ich sie dann zusammengepackt habe, hat mir Lucy geholfen. Dank ihr sind die Sachen sogar zusammengelegt, denn sie hat mir gezeigt, wie man es zusammenlegen kann, ohne dass es hinterher aussieht, als wäre es schon einmal getragen worden – was bei mir für gewöhnlich herauskommt. Na ja, bei mir mit mäßigem Erfolg, aber Lucy ist glücklicherweise so in Übung, dass sie auch schneller war als ich und somit nur das wenigste von mir malträtiert wurde. Zu Hause würde ich das alles einfach so lange auf der Leine lassen, bis ich es anziehen würde, dann kann es ja auch nicht verknittern. Nur momentan geht das ja nicht.

Was auch ganz toll ist, wenn man die Sachen zusammenlegt, ist, dass dann auch viel mehr Platz im Koffer ist. Es ist wirklich angenehm, wenn man sich nicht abmühen muss, den Koffer wieder zu zu bekommen, weil irgendein Wäscheknäuel an der Seite rausguckt. Es kann sein, dass meine Mutter auch mal etwas in diese Richtung angedeutet hat, aber na ja, es ist eben nicht meins.

„Bist du soweit?“, fragt mich Lucy, ihren Koffer schon bereit neben sich. Wer hat dieses Mädchen bloß erzogen, dass es so vorbildlich ist? Ich glaube, wenn ich einmal Kinder haben sollte, werden sie bestimmt ziemlich sozial unverträglich sein. Aber da muss ich mir wahrscheinlich keine Sorgen machen, denn so asozial, wie ich anscheinend auf alle anderen wirke, werde ich bestimmt nicht in die Verlegenheit kommen, über Kinder nachdenken zu müssen.

„Jap“, antworte ich und schnappe mir meine beiden Koffer. Warum habe ich eigentlich den ganzen Sportkram dabei, wenn ich ihn gar nicht benutze? Ich sollte wirklich mal wieder trainieren. Meine Kondition hat garantiert auch schon gelitten.

Gemeinsam mit allen anderen machen wir uns auf dem Weg zum Hinterausgang. Der Tourbus wartet schon auf uns. Die Jungs stürmen zu sechst sofort den Bus, gefolgt von Miri. Danach kommen Lucy und ich langsam nach. Sollen die sich mal austoben. Ich bin nicht scharf darauf, wieder in die Schusslinie zu kommen. Gestern konnte ich Logan über eine Stunde hinterher laufen, nachdem er mich erst angeblafft, dass ich ihn in Ruhe lassen soll. Na ja, als er dann verstanden hat, dass ich dann wohl Probleme bekäme, hat er sich extra Zeit gelassen, nur um mich zu nerven. So ein kleines Arschloch! Irgendwann wird er die Rechnung für sein Verhalten bekommen und dann werden wir ja sehen, wer zuletzt lacht.

Okay, wenn ich alles mal zurückbekommen sollte, würde das wohl auch eher weniger gut ausgehen, aber trotzdem!

Ein Blick in den Bus zeigt, dass es einen, zumindest dafür, dass es ein Bus ist, verhältnismäßig großen Raum, in dem an den Seiten fest installierte Sofas stehen. Links eine Essecke und gegenüber ein großer Kühlschrank mit einer kleinen Küchenzeile. Hinter Lucy gehe ich ein Stück weiter und stehe in dem Gang zwischen den Stockbetten. Insgesamt gibt es zwölf Betten. Immer drei übereinander. Und richtig, die anderen haben sich natürlich schon die besten Betten geschnappt! War ja klar.

Matt, Dave und Ashton teilen sich die drei ersten Betten auf der rechten Seite, was man daran sehen kann, dass sie schon Faxen machend aus den kleinen Kojen gucken. Wenn da mal nicht noch einer während der Tour rausfällt.

„Lucy, möchtest du das Bett hier haben?“, ruft Miri von den drei hinteren Betten auf der rechten Seite. Der Pumuckel ist auf dem oberen der drei Betten, direkt darunter Miri und das untere Bett ist noch frei.

Etwas unschlüssig dreht sich Lucy zu mir um. „Wäre das okay für dich?“, fragt sie mich unsicher. Ich lächele ihr leicht zu. Sie ist die Erste, die sich dafür interessiert, wie es mir mit manchen Dingen geht, wofür ich ihr so unendlich dankbar bin, auch wenn ich es nicht unbedingt zeige. Nie könnte ich sie jetzt von den beiden fern halten, wenn sich endlich mal noch jemand für Lucy interessiert. Ich hätte hinterher nur ein schlechtes Gewissen und vielleicht ist es ihr auch angenehmer, mal mit normalen Leuten umgeben zu sein, als immer nur von mir.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt