Part 83 - Ein guter Tag

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Es dauert eine Weile, bis ich komplett zu mir komme. Wieder einmal habe ich das Glück, dass die Sonne direkt auf mein Gesicht scheint, weil wir offensichtlich vergessen haben, abends noch die Vorhänge zuzuziehen. Wirklich wundert es mich nicht, da es gestern noch sehr spät geworden ist und wir halb tot ins Bett gefallen sind.

Ein Blick zu Lucys Bett zeigt mir, dass sie schon aufgestanden ist, denn es ist sogar schon gemacht. Das ist etwas, das ich nie verstehen werde, denn wozu soll man sein Bett machen, wenn man es abends doch sowieso wieder zerwühlt? Was eine Energieverschwendung, denn Energie ist nicht unbedingt das, was ich morgens zum Verschwenden übrig habe.

Da es wohl am Einlass ein paar Probleme gegeben hat, hat das zweite Konzert in Warschau gestern mit fast einer Stunde Verspätung begonnen. Auch während des Konzertes gab es immer wieder Probleme mit aufdringlichen Mädchen. Es ist unglaublich, wie rückgratlos einige von ihnen sind. Man muss sich teilweise schon schämen, andererseits frage ich mich dann auch immer, was bei diesen Kindern schieflaufen musste, dass sie so fixiert sind auf irgendwelche anscheinend berühmten Personen, dass sie sie über ihre eigene Würde stellen. Das kann nicht gesund sein.

Ich strecke mich bis meine Gelenke knacken und schlage meine Bettdecke zurück. Angenehm kühle Luft umstreift meine Beine, sodass ich wenigstens etwas wacher werde. Mein Kopf fühlt sich noch immer etwas neblig an und ich kann mir schon denken, dass das heute definitiv nicht mein Tag wird.

Mein linker Unterarm wird von einem schönen. blutigen Kratzer geziert, der bestimmt zehn Zentimeter lang ist. Wenn einen lange Fingernägel nicht in vielerlei Hinsicht so handlungsunfähig machen würden, hätte ich mir diese Art der Nahkampfwaffe wahrscheinlich auch schon zugelegt.

Ohne noch einen Blick auf die Uhr zu werfen, denn der würde mir sicherlich nicht dabei helfen, mich wohler zu fühlen, mache ich mich auf den Weg, das Zimmer zu verlassen. Auf in die Hölle!

Im Gemeinschaftsraum sind tatsächlich schon alle versammelt. Auch sie sehen nicht sonderlich fit aus, aber immer noch besser, als ich mich fühle. Es ist, als hätte man all meine Energie über Nacht aus mir herausgesaugt. Nicht, dass gestern Abend noch sehr viel davon vorhanden war nach dem Konzert, aber irgendwie ist es noch schlimmer. Heißt es nicht, dass man sich im Schlaf erholt? Man könnte meinen, ich sei in der Nacht einen Marathon gelaufen.

„Boah, siehst du scheiße aus!", ist das Erste, das ich höre. Danke, genau das habe ich jetzt hören wollen ...

Daraufhin fängt sich Ashton von Miri einen leichten Schlag auf den Hinterkopf ein, die hinter ihm auf der Lehne des Sofas sitzt, auf dem sich der Großteil irgendwie hingeschmissen hat. Verdient!

Gerade, als ich mich dazu setzen will, um mich noch ein wenig zu entspannen, bevor ich dann doch endgültig wach werden muss, meldet sich eine besonders nervige Stimme zu Wort. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Logan einmal die Luft angehalten hätte, als sie mit seinem Schwachsinn zu verpesten.

„Wo soll da der große Unterschied zu sonst sein?", pöbelt er drauf los. Ganz automatisch stoppe ich in meinen Bewegungen und richte meinen Blick zu Logan. Mein Hirn ist noch etwas langsam unterwegs, weshalb mein Ton wohl etwas weniger bissig ist, als geplant.

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!", lautet meine lapidare Antwort. In den Augenwinkeln kann ich sehen, wie Mason, der Logan offensichtlich rügen wollte, seinen Mund wieder schließt. Auch alle anderen verfolgen unsere Unterhaltung.

Natürlich kann Logan meinen Vorwurf so nicht auf sich sitzen lassen. Im Prinzip ist meine Aussage auch bescheuert, schließlich himmeln ihn leider sehr viele kleine Mädchen an und behaupten, er würde gut aussehen. Aber hey, ich bin gerade erst aufgestanden!

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt