Part 87 - Autoritäten und andere unerreichbare Dinge

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Ich muss auf dem Bett eingeschlafen sein, denn als mich Lucy weckt, ist es schon Abend. Das heißt, es ist auch keinem aufgefallen, dass ich gegangen bin. Welche in Wunder.

„Hey, Josy, wir wollten Essen gehen. Bit du soweit?" Sie fragt aus dem Türrahmen, in dem sie steht. Ich drehe mich erst einmal auf den Rücken und strecke mich. Mein Gesicht fühlt sich an, als hätte sich mein Kissen darin verewigt. Bei meinem Glück ist das gar nicht so unwahrscheinlich.

„Ja, gib mir fünf Minuten", antworte ich und muss ein Stöhnen unterdrücken. Mein Kopf schmerzt unangenehm und ich presse meine Hände gegen meine Schläfen. Dieser Tag ist echt zum in die Tonne Treten.

„Okay", ruft Lucy und schließt die Tür wieder. Sie hat unerträglich gute Laune. Zumindest von meinem müden Standpunkt aus betrachtet.

Schwerfällig erhebe ich mich vom Bett und gehe in das angrenzende Bad, um zu sehen, ob ich so schlimm aussehe, wie ich mich fühle. Nicht, dass ich daran irgendetwas ändern könnte, aber es ist immer gut den Status quo zu kennen, wenn man unsicheres Gebiet betritt. In diesem Fall, wenn man zu Leuten geht, die nicht viel von einem halten.

Ein Blick in den Spiegel zeigt, dass es gar nicht mal so schlimm ist. Das Muster, das sich tatsächlich in meinem Gesicht wiederfindet, kann man aus dem richtigen Winkel vielleicht auch als seltsame Lichtreflexionen interpretieren. Und wenn nicht, werde ich es auch überleben.

Ohne einen weiteren Gedanken an mein Auftreten zu verschwenden, trete ich in den Gemeinschaftsraum, in dem sich die anderen schon versammelt haben. Ein grober Blick über die Menge zeigt mir, dass alle Betroffenen anwesend sind. Mr Morrison und Mr Schrank ausgenommen, aber die sind ja selten mit von der Partie.

„Hotelrestaurant nehme ich an?", werfe ich in die Runde und ernte ein paar überraschte Blicke. Ja, ich bin anwesend, das sollte jetzt geklärt sein.

„Jup!" Ein, wie immer, überdrehter Ashton kommt auf mich zugesprungen. „Alles andere wäre zeitlich gesehen nicht mit William zu vereinbaren gewesen, ohne dass wir alle vorher verhungert wären!" Er zwinkert mir bei dieser Ergänzung schelmisch zu. Ohne, dass ich es will, hebt sich meine Stimmung ein wenig und es schleicht sich ein schiefes Grinsen auf mein Gesicht.

„Na, wenn das so ist, will ich dir mal nicht widersprechen!" Ich kann es gerade noch so verhindern, ihm die Zunge rauszustrecken. Das Bedürfnis habe ich in letzter Zeit eindeutig zu häufig.

„Gehen wir dann endlich?" Im Prinzip würde ich sagen, dass ich mich frage, wie jemand nur so dermaßen genervt klingen kann, aber leider weiß ich nur zu genau, wie das geht. Leider weiß ich aber auch, dass diese dumme Frage von niemand Geringerem als Logan kommt. Der Tag, an dem ich mich mal nicht mit ihm abgeben muss, muss definitiv gefeiert werden!

Eigentlich habe ich mich innerlich schon dagegen entschieden, etwas zu sagen, da meldet sich der Pumuckl zu Wort. Wahrscheinlich dachte er, dass wir uns gleich wieder an den Kragen gehen. Na gut, nach der letzten Aktion kann ich es ihm nicht verdenken.

„Auf geht's!" Dann übernimmt er die Führung, indem er allen voran den Raum verlässt und schon mal den Aufzug holt. Wir folgen ihm und ich zähle noch einmal nach. Neun. Als wir eingecheckt haben, habe ich irgendwo ein Schild gesehen, auf dem stand, dass zehn Personen höchstens zugelassen sind. Meines Erachtens wird das schon sehr kuschelig, aber mal abwarten.

Als der Aufzug kommt, passen wir zwar alle rein, es ist jedoch nicht gerade viel Platz übrig. Mit Mr Schrank dabei wäre es definitiv schwieriger geworden. Mit den Muskelpaketen zählt er bestimmt auch doppelt, wenn das überhaupt reicht. Ich stehe zwischen dem Pumuckl, der mir jedoch seinen Rücken zugewendet hat, und Lucy.

Was ist eigentlich schiefgelaufen...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt