Part 91 - Die Ruhe vor dem Sturm

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Die Suite, die wir in diesem Hotel zusammen haben, ist eigentlich keine Suite. Es ist eher eine große Maisonette Wohnung. Das heißt, wir müssen in den zehnten Stock mit einem Aufzug fahren, nur um dann in unserer Suite, oder wie man das auch nennen möchte, noch einmal ein ganzes Stockwerk nach oben laufen zu müssen, wenn wir in ein bestimmtes Zimmer wollen. Es ist mir ein Rätsel, wieso man etwas so konzipiert.

Wir haben alle eine kleine Sporttasche mit Sachen gefüllt, die wir für die kommenden Tage brauchen würden, den Rest haben wir im Bus gelassen. Es fühlt sich an, wie eine Kurzreise, für die man einen kleinen Koffer packt, nur dass wir gerade mal fünf Minuten zum Bus laufen müssten, falls wir etwas vergessen hätten. Wobei ich glaube, dass wir Probleme mit Mr Morrison bekämen, wenn wir noch einmal zum Bus müssten, weil sich so langsam Fanmassen vor dem Hotel bilden. Woher wissen die eigentlich immer so genau, wo wir sind? Gut, der große Tourbus könnte natürlich einen Hinweis darauf geben, aber die Fans wussten das ja sogar schon immer, bevor wir mit dem Bus unterwegs waren.

Der Raum, in den wir eintreten, als Mr Morrison uns die Tür zur Suite öffnet, ist relativ groß. Rechts ist ein großer Esstisch und es geht eine Tür ab. Links ist eine kleine Küchenzeile und eine Couchlandschaft. Wer auch immer das alles hier geplant hat, hat keine Ahnung, was praktikabel ist. Immerhin ist dieses Mal genug Platz für alle auf den Sofas, im Gegensatz zu sonst. Vielleicht sollte ich Innenarchitektin werden, wenn ich dann mal mit der Schule fertig bin. Das ist offensichtlich ein Beruf, in dem es nicht viele begabte Menschen gibt.

Die Taschen verteilen sich wie von alleine überall, genauso wie die Jungs, die die Sofas gleich okkupieren. Lucy, Miri und ich stehen noch mit Mr Morrison und Mr Schrank am Eingang, als wir die nächsten Informationen bekommen. Wobei ich wahrscheinlich die Einzige bin, die davon noch keine Ahnung hat.

„Wir ihr ja wisst, ist heute und morgen frei, also schont eure Stimmbänder und benehmt euch. Ich habe keine Lust, dass mir die Hotelleitung wegen euch wieder im Nacken sitzt!", hält Mr Morrison seine aufbauende Rede. Er hätte Motivationssprecher werden sollen, mit diesen Qualitäten! „Wenn ihr euch gut anstellt, könnt ihr morgen auch eine Tour durch Wien machen. Es gibt extra keinen Interviewtermin."

Wie gnädig von ihm. Nur dass ich dann wahrscheinlich wieder Babysitter spielen darf und es so oder so anstrengend wird.

„Wieso können wir denn nicht heute schon ein bisschen was von Wien sehen?", fragt Ashton nach und wirkt nicht sehr begeistert. Wäre ich an seiner Stelle, fände ich das auch nicht so toll, aber so bin ich ganz froh darüber. Der Tag war schon anstrengend genug, da muss ich nicht auch noch so etwas mitmachen.

„Habt ihr nicht gesehen, wie viele Fans schon vor dem Hotel stehen?" Es ist klar, dass das für Mr Morrison eine rhetorische Frage ist, denn er redet gleich weiter. „Das ist viel zu riskant, euch hier jetzt rausschleusen zu wollen."

Als ob die morgen nicht auch noch da wären. Um ehrlich zu sein, würde ich sogar vermuten, dass es leichter wäre, sie jetzt aus dem Hotel zu schmuggeln, als morgen, da jetzt noch keiner damit rechnen wird. Anscheinend sehen die anderen, dass es nichts bringt, darüber jetzt zu diskutieren, oder sie haben Angst, am Ende auch noch morgen den Ausgang verwehrt zu bekommen, denn sie grummeln nur noch leicht vor sich hin.

Mr Morrison scheint das als Zustimmung zu werten, denn er dreht sich um und verlässt unser Domizil. Mr Schrank folgt ihm. Anscheinend haben die beiden wieder woanders Zimmer, sodass wir wenigstens hier ohne Aufsicht sind. Es ist zwar angenehmer, wenn sich die Jungs ordentlich verhalten, weil die beiden da sind, allerdings ist die ganze Stimmung in dieser Zeit dann so negativ, dass man sich kein bisschen entspannen kann. Heißt also, man kommt auf das Gleiche raus.

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