Numero Otto

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 Cara P.O.V.

Panisch eile ich durch die Räume auf der Suche nach Alessia. Mit einem hektisch gewürgten „Ich glaube, mir ist schlecht" hatte ich mich, kaum war die Band aus unserem Sichtfeld verschwunden, bei dem verwirrten François verabschiedet, um meine beste Freundin zu suchen.

Auf einmal klingt ihre Position im VIP-Bereich sehr verlockend, da ich mir ziemlich sicher bin, Signor Unbekannt dort antreffen zu können. Niemals würden sie so eine bekannte Band unter das normale Volk mischen und ich meine mich wage an die Ansprache vorhin zu erinnern, dass es im VIP-Bereich später ein eigenes Buffet geben wird.

Ich lasse meinen Kopf gar kein Zeit den Fakt zu verarbeiten, wie berühmt der Schwarzhaarige wohl zu seien mag, mein ganzer Fokus liegt darauf, es nicht noch einmal zu vergeigen. Er hatte mich vor der verdammten Polizei gerettet und zumindest dafür will ich ihm danken.

Planlos renne ich gefühlt eine halbe Ewigkeit durch die verschiedenen Räumlichkeiten. Hinter der breiten Tür, wohin alle Gäste verschwunden sind, ertönt immer wieder Applaus und ich ahne, dass es nicht mehr lange dauert, bis der offizielle Part geschafft ist.

„Alessia", stöhne ich erleichtert, als ich endlich meine beste Freundin in einem der Vorbereitungsräume finde.

„Was tust du hier?", fragt sie schockiert und ich bemerke, wie sie gerade ihr Tablet mit neuen, gefüllten Gläsern bestückt.

„Die Eröffnung des Buffets wird in diesem Moment verkündigt, du kannst hier nicht einfach hereinspazieren, du musst auf deine Position!"

„Ja, ich weiß, aber du musst mit mir tauschen, ich flehe dich an", keuche ich atemlos und erkenne die Fragezeichen in den Augen meiner Mitbewohnerin.

„Ich hab jetzt keine Zeit es dir zu erklären, aber bitte, bitte, ich muss in den VIP-Bereich!" Ich bin kurz davor die Italienerin auf Knien anzuflehen und scheinbar bemerkt auch sie, wie aufgelöst ich bin.

„Na schön, aber du erzählst mir später alles!", fordert sie ihre Entschädigung ohne weitere Fragen zu stellen, ehe sie mir das Tablett in die Hand drückt.

„Du musst den Flur entlang und dann die zweite Tür links, viel Erfolg", instruiert sie mich kurz.

„Danke", rufe ich ihr erleichtert hinterher, doch sie eilt schon mit wehender Hose Richtung Buffet, um ihre neue Position einzunehmen. Ich erlaube mir nur einen Augenblick lang tief durchzuatmen, bevor ich, das Tablett balancierend, Richtung VIP-Bereich stöckle.

Aufgeregt warte ich ab, bis für mich die Tür geöffnet wird und ich in den Raum eintreten kann. Schlagartig wirkt alles um mich herum merkwürdig gedimmt, die Gesprächslautstärke scheint nach unten geschraubt und die Tische sind in schickem weiß-gold dekoriert.

Unauffällig trete ich an den ersten Tisch heran, an dem ein älterer Herr steht, der sich sehr gerne von mir ein neues gefülltes Glas reichen lässt. Mit einem betont freundlichen Lächeln trete ich wieder weg vom Tisch und bemühe mich mit meinen Augen jeden Gast zu mustern.

Schließlich sticht mir das bekannte Lila der Anzüge, die die Vier vorhin anhatten, vom anderen Ende des Raumes entgegen und am liebsten würde ich erleichtert seufzen. Beschwingt steuere ich in Richtung des Tisches. Ich habe schon den halben Raum hinter mich gebracht, als sich die Menschen vor mir lichten und ich, wie erschüttert, stehen bleibe.

An dem Tisch stehen nur dreiviertel der Band. Mein schwarzhaariger Signor Unbekannt ist nicht dabei.

„Alles gut", probiere ich mich selbst zu beruhigen. Er ist bestimmt nur auf Toilette oder so, er wird jeden Moment aufzutauchen, möchte ich meine Hoffnung nicht aufgeben. Ich setze wieder ein professionelles Lächeln auf und klappere die anderen Tische ab, dabei lasse ich aber Bereich der Band nicht aus den Augen.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt