Cara P.O.V
Wie in Trance verlasse ich wenig später die Toiletten und schleiche mich in die bereits gestartete Vorlesung. Der Professor bekommt von meiner Verspätung zum Glück nichts mit, in meinem aktuellen Zustand wüsste ich auch nicht, wie ich eine gute Ausrede erfinden sollte.
Ich hatte noch ein paar Mal probiert Ethan zu erreichen, ihm geschrieben, doch als er dann meinen Anruf weggedrückt hatte, habe ich es endgültig aufgegeben.
Ich muss aussehen, als ob ich einen Geist gesehen habe und ich bemerke Alessias besorgten Blick während des Vortrags nur zu genau auf mir. Ich zwinge mich weiterhin stur nach vorne zu schauen, da ich ahne, dass wenn ich nur probiere darüber zu sprechen, ich emotional zusammenbrechen werde.
So beiße ich lieber die Zähne zusammen und lausche dem Dozenten, aber seine Worte kommen kaum bei mir an.
Auch die weiteren Minuten und Stunden ziehen an mir, wie im Rausch vorbei. Wir besuchen noch zwei weitere Veranstaltungen, die zum Glück nicht so lange gehen und am frühen Nachmittag verlassen wir endlich, früher als erwartet, das mir heute unglaublich bedrückend und dunkel erscheinende alte Universitätsgebäude.
Mir ist heiß und kalt und ich fühle mich, als ob ich krank werde. Ich habe meine Sorgen buchstäblich in mich hinein gefressen und die schwere Übelkeit, die mich nun überkommt, macht mir zu schaffen.
„Cara, was ist los?", fragt mich Alessia mehr als eindringlich, als wir uns auf dem Weg zur Bushaltestelle befinden. Nur noch wenige Menschen sind um uns herum und ich konzentriere mich auf den super interessanten, grauen Fußweg unter mir, um weder zu ihr noch irgendjemand sonst Blickkontakt aufbauen zu müssen.
„Nichts, ich bin nur erschöpft von der Reise, wir sind ja gestern erst wieder gekommen", flunkere ich möglichst überzeugend. Mir ist es unangenehm, dass mir die Meinung zwei unbekannter Mädchen so nahe geht und ich mir ernsthaft Sorgen deswegen mache. Dass ich Ethan nun seit geraumer Zeit nicht erreiche und dann auch noch von ihm weggedrückt wurde, säht nur zusätzliche Zweifel in meinem Kopf.
Ich will mich nur noch in meinem Bett verstecken, die Decke über mich ziehen und in meinen erschlagenden Gedanken versinken.
„Cara Liebes, ich hoffe, du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, egal, was ist, okay?", probiert es Alessia weiter, die wohl ahnt, dass etwas im Busch ist, mir aber auch meinen Freiraum lassen will.
„Danke, das weiß ich zu schätzen, aber ich glaube, ich habe mir wirklich nur einen blöden Virus im Flieger geholt, oder so, mit ein bisschen Ruhe geht es mir bestimmt besser", versuche ich sie zu beruhigen und schaffe es tatsächlich fast so etwas, wie Zuversicht in meine Stimme zu legen.
Die Rückfährt verläuft schleppend und schweigsam zwischen uns und als wir endlich in unsere kleine, kühle Wohnung zurückkehren, kann ich es gar nicht erwarten, endlich in mein ruhiges Zimmer zu gehen und etwas Zeit für mich haben zu können.
Ich verabschiede mich mit einem schwachen Winken von Alessia, die mich widerwillig alleine lässt. Ein letztes Mal checke ich mein Handy, aber es zeigt keine weitere Nachricht, oder einen Anruf von Ethan an. Kurzerhand schalte ich es aus und pfeffere es in die letzte Ecke meines Zimmers. Nicht erreichbar zu sein, bedeutet zwar keine guten Nachrichten zu bekommen, aber auch die Schlechten kommen nicht an dich heran.
Plötzlich unendlich erschöpft schmeiße ich mich auf mein Bett und starre Richtung Decke. Mein Verhalten ist entgegen aller meiner Prinzipien, hatte ich es mir doch schon vor Jahren abgewöhnt, Probleme mit mir selbst auszumachen.
In meiner Zeit als junge Teenagerin hatte ich mir jedes Wort zu Herzen genommen, dreimal überlegt, was ich jetzt wohl sage und den beliebten Mädchen nachgeeifert, in der Hoffnung irgendwann einmal, wie sie sein zu können.
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Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️
Fanfiction[„Ich liebe dich", schreien meine Augen, doch mein Mund bleibt stumm. Statt mich seiner Liebkosung hinzugeben, ziehe ich meine Hand unter seiner hervor, um mit dieser vorsichtig seine Finger von meiner Wange zu lösen." ] Seit dem Gewinn des Sanremo...