Numero Sessanta

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Ethan P.O.V

Nervös wische ich mir meine schwitzigen Hände an meiner braunen Stoffhose ab, während ich unruhig auf dem urigen dunklen Stoffsessel in dem Wohnzimmer meiner Schwester hin und her rutsche. Ich weiß nicht, womit ich dieses Treffen und damit eine zweite Chance bei Cara verdient habe, aber als sie mich kontaktiert hatte und mich nach einem Wiedersehen fragte, konnte ich nicht anders als sofort zuzustimmen.

Es schmerzt mich zwar, dass sie sich weigerte, mich in meiner Wohnung zu besuchen, doch ich bin mehr als dankbar, dass mir meine kleine Schwester ihre gerade fertig eingerichtete, kleine Wohnung als neutralen Treffpunkt zur Verfügung gestellt hat. 

Ein leises Räuspern lässt mich aufschrecken und ruckartig hebe ich meinen Kopf, nur um prompt in den flackernden, braunen und dabei wunderschönen Augen von Cara zu versinken.

Aufgeregt springe ich auf.

„Cara, hey", begrüße ich sie und probiere mich an einem schiefen Lächeln.

„Hi", räuspert sie sich leise und nestelt mit ihrer Hand unsicher an ihrer hellen Jeansjacke herum. Am liebsten würde ich sie zur Begrüßung in meine Arme schließen, doch ich weiß, dass wir noch lange nicht an diesen Punkt zurückgekehrt sind.

„Willst du dich setzen?", biete ich ihr stattdessen das Sofa auf der anderen Seite des kleinen Wohnzimmertisches an und zögerlich nickt sie, bevor sie sich unsicher auf dem Sofa niederlässt.

Angespannt lasse ich mich ihr gegenüber auf den schon bekannten Sessel fallen und deute auf den Tisch vor uns, wo sich schon zwei Gläser und eine Karaffe mit Wasser befinden, in der einige einsame Zitronenscheiben schwimmen.

„Möchtest du ein Wasser, Jacky war so freundlich, das vorzubereiten?", beginne ich mit dem lahmen Smalltalk und einmal mehr unsicher nickt Cara. Es ärgert mich, dass die Stimmung zwischen uns so befangen ist, aber ich weiß auch nicht, wie ich das ändern soll.

„Und wie läuft es in der Uni so?", frage ich nach einem unbefangenen Thema.

„Ja, ganz gut, aber ich bin auch froh, dass in wenigen Tagen die Semesterferien beginnen und ich etwas mehr Freizeit habe", erzählt sie und ein Stich fährt durch mein Herz, als ich daran denke, dass wir eigentlich geplant hatten, in den Ferien gemeinsam weg zu fahren.

„Schön", kommentiere ich einfallsreich, bevor wieder ein unangenehmes Schweigen einsetzt. Dieser Moment gibt mir die Möglichkeit Cara zu mustern und einmal mehr fällt mir ihre natürliche Schönheit auf. Obwohl sie kaum Make Up aufgetragen hat, erstrahlt sie förmlich und ihre wilden, lockigen Haare fallen locker über ihr weißes Shirt.

Mein Blick ruht auf ihrem Gesicht, aber Caras Augen wandern lieber rastlos durch den Raum, um bloß keinen Blickkontakt zu mir aufbauen zu müssen.

„Cara", hauche ich ihren Namen leise, doch laut genug, dass sie mich hört und einmal tief durchatmete, ehe sie meinen Blick nun doch erwidert.

„Es tut mir leid, wie es damals gelaufen ist, mein Abgang war absolut nicht durchdacht und ich weiß, dass wir darüber hätten reden müssen und ich bin mehr als froh, dass du mir jetzt die Chance dazu gibst –", beginne ich hektisch und wild gestikulierend, fest entschlossen meine Möglichkeit zu nutzen und vielleicht alles etwas ins Reine bringen zu können.

„Ethan", unterbricht sie mich und meinen Namen aus ihrem Mund zu hören, lässt mich tatsächlich inne halten.

„Ich bin nicht hier, um mit dir über unsere Beziehung", sie korrigiert sich und bricht damit einmal mehr ein Stück meines Herzens: „Unsere vergangene Beziehung zu sprechen."

„Was?", frage ich sie verwirrt.

„Cara, du musst es mich erklären lassen, bitte, gib mir noch diese Chance, es tut mir unglaublich leid, wie es gelaufen ist, ich hätte zu dir stehen und unserer Beziehung vertrauen müssen, das weiß ich jetzt", rede ich wie ein Wasserfall.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt