Numero Cinquantanove

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Cara P.O.V

Alessias beruhigende Worte gehen in mein Ohr rein und eigentlich sofort wieder auf der anderen Seite raus. Sanft zieht sie mich an meiner Schulter zurück in mein Zimmer, aber bis zum bitteren Ende klebt mein Blick an dem übel zugerichteten Kadaver vor unserer Haustür. Das arme, getötete Tier hat seinen Weg dorthin nicht ohne Grund gefunden und die Drohung ist mehr als eindeutig.

Mir will es einfach nicht in den Kopf, wie Menschen so etwas Grausames tun können und mir so sehr schaden wollen. Nie wollte ich jemanden verletzten, oder unglücklich machen und dass meine Beziehung solch eine Welle schlagen würde, wäre mir nie in den Sinn gekommen.

„Cara, Cara, CARA", dringt die Stimme meiner Freundin immer deutlicher durch den Schleier um mich herum, ehe auf einmal ein Schmerz meine Wange durchzieht.

„Au", rufe ich und halte mir meine schmerzende Wange, während ich Alessia einen empörten Blick zuwerfe.

„Sorry, anders warst du nicht aus deiner Schockstarre zu bekommen", entschuldigt sie sich und mustert mich mitfühlend.

„Wie kann man so etwas tun?", stellt sie laut die Frage, die ich mir seit dem Entdecken des toten Tieres stelle. Noch nie habe ich mir mehr gewünscht, wenigstens einmal in meinem Leben auf Alessia gehört zu haben, dann hätte ich mir diesen Anblick erspart. Aber natürlich konnte ich nicht abwarten, in meiner Neugier und musste, naiv, wie ich bin, die Tür aufreißen. Ich bin mir sicher, dass ich dieses Bild nur schwer wieder vergessen kann.

„Ich weiß es doch auch nicht", seufze ich erschöpft, als Antwort auf Alessias Frage und lasse mich getroffen auf mein Bett fallen.

„Ich habe doch keinem etwas getan, wegen solchen Personen ist meine Beziehung bereits zu Bruch gegangen, was wollen sie denn noch?", schluchze ich verzweifelt.

„Alessia, ich kann nicht mehr, ich will doch nur meine Ruhe, was habe ich ihnen getan, was denn? Bin ich so ein schlechter Mensch, habe ich so etwas verdient?", weine ich leise und starre schluchzend in Alessias wütendes Gesicht.

„Sag so etwas nicht, Cara, du weißt, dass das nicht stimmt! Du bist der wundervollste und liebste Mensch auf Erden, du könntest niemals jemanden mutwillig verletzten. Das ist einfach nur krank, was dir angetan wird und wenn ich diese Arschlöcher finde, können sie sich warm anziehen.", hält sie eine flammende Rede und hockt sich vor mich.

„Cara, bitte, rede dir so etwas nicht ein, lass solche Menschen und ihren Hass nicht gewinnen! Du bist perfekt. Und wir werden diese Unmenschen, die dir das angetan haben finden und dann werden sie ihre gerechte Strafe erhalten, hörst du? Wir schaffen das, ich bin an deiner Seite!"

Jedes ihrer Worte dringt bis tief in meine Seele vor und sie schafft es tatsächlich so etwas wie einen Funken Hoffnung in mir zu säen.

„Aber wie willst du das denn anstellen, wir wissen doch gar nicht, wer dahinter steckt", will ich verzweifelt wissen.

Meine Frage bringt Alessias Zuversicht ins wanken, ehe sie sich wieder fängt.

„Es ist nicht ganz leicht Cara, aber irgendwo müssen wir anfangen. Jemand muss vor unserer Tür gewesen sein und ich habe die alte Dame aus dem Stockwerk unter uns auf meinem Weg nach draußen getroffen – vielleicht weiß sie etwas."

„Warum bist du überhaupt raus gerannt?", unterbreche ich meine Freundin einer inneren Eingebung folgend.

„Ich wollte den Täter noch stellen", erklärt mir Alessia und weckt so meine Neugier, bevor sie mir den Rest ihrer Verfolgungsjagd erzählt.

***

„Und du glaubst wirklich, dieser Ohrring kann uns weiter helfen?", frage ich Alessia unsicher und betrachte das Schmuckstück in ihrer Hand genauer.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt