Numero Sessantuno

310 35 14
                                    

Cara P.O.V

„Scheiße, Scheiße, Scheiße."

Dieses Wort wabert immer wieder durch meinen Kopf, während ich komplett überfordert förmlich aus Jackies Wohnung und hinaus auf die Straße flüchte.

Der Himmel über mir grummelt ungemütlich und schwarze Wolken ziehen langsam aber sicher auf, doch darauf kann ich mich nicht wirklich konzentrieren.

Ich meine meinen Namen laut hinter mir zu hören, seine verzweifelte und aufgebrachte Stimme, aber ich will nur noch weg.

Mein Atem geht abgehackt, als ich die Straße entlang eile, darauf bedacht möglichst schnell so viel Abstand zwischen die Wohnung und mich zu bringen.

Wie konnte das nur passieren? Ich wusste von Anfang an, dass dieses Gespräch eine dämliche Idee ist, aber Alessia war hart geblieben. Sie konnte sich schließlich nicht ansatzweise vorstellen, wie es für mich ist, Ethan wiederzusehen.

Jeder Kontakt zu ihm, öffnet die Wunden in meinem Herzen von neuem und gibt mir so keine Chance über ihn hinweg zu kommen. Und natürlich konnte er auch keine tatkräftigen Hinweise liefern, die endlich die Drohungen gegenüber mir beenden würden.

Stattdessen hatte er mir nicht nur sein Herz ausgeschüttet, sondern mich sogar geküsst.

 Ich war von seiner Aktion mehr als überrascht gewesen, nie hätte ich erwartet, dass er diese Grenze einfach so überschreiten würde.

Doch es war passiert und das Schlimmste daran ist, dass mein Körper weder abstoßend, noch schockiert reagiert hatte. Nein, stattdessen hatte es nur seine Lippen auf meinen gebraucht, um meinen Verstand komplett aussetzen zu lassen und mein Gehirn endete in einer Sammlung von rosaroter Zuckerwatte.

 Das Kribbeln, welches meinen Bauch durchzogen hat, als er mir so nah war, kann ich kaum leugnen und alles in mir schrie danach, diesen Moment nie zu beenden.

Mein Körper ist unter Entzug und Ethan ist meine erlösende Droge.

Kann ich mir noch so oft sagen, dass es nur eine Phase ist und ich ihn vergessen werde – tief im Inneren weiß ich, dass ich mir das alles nur krampfhaft einrede.

Ich liebe ihn immer noch.

Mit Haut und Haar, mit Herz und Verstand, mit Leib und Seele. Nur er gibt mir das Gefühl völliger Sicherheit und Akzeptanz, nur bei ihm fühle ich mich komplett, geborgen und Vollkommen.

Überfordert von dieser Erkenntnis bleibe ich mitten auf dem Gehweg stehen und schnappe nach Luft. Die ersten feinen Tropfen fallen vom dunkelgrauen Wolkendach auf mich hinab, aber das ist für mich herzlich unwichtig. Denn eine ganz andere Erkenntnis, legt sich in ihrer bedeutungsschweren Gewissheit über mich.

Ich liebe Ethan.

Egal, was zwischen uns vorgefallen ist und wie sehr er mich verletzt hat, tief im Inneren ahne ich, dass er diesen Schritt nur aus völliger Verzweiflung gegangen ist. In der Angst mich weiter in Gefahr zu bringen, hatte er lieber unsere Beziehung geopfert, um mich zu schützen. 

Hätte ich nicht genauso gehandelt, wenn es um ihn gegangen wäre?

Dieser Gedankengang lässt mich einfach nicht los und ein kleiner Keim voller Hoffnung sprießt in mir. Könnten wir nicht noch eine Chance haben? Wir gemeinsam, wie wir es uns immer erträumt haben? Ohne irgendwelche Geheimnisse und mit aller Unterstützung, die wir bekommen könnten? 

Der Gedanke wieder mit Ethan vereint sein zu können, löst ein wohliges Kribbeln in meinem Magen aus. Und obwohl mich der immer stärkere Regen eigentlich dazu verleiten sollte, schnellstmöglich einen Unterstand zu finden, knipse ich kurzer Hand meinen Verstand aus und drehe mich lieber auf der Stelle um.

Den Weg, den ich eben zügig über den grauen Bürgersteig zurückgelegt habe, renne ich nun förmlich zurück. Die prasselnden Wassermassen durchnässen mich bis auf die Haut, doch auch das hält mich nicht von meinem Weg ab. Immer schneller werden meine Schritte, das laute Donnergrollen über mir ist nebensächlich.

Endlich kommt der Altbau aus dem ich eben noch geflüchtet bin in Sicht und ich will gerade die Eingangstür ansteuern, als mir eine große Gestalt auffällt, die in die von mir entgegengesetzte Richtung geht. Die langen schwarzen Haare und den großen, muskulösen Körper, würde ich auch unter Tausenden erkennen. Ethan.

Ich bemerke, wie er einen Parkplatz hinter dem Haus mit Autos ansteuert.

„Ethan!", rufe ich laut, während ich nun nicht mehr vor der Haustür abbremse, sondern noch einmal beschleunige. Der immense Regen verschluckt meinen Ruf aber und verzweifelt sehe ich, wie sich sein Rücken immer weiter von mir entfernt.

„Ethan, Halt!", schreie ich aufgeregt und so laut ich kann und realisiere kaum, wie er tatsächlich langsamer wird.

„Ethan!", nehme ich noch einmal alle meine Kraft zusammen und Rufe seinen Namen, während ich weiter renne.

Meine Lungen brennen und meine Beine wollen nicht mehr, die Sportlichste bin ich wirklich nicht, aber endlich dreht er sich um. Erleichterung durchzieht mein Gesicht, als er mich verwirrt durch die Regenmassen hindurch mustert, anscheinend erkennt er mich noch nicht.

Ich muss bestimmt wie eine Vogelscheuche aussehen, pitschnass, verstrubbelte Haare und ein zerstörtes Make Up, aber das ist mir egal. Nur er zählt.

Ich bin noch wenige Schritte von ihm entfernt, als endlich Erkenntnis seine Miene durchzuckt. Sprachlos mustert er mich, wie ich halb verzweifelt, halb lachend und vor allem mehr als durchweicht auf ihn zu gerannt komme. Ich muss auf ihm vollkommen durchgeknallt wirken und vielleicht habe ich für einen winzigen Moment meinen Verstand wirklich ausgeschaltet.

Ich vermute, dass mein Erscheinungsbild Ethan mehr als überfordert, aber als er bemerkt, dass ich nicht vorhabe mein Tempo wesentlich zu verringern, reagiert er umsichtig und schnell, wie eh und je. Perplex breitet er seine Arme aus und ich kann nicht anders, als ihm emotional um den Hals zu fallen. Meine Gefühle überwältigen mich und wie nebenbei mischen sich einige meiner Tränen mit den Regenmassen auf meiner Wange.

„Ethan", schluchze ich an seinen Hals und spüre, wie seine festen Arme um mich geschlungen sind.

"Shhh", höre ich seine leise Stimme nah an meinem Ohr und atme tief ein, um seinen vertrauten Geruch zu inhalieren.

Ein wenig löse ich mich aus seinem Griff, um ihn endlich, schniefend und überfordert, von meiner eigenen Handlung in die Augen gucken zu können.

„Ich liebe dich du Idiot und ich kann einfach nicht ohne dich, egal, wie sehr ich es mir einreden will", wispere ich leise, ohne den innigen Blickkontakt auch nur einen Millimeter zu lösen und ergötze sich an seinen überrascht geweiteten Augen.

„Was?", flüstert er überwältigt und seine Stimme wackelt tatsächlich ein wenig.

„Ich liebe dich Ethan, verdammt", wiederhole ich atemlos und das Strahlen, was sich in diesem Moment auf seinem Gesicht ausbreitet, strotzt jedem sommerlichen Regenguss.

Alles um mich herum erscheint mir plötzlich so unendlich bedeutungslos, es ist egal, wo wir sind und dass wir morgen bestimmt eine Lungenentzündung haben, so nass wie wir sind, aber es zählt nur noch der Mann vor mir.

„Ti amo Cara", haucht er mir leise zu, bevor ich meinen Mund endlich auf seinen lege. Wir scheinen beide all unsere Emotionen in diesen Kuss zu legen, er schmeckt bittersüß, voller unausgesprochener Geschichten und Gefühle, aber auch gleichzeitig koste ich Hoffnung und unendliche Liebe. Seine starken Arme ruhen auf meiner Taille, während ich meine Hände eng um seinen Nacken geschlungen habe.

Egal, was noch kommen wird, egal, was passiert: In diesem Moment, mit Ethan zusammen fühle ich mich allem gewappnet. Wir beide gemeinsam gegen die Welt. 

~~~

Sooo, alle Ethan und Cara Fans bitte einmal ausrasten?! Ich sehe da das Comeback des Jahres auf uns zukommen ahhhh<3 Es gibt Hoffnung hihi

Haben wir eigentlich einen Shipnamen für die Beiden? Haut gerne mal Ideen raus.

Ansonsten lasst wie immer gerne Feedback da und vergesst nicht zu voten -> Means Motivation

xx

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt