Numero Quaranta

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Cara P.O.V

Den Abend verbringe ich entspannt mit Alessia, wo mir die junge Frau förmlich Löcher in den Bauch fragt. Ich erzähle ihr alles von meinem Aufenthalt in London und sie kommt aus dem Strahlen gar nicht mehr raus, als ich von unserer gemeinsamen Nacht und unserem gegenseitigen Liebesgeständnis berichte.

***

Am nächsten Morgen fällt es mir unglaublich schwer aufzustehen, als der penetrante Handywecker auf meinem schmalen Nachttisch sich zu Wort meldet.

„Viel zu früh", grummle ich übel gelaunt, als ich Alessia in der Küche treffe, die mir fröhlich pfeifend einen Kaffee einschenkt. Mir kommt es absolut surreal vor, in wenigen Augenblicken mich einfach mit Alessia in unseren altbekannten Stadtbus zu setzen und als ob nichts wäre, zur Uni zu fahren.

Hatte ich das Wochenende noch in London verbracht, mit der wohl aktuell gefragtesten Band der Welt und war gestern mit einem Privatjet zurück nach Rom gekommen, herrscht heute das komplette Gegenteil.

Ich scheine zurück in meinem normalen Alltag gefallen und auf dem Weg zum Bus kabble ich mich mit Alessia, wer wohl am Fenster sitzen darf.

Es wird das erste Mal komisch, als wir beide an der Bushaltestelle stehen und ich mich merkwürdig beobachtet fühle. Skeptisch blicke ich links und rechts die Straße hinab, aber außer der Bus, der sich ein paar hundert Meter entfernt um die Ecke quält und langsam in unsere Richtung kommt, kann ich nichts und niemanden entdecken.

Im Bus geht es dann weiter und das mulmige Gefühl in meinem Bauch wächst. Alessia neben mir probiert zwar mich möglichst angeregt in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich bekomme die Blicke der anderen nur zu gut mit.

„Ist sie das? Die Neue von dem Drummer?", flüstert ein Mädchen hinter mir nicht gerade leise ihrer Freundin zu und ich meine aus dem Augenwinkel zu sehen, wie sie ihr Handy zückt.

Auch Alessia bekommt die Aktion mit und gereizt dreht sie sich zu den tuschelnden Teenagern um:

„Wir sind hier nicht im Zoo und Fotos machen wir schon einmal gar nicht, Merda!", schnauzt sie nicht gerade freundlich und erschrocken verstummen die Beiden.

„Man, Alessia", zische ich peinlich berührt und drücke hektisch auf den Knopf, der den Fahrer signalisiert, dass wir an der nächsten Station aussteigen.

„Komm lass uns verschwinden, wir sind da", fordere ich an der nächsten Haltestelle und flüchte fast aus dem Bus, während es Alessia nicht lassen kann mit ihren zusammengekniffenen Augen  Giftpfeile auf die gaffenden Mitfahrenden zu werfen.

„Die haben alle kein eigenes Leben, wie dreist kann man eigentlich sein", regt sich Alessia neben mir die letzten Meter bis zum Unigelände auf und obwohl mir die plötzliche Aufmerksamkeit, die jetzt auf mir liegt unangenehm ist, muss ich über ihren Eifer mit dem sie mich verteidigt, schmunzeln und erneut bin ich mehr als froh, sie an meiner Seite zu wissen.

Kaum treten wir durch das schmiedeeiserne Tor auf den Vorplatz des großen Unigebäudes, wo sich schon einige Mitstudenten tummeln, höre ich auf einmal meinen Namen hinter mir.

„Cara! Cara!"

Verwundert drehe ich mich um und entdecke wie Gabriela, eine Mitstudentin von mir, die in der Universität mit ihren blonden langen Haaren und dem perfekten Augenaufschlag jeden um ihren Finger wickelt, auf uns zugelaufen kommt.

Ihr Outfit, bestehend aus einem knappen Top und einem noch knapperen Rock erscheint mir für einen langen Tag in der Uni eher unpraktisch, aber es erzielt natürlich den von Gabriela gewünschten Effekt, dass alle Blicke auf ihr liegen.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt