Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️

Numero Sessantadue

Ethan P.O.V

Als ich am nächsten Morgen im Wagen auf den Weg zum Gebäude des Managements bin, wo ich gleich auf meine Bandkollegen treffen werde, fällt es mir unglaublich schwer das tausend Watt Grinsen von meinen Lippen verschwinden zu lassen.

Immer wieder denke ich an den letzten Abend zurück, der so viel besser geendet ist, als ich je zu hoffen gewagt hatte. Cara hatte mir erneut ihre Liebe gestanden und mir tatsächlich eine zweite Chance eingeräumt. Noch immer kann ich mein Glück nicht fassen und bin absolut überzeugt, es dieses Mal nicht zu vergeigen.

Wir hatten nach unserem dramatischen Kuss im Regen gestern, die Aussprache danach in meine Wohnung verlegt, wo ich uns beide trockene Kleidung und ein wild zusammengewürfeltes Abendessen spendiert hatte, ehe wir bis in die frühen Morgenstunden miteinander redeten.

Ich hatte nicht mit Cara geschlafen, obwohl ich jede physische Trennung zwischen uns am liebsten sofort unterbinden würde und das Knistern zwischen uns intensiver denn je geworden ist, aber dazu war und ist es noch zu früh, wie mir unser langes Gespräch gezeigt hatte. Ganz offen konnten wir unsere Ängste und Sorgen ansprechen und was wir uns für unsere Beziehung wünschen. All die Notlügen und unausgesprochenen Gedanken wollen wir endlich zur Seite packen, denn nur so kann es funktionieren.

Ich habe das Gefühl, dass wir wirklich auf einem guten Weg sind und es diesmal klappen kann. Wenn wir bloß diese hartnäckige Öffentlichkeit und vor allem die Drohungen gegenüber Cara loswerden könnten, denke ich mir seufzend, als ich durch die verdunkelten Scheiben erneut zwei Paparazzi entdecke, die vor den blickdichten Toren auf den perfekten Schnappschuss von uns warten.

Zum Glück komme ich ohne Probleme ins Innere und direkt weiter in die Maske.

Dort finde ich schon die anderen Drei. Während Vic vorbildlich auf ihrem Platz sitzt und ihr Gesicht gerade geschminkt wird, rennen Damiano und Thomas nur in Unterhosen bekleidet durch die Gegend und nutzen zwei Haarbürsten jeweils als Mikro.

„So tell me what you want, what you really, really want", stimmt Damiano begeistert und lautstark an.

„I'll tell you what I want, what I really, really want", antwortet ihm prompt Thomas laut und unglaublich schief, womit er einmal mehr beweist, warum nicht er unser Sänger ist. Ich muss bei dem Anblick laut Auflachen und schaffe es damit augenblicklich, dass beide Akteure verstummen und mich stattdessen mit aufgerissenen Augen mustern.

„Oops", denke ich mir innerlich und beiße mir auf die Lippe.

Nach den ganzen Geschehnissen mit Cara hatte ich ganz vergessen, dass ich offiziell eigentlich immer noch der Depri-Ethan bin. Und da Cara und ich uns auch darauf geeignet haben unsere erfolgreiche Versöhnung erst einmal für uns zu behalten, bemühe ich mich nun um ein möglichst neutrales Gesicht.

„War das, war das gerade ein Lachen? Von Ethan?", hustet Damiano überfordert und ich schüttle gespielt genervt meinen Kopf.

„Tut mir leid, dass ich nicht mein ganzes Leben einer vergangenen Beziehung hinterher weine", rechtfertige ich mich und fühle mich absolut schlecht bei meinen Worten. Würde es zwischen Cara und mir nicht besser laufen, würde ich hier nämlich immer noch wie ein Häufchen Elend stehen. Anscheinend ist das auch meinen Freunden bewusst, die mich mehr als skeptisch mustern und wahrscheinlich ernsthaft einen Drogenkonsum meinerseits in Betracht ziehen.

„Aber so schnell...", nuschelt nun doch ein verwirrter Thomas und kassiert prompt einen Nackenklatscher von Damiano, sowie einen eindeutigen Blick.

„Es freut uns natürlich, wenn es dir besser geht Ethan", mischt sich nun Vic ein und unterbindet so weitere Fragen.

„Du solltest jetzt auch in die Maske, Ethan, sonst bekommen sie deine Haare nie hin. Und Thomas, Damiano meine Lieblings-Spicegirls: ihr bitte auch", kommandiert uns Antonio unserer Manager, der aus irgendeiner Ecke des großen Raumes plötzlich auftaucht. Wir alle schneiden fast zeitgleich eine Grimasse, was uns Grinsen lässt, bevor wir uns auf unsere zugewiesenen Stühle vor die Spiegel fallen lassen.