Numero ventisei

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Ethan P.O.V

Gutgelaunt fahre ich zwei Tage später nach dem letzten Soundcheck für das morgige Konzert vor Caras Haustür vor und warte auf die junge Frau.

Sie hatte mir gestern geschrieben, dass sie gerne einen seltenen Kunstmarkt am Rande Roms besuchen will und auch wenn ich mich kaum mit so etwas auskenne, hatte ich nur zu gerne eingewilligt, die Schwarzhaarige zu begleiten. Jeder Moment mit ihr ist kostbar und ich genieße unsere gemeinsame Zeit sehr.

Ich entdecke, wie Cara knapp zwei Minuten später aus der Tür huscht und zu mir ins Auto springt. Vorbei sind die Zeiten, als wir uns umständlich über die Mittelkonsole hinweg umarmt haben, denn jetzt kann ich mich einfach zu ihr rüber lehnen und sie küssen.

„Na", begrüße ich sie, als wir uns wieder voneinander gelöst haben und begutachte ihr heutiges Outfit. Sie trägt ein luftiges helles Sommerkleidchen mit Blumenmuster, was ihr unglaublich gut steht, sowie ihre offenen, lockigen Haare ganz natürlich, wie es mir am besten gefällt. An ihrem Hals entdecke ich die Kette, welche ich ihr geschenkt habe, was mich besonders freut.

„Du siehst hübsch aus", mache ich ihr ein Kompliment und mit einem grinsenden Seitenblick merke ich, wie sie meine Worte erneut in Verlegenheit bringen.

„Danke, das ist eins der Kleider, die ich mit Giorgia und Vic in Mailand geshoppt habe", erzählt sie mir und interessiert höre ich zu.

„Apropos Giorgia: Sie wird morgen auch beim Konzert sein, dann seht ihr euch wieder", werfe ich ein.

„Oh, wie schön", freut sich die Schwarzhaarige neben mir ehrlich.

„Bist du schon aufgeregt?", frage ich sie schmunzelnd und empört streifen mich ihre Augen.

„Müsste ich das nicht dich fragen. Immerhin bist du da oben auf der Bühne."

„Aber es ist dein erstes Konzert von uns, nicht meins", gebe ich meinen Konter zum Besten und bringe sie damit zum Grinsen.

„Da hast du wohl Recht. Einigen wir uns darauf, dass wir beide nicht nervös sind?", beschließt sie und ich lache: „Wir sind tiefenentspannt"

„Genau", stimmt sie zu und wie um das zu bestätigen, lehnt sie sich bequem im Autositz zurück und lässt sich geschickt von mir durch die Stadt kutschieren.

***

„Unser wievielter Kunstmarkt ist das?", frage ich meine Begleiterin amüsiert, als wir eine Stunde später durch viele kleine Stände schlendern und die junge Frau begeistert links und rechts schaut.

„Keine Ahnung", lacht sie nur vergnügt und steckt mich mit ihrer lebensfrohen Art erneut einfach an. Cara macht sich einen Spaß daraus mir mit so komplizierten Fachbegriffen wie möglich die verschiedenen Zeichentechniken zu erklären und beeindruckt damit auch den ein oder anderen Verkäufer.

Bei einem älteren Herrn, der verschiedene abstrakte Landschaften mit Öl auf kleine Leinwände gemalt hat, verweilen wir etwas länger und ich beobachte, wie angeregt Cara mit ihm fachsimpelt. Ihre Wangen sind gerötet und ihre wissensdurstigen Augen funkeln, wie kleine Diamanten.

Der Verkäufer mit den leicht angegrauten Haaren scheint total aufzugehen und sich sehr über das Interesse von Cara zu freuen. Ich schalte gedanklich etwas ab, da die beiden nur so mit Spezialwörtern um sich werfen und trete erst näher, als Caras Stimme lauter wird.

„Nein, das kann ich nicht annehmen", wiederholt sie ihre Worte.

„Signora, sie sind so eine tolle junge Frau und ich habe mich lange nicht mehr mit jemanden so angeregt und leidenschaftlich über diese Kunstwerke unterhalten können, bitte nehmen, sie mein Geschenk an", fordert der ältere Mann und deutet auf eine kleine Leinwand in seiner Hand, auf der in verschiedenen Rottönen wohl eine Art Sonnenuntergang interpretiert ist.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt