Numero Quarantanove

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Cara P.O.V

Kaum schließt sich die Tür von Ethans Apartment hinter uns, überwältigt mich eine bleierne Müdigkeit. Mein Auge tut fürchterlich weh und ein stechender Kopfschmerz scheint sich rasend schnell auszubreiten. Der wenige Schlaf in der Kombination mit dem vielen Alkohol der letzten Nacht, sowie der Aufregung fordert nun seinen Tribut.

„Du siehst aus, als könntest du im Stehen einschlafen", spricht mich Ethan besorgt an und ich nicke schwach: „So fühle ich mich auch"

„Ich habe kein Problem, wenn du dich wieder hinlegst, Cara, du bist verletzt und ich habe ja mitbekommen, wie wenig Ruhe du letzte Nacht hattest."

Obwohl es erst früher Nachmittag ist, nehme ich Ethans Angebot dankend an. Während ich mir noch eine Schmerztablette einwerfe, um endlich etwas Erholung zu bekommen, wuselt der Musiker umsichtig durch seine Wohnung und kümmert sich darum, dass sein Schlafzimmer verdunkelt ist.

Erschöpft lege ich meine Kleidung ab und streife mir lieber ein großes T-Shirt von Ethan über, bevor ich mich in die weichen Kissen fallen lasse.

Sanft setzt sich Ethan auf die Bettkante und streicht mir durch meine Haare.

„Schlaf dich gesund, Bellina", wispert er leise und ich merke, wie ich fast direkt in meinen so dringend benötigten Schlaf abdrifte.

„Ich bin in meinem Musikzimmer und übe ein bisschen, melde dich, wenn, etwas ist", flüstert er leise, aber das höre ich kaum noch, da mich die Erschöpfung auf einen Schlag hin überwältigt und ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf gleite.

***

Als ich eine geraume Zeit später wieder erwache, brauche ich einen Augenblick länger, um zuordnen zu können, wo ich bin und was geschehen ist. Kaum habe ich das Erlebte wieder rekonstruieren können, setzen natürlich, wie auf Knopfdruck erneut die Schmerzen auf meinem Gesicht wieder ein und erschöpft richte ich mich auf.

Erst jetzt bemerke ich die scheppernden Geräusche, die aus der Küche kommen und mich so wohl aus meinem Schlaf gerissen haben.

Noch einen Moment bleibe ich in Ethans Bett sitzen, bevor meine Neugier überwiegt und ich auf leisen Sohlen barfuß in Richtung der großen Küche tapse.

Als ich um die letzte Ecke biege und endlich einen Blick auf das passende Bild zur Geräuschkulisse werfen kann, muss ich mich zusammenreißen, nicht laut los zu lachen.

„Was tust du da?", grinse ich und erschrecke den am Boden auf den kalten Fliesen sitzenden Ethan zu Tode. Um ihn herum liegt achtlos ein Sammelsurium an Gegenständen aus seinem riesigen Tiefkühler, der sich im unteren Bereich seines noch größeren Kühlschranks befindet. Ich entdecke verschiedene Tiefkühlpizzen, Eis und gefrorene Erbsenpackungen.

„Du hast mich erschreckt!", beschwert sich Ethan, in der Hand einen weiteren Beutel mit gefrorenen Lebensmitteln.

„Und du bist unter die Polarforscher gegangen, oder was genau bezweckst du mit dem Aufräumen deines Tiefkühlfaches?"

Skeptisch mustere ich ihn und erst jetzt scheint der junge Mann, das Chaos um ihn herum, erst richtig wahrzunehmen.

„Ich war mir sicher noch ein Kühlpad da drin zu haben, aber ich konnte es einfach nicht finden!", erklärt er mir endlich, den Grund für seine Aktion.

„Aber viel wichtiger: Wie geht es dir, Cara? Konntest du dich etwas ausruhen?" Mitfühlend schaut er zu mir und leicht nicke ich: „Ja, der Schlaf hat mir gut getan"

Erleichtert nickt er, bevor ich ihn frage, wie spät es ist.

„Bald 19:00", verrät er mir, ehe er anfängt seinen Tiefkühler wieder einzuräumen. Vorsichtig hocke ich mich dazu und helfe ihm, alles zu verstauen und so die Lebensmittel vor dem Auftauen zu bewahren.

Zum Glück dauert es nicht lange, dann ist alles wieder verstaut und wir stehen endlich vom kühlen Boden auf. Lediglich eine Packung Erbsen behält der Musiker draußen und verwirrt beobachte ich, wie er sich die Packung auf seinen Handrücken drückt. Dann schaltet endlich mein Gehirn:

„Was ist passiert?", will ich alarmiert wissen. „Warum brauchst du etwas zum Kühlen?"

Zerknirscht schaut Ethan zu mir: „Während du geschlafen hast, habe ich ein bisschen Schlagzeug geübt. Mit Kopfhörern natürlich, um dich nicht zu wecken. Wir spielen doch nächste Woche unser erstes Sommerfestival und da soll alles sitzen. Aber jetzt schmerzen meine Hände ordentlich und ich wollte ihnen etwas Linderung verschaffen."

Besorgt blicke ich insbesondere auf seine linke Hand, die er jetzt provisorisch kühlt.

„Ethan, du sollst nicht übertreiben, nicht, dass der Auftritt in Gefahr ist!", warne ich ihn, wohlwissend, dass mein Freund immer 120 Prozent gibt und gerne mal die Warnsignale seines Körpers ignoriert.

„Ach so schlimm ist es nicht", will er mit der entsprechenden Handgeste abwinken, wobei er aber schmerzgeplagt, sein Gesicht verziert.

„Du musst dich schonen, Ethan!", fordere ich erneut und mustere ihn eindringlich.

„Ich weiß, dass du für die Fans und die Band immer alles geben willst, aber es hilft keinem, wenn du dich bei deinen intensiven Proben verletzt.", rede ich ihn ins Gewissen und stelle mich dicht vor ihm, um meine Hände auf seine Brust zu legen.

„Wann ist aus meiner Wohnung eigentlich ein Krankenlager geworden", grinst Ethan schief und ich schüttle resigniert meinen Kopf, bevor mich seine Worte doch auch zum Lachen bringen.

„Wir zwei gegen den Rest der Welt", wispere ich ihn leise zu und zärtlich streichelt Ethan meine Wange, ehe er sich nach vorne lehnt und seine weiche Lippen auf meine legt. Liebevoll erwidere ich den Kuss und gerade als Ethan seine Zunge geschickt in meinen Mund wandern lassen will und das Ganze zu einer richtigen Knutscherei ausarten soll, kündigt das melodische Läuten des Fahrstuhls einen Gast an.

„Och nee", stöhnt Ethan enttäuscht und löst sich schwer atmend von mir, um mit einem letzten sehnsuchtsvollen Blick zu meinen Lippen, zur Tür zu schlurfen und diese mürrisch aufzureißen. Neugierig folge ich Ethan, nur um wenige Sekunden später, dass Gesicht des schwarzhaarigen Leadsängers im Türrahmen zu entdecken.

„Damiano", ruft Ethan überrascht, als dieser über die Türschwelle gesprungen kommt. Er wirkt angespannt und wir scheinen ihn beide einigermaßen überfordert zu mustern, woraufhin er nur genervt schnaubt.

„Es ist auch schön euch zu sehen, Freunde, danke für den herzlichen Empfang.", beschwert er sich mit seinem besten sarkastischen Unterton. Er will gerade noch etwas sagen, als sein Blick mich streift und an meiner geschwollenen Gesichtshälfte hängen bleibt. Geschockt reißt er seine Augen auf.

„Fuck", kommentiert er den Bluterguss intelligent wie eh und je und wenn meine Wange nicht wie nach einem Kampf mit Klitschko aussehen und wehtun würde, hätte ich mir selbst schon längst eine Face Palm gegeben.

Wir müssen schon ein sehr komisches Bild abgeben, ich mit meiner demolierten Visage und Ethan, wie er sich immer noch eine Packung Erbsen auf die Hand drückt und dabei verwirrt die Haustür hinter Damiano schließt.

„Und was genau machst du hier?", wendet sich mein Freund erneut an Damiano, der daraufhin endlich aus seiner Starre erwacht und sich einmal schüttelt, ehe er sich wohl an sein Vorhaben erinnert. Schlagartig bewölkt sich sein Gesicht und seine Anspannung überträgt sich fast wie automatisch auch auf mich.

„Ihr steckt in Schwierigkeiten."

Nur diese vier Worte reichen, dass sich meine Kehle zuschnürt und ich Probleme habe normal weiter zu atmen. Damianos aufgewühlte Augen verheißen nichts Gutes und angstvoll schaue ich zu Ethan, der mir zu Liebe wohl probiert äußerlich ruhig zu bleiben, aber ich kenne ihn gut genug, um die Sorge, die ihn durchflutet zu erkennen.

~~~

Cara mit ihrem blauen Auge, Ethan hat seine Erbsentüte und Damiano mit Neuigkeiten - oh man, wo soll das nur hinführen..^^

An dieser Stelle aber mal ein großes Danke für eure vielen lieben und aufbauenden Kommentare unter dem letzten Kapitel, das hat mich wirklich sehr gefreut und ist echt motivierend zu lesen.<3 

Deswegen auch heute schon direkt das nächste Kapitel hihi:)

Lasst wie immer gerne Feedback da und vergesst nicht zu voten -> Means Motivation 

xx

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt