Numero Cinquantotto

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Alessia P.O.V

Naja und dann bin ich zurück ins Innere geflüchtet und hab ihn da draußen im Kalten sitzen gelassen", beendet Cara ihre Erzählungen, während sie mir auf ihrem Bett gegenüber sitzt und sich dabei an dem Stoff eines schwarzen Jacketts festklammert, was auf ihrem Schoß liegt.

„Also ist das Ethans Jackett von letzter Nacht, was du partout nicht aus deiner Hand legen kannst", hake ich nach und deute auf den Stoff zwischen ihren Fingern, woraufhin sie schüchtern ihren Blick senkt.

„Ach Cara", seufze ich nur traurig und trinke einen weiteren Schluck aus der mit Kaffee gefüllten Tasse in meiner Hand, die den Morgen einigermaßen angenehm gestaltet.

„Das Treffen mit ihm gestern hat so viel in mir aufgewühlt, als er mich beschützt und nach meiner Hand gegriffen hat, weißt du..."

„Du liebst ihn noch", spreche ich aus, was uns beiden durch den Kopf geht, wobei es mir unglaublich weh tut, Cara so leiden zu sehen.

„Wie soll ich damit denn je aufhören?", höre ich nur ihre verzweifelte Antwort und ich bemerke, wie sie sich bemüht, ihre erneut aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Es tut mir so weh, dich leiden zu sehen", fallen mir keine tröstenden Worte ein und verzweifelt mustere ich ihre traurige Miene.

„Und was ist, wenn du doch noch einmal mit ihm redest? Wenn du ihm klar machst, dass du ohne ihn nicht leben kannst und ihr das alles gemeinsam durchstehen werdet? Es gab ewig keine Drohbriefe mehr, oder böse Berichte in der Presse über euch, vielleicht hat sich jetzt alles beruhigt und die erste große Welle ist verebbt!"

Ich probiere Cara möglichst enthusiastisch anzuschauen, aber ihre Miene ist zweifelnd.

„Ich weiß nicht...", kommt prompt ihre unsichere Antwort, aber ich kenne meine Freundin gut genug, um auch den Schimmer an Hoffnung in ihren Worten zu hören.

„Cara du liebst ihn. Und nach dem, was du letzte Nacht erzählt hast, liebt er dich doch auch noch. Eure Gefühle füreinander sind stark, das könnt ihr euch nicht einfach kaputt machen lassen. Ich kann doch nicht neben dir sitzen und zugucken, wie du die Liebe deines Lebens gehen lässt, bis es kein Zurück mehr gibt!"

Aufgebracht mustere ich sie und gestikuliere wild mit meiner freien Hand, so sehr versetzt mich die ganze Thematik in Rage.

„Meinst du wirklich? Soll ich mich noch einmal bei ihm melden?" Hin und hergerissen blicken mich ihre großen, traurigen Augen an.

„Unbedingt!", fordere ich lautstark und habe das erste Mal seit langen das Gefühl, dass endlich wieder ein Hauch Leben und Kampfgeist in den Körper der Braunhaarigen zurückkehrt.

„Vielleicht sollte ich das wirklich tun", stimmt sie mir zu und ich nicke bekräftigend. Ich will ihr gerade antworten, als es an unserer Tür klingelt.

Mein Herz bricht, als sich der ermutigte Gesichtsausdruck von Cara schlagartig ändert und die Panik zurückkehrt.

„Wer ist das?", flüstert sie plötzlich angsterfüllt.

„Keine Ahnung", zische ich.

„Und warum flüstern wir?", wispere ich leise, fast schon schief grinsend, über diese Absurdität, bevor ich in normaler Lautstärke fortfahre: „Es ist bestimmt nur der Postbote oder die Oma von unten, die sich über meine laute Musik gestern Abend beschwert, ich geh mal nachschauen."

Beruhigend nicke ich Cara zu, deren Augen mir sorgenvoll folgen, ehe ich ihr Zimmer verlasse und auf unsere Haustür zugehe.

(TRIGGERWARNUNG Blut/Kadaver)

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt