Numero Quarantadue

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Cara P.O.V

Ich habe mich gerade auf der Toilette erleichtert und befinde mich noch in der schmalen Kabine, deren nicht ganz bis zur Decke gehende Tür einige Kritzeleien zieren, als ich höre, wie wohl zwei junge Frauen, laut redend den Waschraum betreten.

„Scheiß doch auf unseren Kurs, der Professor ist eh halb taub, halb blind, der merkt niemals, wenn wir fehlen", giggelt die eine Stimme und ich höre ein Lachen als Antwort.

„Ich muss mich unbedingt um meinen Lippenstift kümmern, das hat Priorität", ergänzt die zweite, hellere Stimme und ich höre ihre trippelnden Schritte.

Ich will gerade die Spülung betätigen und aus der Kabine treten, als mich die nächsten Worte der einen Frau in der Bewegung stocken lassen:

„Hast du schon mitbekommen? Die neue Flamme von diesem megaberühmten Rockmusiker, Etien, oder, wie er heißt, soll unsere Uni besuchen! Kunststudentin im Jahrgang über uns."

Mein Mund fühlt sich plötzlich ganz pappig an, als ich eins und eins zusammen zähle und realisiere, dass die Beiden über mich zu sprechen scheinen.

„Waaas, niemals", lacht die Andere.

„Wir haben doch keine Supermodels bei uns, wer ist sie denn bitte?"

Beide Lachen wieder.

„Amanda, du hast ja keine Ahnung", amüsiert sich die erste Stimme.

„Sie ist absolut kein Supermodel, warte, mir wurden Bilder von ihr gesendet. Schau mal."

Kurz herrscht Ruhe, ehe die zweite Stimme wohl Fotos von mir kommentiert:

„Sie sieht ja mega langweilig aus, guck mal, wie klein sie ist und was hat sie da an, da sehe ich ja hundert Mal besser aus!"

Obwohl ich die beiden nicht kenne, verletzen mich ihre Aussagen und unfähig mich zu bewegen, höre ich den Beiden stumm weiter zu, wie sie über mich, mein Outfit und mein Aussehen lästern. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinab und erneut überwältigen mich meine Gefühle.

Ich weiß, dass ich eigentlich schon längst die Tür hätte aufreißen müssen, um mich zu wehren und diese frechen Gören zur Rede zu stellen, doch ich kann nicht. Schon wieder versagt mein Selbstbewusstsein und wie ein Schwächling verschanze ich mich hinter einer Wand billigen Sperrholz, während nur wenige Meter meine ganze Existenz von zwei mir fremden Frauen vollkommen runtergemacht wird.

„Also, wenn er nur eine Vorzeigestudentin gebraucht hat, hätte er bei uns definitiv bessere Alternativen gefunden", amüsiert sich die Stimme, die wohl zu Amanda gehört und ihre Freundin gluckst begeistert.

„Schau doch uns Beide an, jede von uns wäre eine bessere Partie gewesen, äußerlich und innerlich!" Schon wieder höre ich ihr ekliges Lachen und heiße, schwere Tränen fließen aus meinen Augen, ehe sie unkontrolliert auf mein Shirt tropfen.

„Aber solche Beziehungen sind eh zum Scheitern verurteilt, ich gebe den Beiden maximal zwei Monate", meldet sich die Stimme der Frau, deren Namen ich nicht kenne und sofort erhält sie Amandas Zustimmung:

„Da hast du so was von Recht und jetzt komm endlich, lass uns mal zu unseren Professoren-Opi gehen – er hat uns sicher schon vermisst!"

Die Stimmen der Beiden werden leiser, ehe ich die Tür hinter ihnen in das Schloss fallen höre. Ich habe ein unangenehmes Déjà-Vu und fühle mich schlagartig an den gestrigen Morgen zurückversetzt. Hat mich damals einfach die Panik überwältigt, ist es nun die unglaubliche Traurigkeit, die fiese Stiche durch meine Brust schickt.

Die Worte der Zwei lassen mich an mir und meiner Beziehung zweifeln, schließlich weiß ich doch nicht einmal, warum Ethan überhaupt mich gewählt hat. Er könnte jede Frau auf dieser Welt haben, er ist der absolute Traummann und ich verstehe nicht, wie er mich lieben kann. Ethan.

 Der Gedanke an ihn beruhigt mich ungemein und mit zittrigen Fingern spüle ich, bevor ich meinen Rucksack vom Boden klaube und unsicher aus der Kabine trete, um mir meine Hände zu waschen.

Danach ziehe ich vorsichtig mein Handy aus meinem Rucksack und entsperre mein Display. Sofort wird mir ein verpasster Anruf von Ethan angezeigt, der kaum zehn Minuten her ist. Er muss angerufen haben, während ich in der Toilette die beiden Frauen bei ihrem Gespräch belauscht habe. Ich entdecke, dass er mir auch noch eine Nachricht gesendet hat und öffne diese:

„Hey Cara, ist alles gut bei dir? Melde dich doch bitte kurz!! Ich liebe dich, Ethan. Xx"

Sofort wird mir leichter um mein Herz und der Fluss meiner salzigen Tränen verringert sich. Immer wieder lese ich seine wenigen Worte und kann mir dabei zu gut, seine samtige, warme Stimme vorstellen, die mir eben diese in mein Ohr flüstert, während ich in seinen Armen auf dem Bett liege.

Ich ziehe eine unglaubliche Kraft aus seiner kleinen Botschaft und frage mich für einen Moment, ob Ethan wohl übernatürliche Kräfte hat, dass er mir diese Nachricht genau dann geschickt hat, als es mir wirklich schlecht ging und ich das Gefühl hatte unter den Worten der Beiden Frauen zu zerbrechen.

Vorsichtig hebe ich meinen Blick. Mein Telefon presse ich dicht an meine Brust, als ich den Spiegel schaue und mir meine verweint, glänzenden braunen Auge entgegen starren. Meine dunklen Locken kräuseln sich wild um mein Gesicht und meine Wangen sind aufgrund des Weinens unnatürlich rot. Die Tränenspuren, die sich über meine Wangen bis zu meinem hellen Shirt ziehen, sind unübersehbar und ohne, dass ich es verhindern kann drehe ich mich skeptisch vor dem kleinen, dreckigen Spiegel hin und her, um meine Figur zu begutachten.

Die grauen und roten alten Fliesen um mich herum, sowie das wenige Licht, welches durch die schmalen Fenster in den Raum fallen, schaffen eine unangenehme Atmosphäre und lassen mich irgendwie kränklich wirken.

Ich weiß, dass meine Körpergröße nicht allzu viel hergibt und ich mit irgendwelchen langbeinigen Supermodels eh nicht mithalten kann. Auch ein Fitnessstudio hat mich lange nicht mehr von innen gesehen und ich frage mich, ob meine Oberschenkel nicht etwas zu breit, der Bauch ein wenig zu dick und die Arme zu schlaff sind.

Noch zweimal drehe ich mich, wie in Zeitlupe um mich selbst, um meinen eigenen Körper zu begutachten, bevor ich energisch den Kopf schüttle. Ich muss aus dieser Abwärtsspirale an negativen Gedanken ganz dringend hinaus kommen. Die Kommentare der anderen haben mir einen Floh in mein Ohr gesetzt, mit nie dagewesenen Selbstzweifeln, die mich selbst erschrecken.

Kurzer Hand entsperre ich erneut mein Handy und klicke auf Ethans Nummer. Ich brauche jetzt seine Stimme, ein paar beruhigende Worte von ihm und das Wissen, dass es ihm gut geht. Am liebsten würde ich jetzt in seinen starken Armen versinken und ihn nie wieder loslassen, aber da das aktuell nicht möglich ist, möchte ich ihn zumindest hören.

Es tutet eine halbe Ewigkeit, aber der junge Mann geht nicht an sein Telefon. Schließlich springt die automatische Mailbox an und mit einem unwohlen Gefühl im Bauch lasse ich das Telefon langsam sinken. 

~~~

Oh man ey... Cara ist nicht zu erreichen, weil sie mit anhören muss, wie andere sie schlecht reden und Ethan befindet sich auch in einer sehr prekären Lage - happy Lovestory und so haha.^^

Aber ich fände es einfach unrealistisch, wenn immer Friede, Freude, Eierkuchen (beste Redewendung:D) herrscht und ich Ethan ein langbeiniges Supermodel an die Seite stelle, die über allem erhaben ist, ist einfach nicht so.

An dieser Stelle einfach noch mal ein kurzer Appell an euch: ihr seid perfekt so, wie ihr seid, lasst euch von anderen nichts blödes einreden!!

Und wie immer lasst gerne Feedback da und vergesst nicht zu voten -> Means Motivation 

xx

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt