Numero Cinquantadue

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Ethan P.O.V

Genervt tipple ich mit meiner Fußspitze auf dem Boden des sterilen, weißen Wartezimmers herum, während mein Po langsam aber sicher von dem ungemütlichen, altersschwachen Plastikstuhl auf den ich verfrachtet wurde, zu Schmerzen beginnt.

Der Arzt hatte mich und meine Hand für nicht einmal zwei Sekunden begutachtet, ehe er bei seinen Arzthelferinnen sofort das ganze Programm für mich angeordnet hatte. Er weiß, dass das Management und ich für alles gut zahlen werden, weswegen neben einem Röntgen auch viele verschiedene Röhrchen meines Blutes gezapft wurden und selbst eine Probe meines Urins musste ich abgeben. Wie das meiner Hand weiterhelfen soll, ist mir schleierhaft.

Ich bin kurz davor einfach zu gehen und nach einem Termin zu einem späteren Zeitpunkt zu fragen, an dem meine Ergebnisse besprochen werden, als die für meinen Geschmack zu aufgesetzt freundliche Arzthelferin endlich meinen Namen flötet:

„Herr Torchio, bitte in Zimmer zwei"

Schwerfällig erhebe ich mich und folge der Dame in das genannte Behandlungszimmer, wo ich immerhin auf einem bequemeren Ledersessel platziert werde.

„Der Herr Doktor ist gleich bei Ihnen", zwitschert sie, weiterhin gruselig lächelnd und schenkt mir aus einer Karaffe ein winziges Glas Wasser ein, bevor sie wieder aus dem Raum stöckelt.

Ich trinke das Wasser in nicht einmal zwei Schlucken und kaum habe ich das Glas abgesetzt, geht die Tür erneut auf und der etwas ältere, drahtige Mann in weißen Kittel und mit schütteren, leicht gräulichen Haar, bei dem es sich um den Arzt handelt, tritt durch die Tür.

„Herr Torchio, guten Tag noch einmal", begrüßt er mich mit einem Kopfnicken und lässt sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen, bevor er, wie aus dem nichts, ein Tablet auf den Tisch platziert und emsig auf diesem herum tippt.

„Herr Torchio", beginnt er erneut.

„Wie ich gehört habe, wollen Sie als Schlagzeuger mit Ihrer Band bald auf Tour gehen?", fragt er mich und ich nicke bestätigend: „Ja, wir spielen einige Festivals, in vier Tagen soll es losgehen."

Jetzt ist es an ihm zu nicken und das möglichst beruhigende Lächeln, welches er mir schenkt, bewirkt leider genau das Gegenteil.

„Verstehe", murmelt er.

„Nun Herr Torchio, die gute Neuigkeit zuerst: Körperlich sind sie topfit, ihre Blutwerte sind so gut wie einwandfrei", erzählt er mir.

„Aber?", hake ich nach.

„Ihr Entzündungswerte sind etwas hoch, darf ich einmal Ihre schmerzende Hand sehen?", fordert er und zögerlich reiche ich sie ihm. Punktuell und ohne mich vorzuwarnen, drückt der Arzt auf einen bestimmte Stelle und laut keuche ich auf, als sofort ein stechender Schmerz mein Handgelenk durchzieht.

Aufmerksam mustert mein Gegenüber mich, ehe er meine Hand noch einmal dreht und anbeugt. Jede Handlung erzeugt Schmerzen, wenn auch nicht so stark, wie bei seinem ersten Griff. Genau das teile ich ihm auch mit.

Daraufhin tippt der Arzt wieder fleißig auf seinem Tablet, bevor sein schwerer Blick erneut auf mir ruht.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass der erhöhte Entzündungswert von Ihrer Hand kommt, Herr Torchio. Sie haben Tendinitis an Ihrem Handgelenk – eine sehr ausgeprägte Sehnenscheidenentzündung. Diese tritt auf, wenn man sein Handgelenk zu extrem und einseitig belastet, so wie Sie das vermutlich bei Ihren vielen Proben als Schlagzeuger für die Band tun."

„Und was kann ich tun, dass es wieder weg geht?", fordere ich zu wissen.

„Wir können Ihnen ein Medikament direkt in das betroffene Gewebe injizieren und werden Ihnen auch noch etwas mitgeben, was die Entzündung bekämpft." Aufmerksam verfolge ich die Worte des Doktors, doch seine nächste Aussage lässt mich schwer schlucken.

Accusa Ingiusta (Ethan Torchio | Måneskin) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt