kapitel 6

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nächster tag
Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt, mich geduscht, angezogen und geschminkt hatte, setzte ich mich auf mein Sofa und nahm mein Lieblingsbuch in die Hand. Ich hatte beschlossen, das Buch vor dem Drehstart nochmal zu lesen, auch wenn das letzte Mal erst einige Wochen her war. Ich liebte die Geschichte zwischen Ruby und James einfach zu sehr. Die beiden kommen eigentlich aus komplett verschiedenen Welten. Geld, Glamour und Luxus, all das könnte Ruby Bell nicht weniger interessieren. Seit sie ein Stipendium für das renommierte Maxton Hall College erhalten hat, versucht sie ihren Mitschülern so wenig wie möglich aufzufallen und sich nur auf die Schule zu konzentrieren. Vor allem von James Beaufort, einer der beliebteren Jungs am College, hält sie sich fern. Er ist ihr zu arrogant, zu reich, zu attraktiv. Während Rubys größter Traum ein Studium in Oxford ist, scheint er nur für die nächste Party zu leben. Doch dann findet Ruby etwas heraus, was sonst niemand weiß. Etwas, was den Ruf von James' Familie zerstören würde, sollte es an die Öffentlichkeit geraten. Plötzlich weiß James genau, wer sie ist. Und obwohl sie niemals Teil seiner Welt sein wollte, lassen ihr James und ihr Herz schon bald keine andere Wahl mehr. (Das ist der Inhalt von dem Buch „Save Me" von Mona Kasten; nebenbei: wahnsinnig tolles Buch, absolute Leseempfehlung haha) Ich schloss die Augen und überlegte mir, wie es als Film umgesetzt werden könnte. Sofort musste ich anfangen zu schmunzeln. Ich konnte es einfach immer noch nicht glauben, dass ich Ruby spielen würde. Zugegebenermaßen war Tom für die Rolle von James perfekt geeignet. Arrogant, reich und attraktiv war er allemal. Nach etwa 100 Seiten legte ich das Buch beiseite und beschloss, zu Harrison zu fahren. Ich hatte ihm nicht Bescheid gesagt, aber normalerweise war er um diese Uhrzeit daheim. Also nahm ich meinen Autoschlüssel und meine Tasche und fuhr kurze Zeit später los. Harrison wohnte im Gegensatz zu meinen Eltern nicht so weit entfernt von mir. Also parkte ich zehn Minuten später auf einem Parkplatz, stieg aus und ging die Treppen hoch zu Harrisons' Appartement. Ich hatte gerade geklingelt, als sich bereits fünf Sekunden später die Tür öffnete. Doch anstatt in Harrisons' grün-blaue Augen starrte ich in dunkelbraune Augen. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein. „Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass wir uns jetzt erstmal länger nicht mehr sehen." sagte Tom. „Tja, da wurde wohl nichts draus. Und in den nächsten Wochen wird da wohl genauso wenig." scherzte ich leicht. Tom schaute mich schief an. „Was meinst du?" Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Warte- du weißt es nicht?" „Ich weiß was nicht?" „Ach du schei|ße..." „Wer ist das?" ertönte plötzlich Harrisons' Stimme. „Hope! Was machst du denn hier?" Ich räusperte mich. „Ähm, ich wollte mit dir reden." „Klar, komm doch rein." lächelte er. Wie sollte ich das jetzt nur machen? Eigentlich hatte ich Angst es Harrison zu erzählen, doch inzwischen hatte ich mehr Angst davor, es Tom zu erzählen. Ich schlüpfte an Tom vorbei, zog meine Schuhe aus und ging mit den beiden ins Wohnzimmer. „Also schieß los!" sagte Harrison, während er sich neben Tom setzte. Ich hingegen blieb stehen. Immerhin konnte ich dann schneller wegrennen, falls dieses Gespräch eskalieren sollte. „Oh gott, wie soll ich nur anfangen..." murmelte ich. „Um was geht es denn?" Ich spielte nervös an meinem Armband herum und atmete dann tief durch. „Um die Rolle, Harrison. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich es mache..." Harrisons schaute mich mit großen Augen an, zeigte jedoch keine andere Reaktion. Vermutlich wusste er genauso wenig wie ich, wie er sich verhalten sollte, wenn Tom sich im selben Raum befand. „Oho, du hast eine Rolle? Als Baum bei „Die Schöne und das Biest"?" scherzte Tom. Ihm würde das Lachen sowas von gleich vergehen. „Eigentlich ist es eine Hauptrolle." „Nicht schlecht... Welcher Film." „Ja, also was das angeht..." „Save Me." unterbrach mich Harrison. Toms' Gesicht wurde komplett weiß. „Was...?" „Save Me." wiederholte Harrison mit einem gewissen Grad an Wut in seiner Stimme. „Du verarschst mich, oder? Du spielst Ruby?!" „Ich dachte du wüsstest das schon... Und glaub mir, ich könnte mir auch schöneres vorstellen." „Fu|ck!" sagte Tom, bevor er aufstand, seine Hände hinter seinem Kopf verschränkte und durch das Zimmer ließ. Tom war offensichtlich gerade genug mit sich selbst beschäftigt, sodass ich mich neben Harrison setzte. „Hey... Ich weiß, du fandest die Idee nicht so toll, aber überleg' doch mal, was das für eine Möglichkeit für mich ist!" „Hope, versteh mich nicht falsch, natürlich freue ich mich für dich! Aber es ist nur... ich..." „Was ist?" „Ich möchte nur nicht, dass du verletzt wirst oder dass das die schlimmsten Wochen deines Lebens werden. Du bist beim Dreh ganz alleine. Nur Tom ist da und ihr zwei seid ja nicht unbedingt die besten Freunde." „Ich weiß. Aber ich kann diese Möglichkeit nicht wegen ihm einfach sausen lassen. Ich bin 24 Jahre alt und schaffe es, mich um mich selbst zu kümmern. Wenn mir etwas zu viel wird, dann sage ich es. Vertrau mir." Harrison schaute vom Boden hoch in meine Augen und lächelte dann. „Okay. Tut mir leid, dass ich so reagiert habe..." „Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Du wolltest ja einfach nur, dass es mir gut geht." „Wenn irgendwas sein sollte, ruf an, okay?" „Mache ich." lächelte ich. Mein Blick schweifte zu Tom, der mich fassungslos anstarrte. „Ihr wollt mich echt verarschen!" „Hat dir echt niemand was gesagt?" „Bis vor zwei Tagen stand laut meinem Manager Andrew die weibliche Hauptrolle noch nicht fest. Den Vertrag hab ich außerdem schon vor knapp zwei Wochen unterschrieben." „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?" mischte sich Harrison ein. „Ich wollte noch warten, bis ich die Bestätigung von meinem Manager habe, dass die Dreharbeiten in zwei Wochen starten und somit der Film auch wirklich gedreht wird." „Und wann bekommst du die Bestätigung?" „Vermutlich heute oder morgen, jetzt wo die weibliche Hauptrolle feststeht." Tom schaute mir dabei in die Augen. „Das kann doch ehrlich nicht wahr sein! Es gibt so viele weibliche Schauspielerinnen und ausgerechnet du spielst Ruby?" „Sorry?" „Das macht es nicht besser. Das werden die schlimmsten Wochen meines Lebens." „Habe ich auch schon gesagt." „Warum bist du so entspannt?! Raffst du nicht, dass wir ein fuc|king Liebespaar spielen?" „Die Phase der Verzweiflung habe ich schon hinter mir. Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass du James spielst." Tom sagte nichts mehr. „Ich muss hier weg. Sorry bro, ich schreib dir, okay?" Ohne auch nur die Antwort von Harrison abzuwarten, ging er in den Flur und schnappte sich seine Schuhe. Drei Sekunden Später fiel die Tür ins Schloss.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt