kapitel 56

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„Tom?" Hope stupste mich an und brachte mich so zurück in die Realität. Offenbar war ich schon seit einigen Sekunden mit meinen Gedanken abgedriftet, denn alle starrten mich an. Inklusive Claire, die mich schelmisch angrinste. Ich spannte meinen Kiefer an und merkte, wie Wut in mir aufstieg. „Hm?" fragte ich Hope schließlich und beendete widerwillig unseren Blickkontakt. „Ob du auch noch etwas sagen willst, habe ich gefragt." Hope musterte mich besorgt. Ich setzt ein falsches Lächeln auf und schüttelte dann den Kopf, hob aber trotzdem das Mikrofon an. „Hope hat mir wirklich aus der Seele geredet. Ich bin auch unglaublich dankbar, ein Teil dieses Projekts zu sein und würde mich natürlich sehr freuen, nächstes Jahr wieder neben meiner Freundin stehen zu können." Das Wort „Freundin" betonte ich bewusst und schaute dann zu Claire die mich genervt anschaute. Jeder bekam das, was er verdiente. Nachdem der Regisseur noch einen Schlussatz gesagt hatte, gingen wir von der Bühne herunter und wurden direkt in einige Gespräche verwickelt. Erst nach ein paar Minuten schaffte ich es, mir einen Weg zur Bar zu bahnen und ein Getränk zu bestellen. Ich brauchte jetzt Alkohol. Viel Alkohol. Ich bedankte mich bei dem Barkeeper und nahm einen großen Schluck von meinem Whiskey. „Was ist los mit dir?" hörte ich schließlich eine mir vertraute Stimme. Hope stand neben mir und schaute mich besorgt an. „Nichts, wieso?" Sie sollte nicht wissen, dass Claire hier war. Wenn ich Glück hatte, würde sie sie nicht erkennen. So könnte wenigstens einer von uns den Abend in vollen Zügen genießen. Das war Hope's erste wirklich große Nummer gewesen und ich wünschte mir für sie, dass sie diesen Abend in guter Erinnerung behalten konnte. „Du lügst doch..." entgegnete sie skeptisch. „Es ist wirklich alles gut, Hope. Amüsier dich. Hab Spaß. Mir geht es gut, glaub mir." Hope kniff ihre Augenbrauen zusammen, gab sich dann jedoch mit meiner Antwort zufrieden. „Wenn du gehen willst, sag Bescheid, okay?" „Mache ich. Ich liebe dich." Ihr Mundwinkel zuckte nach oben. „Ich dich auch." Sie gab mir einen Kuss und lief dann auf eine Gruppe von Menschen zu. Inzwischen hatte ich mein Glas geleert, also bestellte ich ein Weiteres. Und noch eins. Und noch eins. Solange, bis sich langsam alles begann zu drehen. Gerade, als ich den Barkeeper zu mir rufen wollte, setzte sich jemand neben mich. Ich brauchte einige Zeit, um die Person zu erkennen. „Claire." Ich sagte ihren Namen voller Verachtung, lallte jedoch schon ein wenig. „Hallo, Tommi." „Nenn' mich nicht so." knirschte ich. „Früher durfte ich das immer." „Du merkst selber, dass du die Vergangenheitsform verwendest, oder?" Claire verdrehte die Augen und rutschte näher an mich heran. Sie trug ein knappes, grünes Kleid und ihre Haare hatte sie zu einem strengen Zopf zusammengefasst. „Wie bist du hier überhaupt reingekommen?" fragte ich sie. „Ich hab meine Kontakte, Süßer. Außerdem wollte ich mir Hollywoods neues Traumpärchen mal aus der Nähe anschauen." Als sie indirekt Hope erwähnte, spürte ich, wie Wut in mir aufstieg. „Komm bloß nicht auf irgendeine dumme Idee, Claire. Ich schwöre dir, wenn du Hope auch nur ein Haar krümmst, dann-" Claire lachte. „Ich bitte dich, ich bin kein schlechter Mensch. Der Einzige, der Hope weh tun könnte, bist du selbst." „Das wird niemals passieren." Sie zog eine Augenbraue hoch. „Wir werden sehen." Sie rutschte von dem Barhocker runter. „Man sieht sich, Tommi." „Nenn mich nicht so." presste ich erneut hervor. Sie zwinkerte mir zu und drehte sich dann um. Gott, sie konnte solch eine Bit/ch sein. Ich gab dem Barkeeper ein Zeichen und orderte einen weiteren Drink.

pov: hope
Wir hatten inzwischen schon nach 0 Uhr und ich hatte Tom schon seit Stunden aus den Augen verloren. Ich hatte mich zwar immer mal wieder nach ihm umgesehen, war aber zu sehr in Gespräche verwickelt, um wirklich nach ihm suchen zu können. Da ich jetzt aber selbst langsam müde wurde, machte ich mich auf die Suche nach ihm. „Entschuldigung, hat ihr Tom irgendwo gesehen?" fragte ich einige Kollegen von mir, jedoch verneinte jeder meine Frage. Ich beschloss, vor die Tür zu gehen und ihn anzurufen. Doch draußen viel mir auf, dass sein Auto nicht mehr an der Stelle stand, an der er geparkt hatte. Wo war er hingefahren? Nervös wählte ich seine Nummer. Immer und immer wieder antwortete seine Mailbox, sodass ich nach dem zehnten Mal aufgab und stattdessen WhatsApp öffnete.

tom????
wo bist du????
ist alles okay?
ich mache mir echt sorgen...
ruf mich bitte sofort an, wenn du das liest!!!

Seufzend schaltete ich mein Handy aus. „Was machst du hier draußen?" Erschrocken drehte ich mich um und schaute in Noahs Gesicht. „Ich...Ich-" Ich konnte meine Emotionen nicht mehr verbergen. Tränen strömten über mein Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, kam er einen Schritt auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung. „Was ist los?" fragte er vorsichtig, während er über meinen Rücken streichelte. „Tom... Er ist... Weg. Keine Ahnung wo er hingefahren ist." Ich schluckte. „Noah...?" „Hm?" „W-was, wenn ihm etwas passiert ist? Er hat etwas getrunken." Bei diesem Gedanken drehte sich mein Magen um. „Alles wird gut, Hope... Er ist bestimmt einfach nur schon nach Hause gefahren." „Aber wir wollten zusammen fahren. Er hätte doch nach mir gesucht, oder?" „Ich weiß es leider nicht, Hope. Aber es wird schon nichts Schlimmes passiert sein. Pass auf, wir suchen ihn jetzt, okay?" Ich nickte zögerlich. Eigentlich wollte ich mich noch von allen verabschieden, aber ich wollte mir auch die Fragen ersparen, also stieg ich schweigend in Noahs Auto ein.
Vor Toms Wohnung stand zu meiner Enttäuschung nicht sein Auto. „Wo könnte er noch sein?" fragte Noah. „Vielleicht bei mir?" Noah nickte und fuhr wieder los, jedoch war auch vor meiner Wohnung keine Spur von seinem Auto. „Fällt dir noch ein anderer Ort ein?" fragte er. „Vielleicht..." Ich lotste ihn zu dem Platz am Hollywood Schild. Ebenfalls keine Spur von ihm. „Scheiße, ich mache mir langsam echt Sorgen..." flüsterte ich und merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. „Ich weiß, dass das gerade nicht das ist, was du hören willst, aber vielleicht wäre es besser, wenn wir jetzt beide schlafen gehen. Morgen werden wir mehr Gewissheit haben. Er wird sich bestimmt melden." So sehr es mich auch schmerzte, er hatte Recht. „Kannst du mich zu mir fahren?" fragte ich. „Na klar." Noah startete wieder den Motor und parkte einige Minuten später am Straßenrand. „Danke. Dass du nach ihm gesucht hast." sagte ich und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. „Ich meinte es Ernst, als ich gesagt habe, dass ich immer für dich da bin. Auch als normaler Freund." Jetzt konnte ich mich sogar zu einem echten Lächeln durchringen. „Danke. Wirklich." „Schreib mir, wenn du was weißt, okay?" „Mache ich." Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und stieg dann aus. In meiner Wohnung angekommen schlüpfte ich aus meinem Kleid, schminkte mich ab und zog eines von Toms Shirts aus meinem Schrank. Anschließend legte ich mich in mein Bett und knipste das Licht aus. Jedoch konnte ich kaum ein Auge zudrücken. Der Gedanke, dass Tom gerade mit seinem Auto in einem Graben liegen könnte, machte mich fertig. Innerhalb der nächsten zwei Stunden warf ich bestimmt zwanzig Mal einen Blick auf mein Handy und hoffte auf eine Nachricht von Tom. Jedoch vergeblich. Irgendwann holte mich dann doch die Müdigkeit ein und ich schlief ein.

nächster morgen
Ich wachte um neun Uhr auf. Direkt schoss mir Tom in die Gedanken und ich war hellwach. Ich stützte mich förmlich auf mein Handy und hatte tatsächlich Nachrichten. Jedoch war keine Einzige davon von Tom, sondern von Summer. Außerdem hatte ich zehn verpasste Anrufe von ihr. Panik schoss in mir hinauf. Ich richtete mich auf, entsperrte mein Handy und klickte auf unseren Chat.

HOPE!
sag mir bitte, dass du noch ein grünes kleid im kleiderschrank hattest und das angezogen hast...
ruf mich bitte sofort an, wenn du das liest!

Es folgte ein Screenshot. Ein Blitz durchfuhr mich. Ich merkte, wie meine Seele meinen Körper verließ und nichts mehr übrig blieb, als eine schwarze Leere, die sich rasend schnell in mir ausbreitete. Auf dem Foto waren Tom und Claire zu sehen, wie sie sich im Auto küssten, anschließend aus dem Auto ausstiegen und in ein mir nicht bekanntes Haus gingen.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt