zeitsprung
Um etwa 15 Uhr hatte ich Feierabend und verabschiedete mich von allen. Der Tag war unglaublich gewesen. Ich war sehr dankbar, dass wir erstmal mit den Szenen angefangen hatten, die den Anfang des Films machten, denn eigentlich drehte man einen Film nicht chronologisch. So musste ich nämlich keine Liebesszenen mit Tom drehen, die wahrscheinlich heute sowieso nichts geworden wären. Ich hatte mich sofort mit meinen weiblichen Schauspielkollegen angefreundet und viel Spaß mit ihnen gehabt. Noah war die ganze Zeit über Noah gewesen. Am laufenden Band bekam ich Komplimente von ihm und er brachte mich zum lachen. Die Stimmung zwischen Tom und mir hingegen war eher seltsam, als ob keiner wusste, was gerade wirklich zwischen uns los war. Dieser Gedanke riss mich einfach nicht los, weshalb mein Blick den ganzen Tag über immer wieder zu ihm wanderte. Ein paar Mal hatte ich ihn dabei erwischt, wie er zu Noah und mir geschaut und dann wieder schnell seinen Blick abgewendete hatte. Innerlich hoffte ich wirklich, dass alles bald wieder einigermaßen normal war.
Daheim angekommen schmiss ich mich auf mein Sofa und rief Summer über FaceTime an, in der Hoffnung, dass sie rangehen würde, da es in England inzwischen 24 Uhr war. „Hii." grinste ich sie an, nachdem sie den Anruf angenommen hatte. „Na du." lächelte sie. „Tut mir leid, dass ich dich jetzt erst anrufe, ich war bis vor einer Stunde noch am Set..." „Alles gut, ich war sowieso bis gerade eben noch unterwegs..." schmunzelte sie und lief leicht rot an. Meine Augen leuchteten auf. „Omg!" schrie ich und setzte mich auf. „Du hast jemanden kennengelernt!" Summer presste ihre Lippen aufeinander, konnte aber ihr Lächeln nicht verstecken. „Er heißt Blake. Ich war mit einer Freundin unterwegs und wir haben in einer Bar ein paar Jungs kennengelernt. Blake und ich haben uns direkt verstanden und waren irgendwie einfach auf einer Wellenlänge." „Bitte sag mir, dass du seine Handynummer hast." unterbrach ich sie. Summer nickte, bevor ich wieder einen Schrei von mir ließ. „Ich freu mich so für dich!" grinste ich. „Naja, wir wollen mal nicht übertreiben. Wir kennen uns ja erst seit heute." „Ja und? Ich sehe euch zwei schon praktisch vorm Altar stehen." „Hope!" „Okay, okay, das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ich würde mich wirklich für dich freuen." Wir beide lächelten uns durch den Bildschirm an. „Okay, Themawechsel. Wie läuft es zwischen Tom und dir?" grinste sie. Ich seufzte und spielte an meinem Armband rum. „Was das angeht..." „Ihr seid zusammen?!" schrie sie. „Nein, nein. Eher - das Gegenteil..." Summer wurde stumm und schaute mich eindringlich an. „Was ist passiert?" „Du erinnerst dich noch an den Jungen von dem Flughafen?" „Dieser Noah?" Ich nickte. „Er spielt auch im Film mit. Überraschunggg..." lachte ich leicht. „Das ist jetzt ein Scherz." „Ist es nicht." „Okay, krass... Und was hat er mit Tom zutun?" „Längere Geschichte..." Ich erzählte ihr von dem ersten Drehtag, dem Essen mit Noah, meinem Gesprächen mit Tom und dem heutigen Tag. „Oh wow..." war das Erste, was sie sagte, nachdem ich fertig war. „Und was hast du jetzt vor? Ich meine, Noah ist offensichtlich ein toller Mann und es scheint so, als würde er etwas von dir wollen." ergänzte sie. „Ich weiß." „Aber auf der anderen Seite ist da ist auch noch Tom." „Genau." „Du hast ein Problem." „Ich weiß." Wir schwiegen kurz. „Hast du die Nachrichten von gestern gesehen?" fragte Summer mich nach einer Weile. „Du meinst den Artikel über Tom? Ja, habe ich." „Ich weiß wirklich nicht, wie ich ihn einschätzen soll." sagte sie. „Glaub mir, ich auch nicht." „Versteh mich jetzt nicht falsch, aber vielleicht ist Noah nicht einfach ohne Grund in dein Leben getreten. Tom ist unberechenbar und er hat ja selbst gesagt, dass er keine Beziehung will. Warum also auf ihn konzentrieren und letztendlich wahrscheinlich enttäuscht werden, wenn man jemanden haben kann, der dich wertschätzt?" Ich biss mir auf die Lippe und schaute auf meine Hände, die ich ineinander gefaltet und auf meinem Schoß abgelegt hatte. „Außerdem würde ich es an deiner Stelle nicht mit Tom überstürzen. Ihr zwei seid gerade erst sowas wie Freunde geworden und gerade erst dabei, euch so richtig kennenzulernen." Ich nickte und schaute wieder zurück ins Display. „Du hast Recht. Noah ist wirklich toll, vielleicht sollte ich ihm eine Chance geben." sagte ich. „Wenn ich du wäre, würde ich das auch machen. Du hast nichts zu verlieren." Vorsichtig schmunzelte ich. „Danke für's zuhören, Summer. Ich vermisse dich wirklich so so sehr." „Du weißt, ich bin immer für dich da. Und glaub mir, ich vermisse dich mindestens genauso sehr." Mein Herz schmerzte wie verrückt. In solchen Momenten vermisste ich meine Familie und Freunde mehr als alles andere. „Wann hast du Drehpause?" fragte sie. „In ungefähr fünf Wochen, wieso?" „Ich hab mich mit deinen Eltern und Harrison abgesprochen und wir dachten uns, dass wir dich besuchen kommen. Sofia wollte sowieso unbedingt mal ans Set und du hast schon so genug Stress, dann musst du nicht noch extra nach London und wieder zurück fliegen." Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Das ist die schönste Idee, die ich jemals gehört habe." schmunzelte ich. „Dann kümmer' ich mich um alles. Kannst du mir die Tage vielleicht schicken, wann genau der letzte Drehtag vor der Drehpause ist?" „Klar, kann ich machen." „Perfekt." „Ich kann's kaum erwarten, euch alle wiederzusehen. Diese Zeitverschiebung ist schrecklich, ich habe es heute einfach nicht geschafft, meine Familie und Harrison anzurufen." „Apropos Harrison, hast du ihm von Tom und Noah erzählt?" Ich schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, irgendwie habe ich mich dazu noch nicht bereit gefühlt. Klar, Tom ist sein bester Freund, aber trotzdem ist das einfach komisch. Und wegen Noah - ich kam noch nicht dazu. Ich denke ich rufe ihn morgen mal an." „Harrison ist dein bester Freund, er wird dich bestimmt immer und überall unterstützen." „Du hast Recht, ich sollte ihm alles erzählen." Summer lächelte mich an. „Also dann, ich gehe glaube ich so langsam schlafen... Ruf mich an, wenn du reden willst, ja?" „Mache ich. Und halte mich wegen deinem Blake auf dem Laufenden." grinste ich. „Er ist nicht mein Blake." „Noch nicht." „Du bist unmöglich." „Du auch." Wir lachten gemeinsam los und verabschiedeten uns dann. Inzwischen war es 18 Uhr, also entschloss ich mich dazu, vor dem Essen eine Runde joggen zu gehen. Nach etwa einer Stunde war ich zurück und stand in meiner Küche. Heute hatte ich Lust auf Nudeln gehabt, also machte ich mir ein paar Nudeln mit grünem Pesto. Nachdem ich diese gegessen hatte, schlüpfte ich in bequeme Sachen, legte mich auf das Sofa und zappte durch das Programm. So richtig konzentrieren konnte ich mich auf das, was auf dem Bildschirm passierte, jedoch nicht. Summer hatte Recht. Wenn ich an Tom festhalten würde, würde ich nur verletzt werden. Ich kannte Noah noch nicht lange, aber ich wusste, dass er mir gut tun könnte. Vielleicht sollte ich dem ganzen eine Chance geben. Ich schnappte mir mein Handy und öffnete den Chat mit Noah.hii, was machst du grad so?
Keine Minute später bekam ich eine Antwort von ihm.
Bis gerade eben habe ich gebannt meine Lieblingsserie geschaut.
wieso nur bis gerade eben?
Weil du mir geschrieben hast und ich lieber meine Zeit damit verbringe, als etwas anzuschauen, das sowieso nicht real ist. Im Gegensatz zu dir.
Ich schmunzelte vor mich hin. Der nächste Satz brauchte etwas an Überwindung, aber ich hatte das Verlangen, mit ihm zu reden. Und offensichtlich hatte er auch nichts besseres zutun.
hast du vielleicht lust zu facetimen?
Noah laß die Nachricht und ging dann offline. Ein leeres Gefühl breitete sich in mir aus. War ich zu weit gegangen? Hatte ich es überstürzt? Ich machte mein Handy aus, legte es neben mich und fokussierte mich wieder auf den Fernseher. Zumindest so lange, bis mein Handy anfing zu klingeln. Noah. Schnell machte ich den Fernseher aus, richtete kurz meinen Haare und nahm dann den Anruf an. „Hii." schmunzelte ich, als ich sein Gesicht sah. Noah begrüßte mich auch und erst jetzt fiel mir auf, dass er kein Shirt trug. Ruhig bleiben, Hope. „Ich dachte schon, dass du mir einen Korb gibst." lachte ich leicht. „Das wäre wirklich das Letzte, was ich tun würde, Hope." Mein Gesicht wurde schlagartig warm und ich schaute lächelnd auf den Boden. „Ich hab nur schnell alles ausgemacht und mich schonmal aufs Bett gelegt, mein Sofa ist nicht sonderlich bequem." lachte er. Sein Lächeln war so ansteckend, dass ich mich dabei ertappte, ebenfalls zu lächeln. Wir redeten bis 23 Uhr durchgängig. Es gab wirklich keine Sekunde, in der eine unangenehme Stille herrschte. Noah gab mir das Gefühl, etwas zu bedeuten. Ihm etwa zu bedeuten. Irgendwann verabschiedeten wir uns und legten auf. Das Gespräch war wirklich tausend Mal besser gewesen als das, was im Fernsehen lief. Im Bad machte ich mich noch fertig zum schlafen und legte mich anschließend ins Bett. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen, weshalb ich erst gar nicht nochmal großartig auf mein Handy schaute, sondern mir nur einen Wecker stellte, das Licht ausmachte und einschlief.
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𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮
FanfictionHope Campbell ist Schauspielerin und wohnt allein in einer Wohnung in London. Sie steht gerade am Anfang ihrer Karriere, als sie die Möglichkeit bekommt, die Hauptrolle in einem neuen Film, der ihr den endgültigen Durchbruch verschaffen könnte, zu s...