Ich hatte noch eine knappe Stunde, bevor Noah mich abholen würde, also machte ich mich schnell frisch und zog mir etwas anderes an. Ich entschied mich für eine kurze Hose, ein weißes Crop-top und einen pastellgrünen Hoodie, den ich mir über die Schultern hängte und vorne zusammenknotete. In der verbleibenden halben Stunde räumte ich ein wenig auf und entspannte, bevor ich in meine Chucks schlüpfte, nach unten ging und mich an die Straße stellte. Innerlich hoffte etwas in mir, dass gleich der Mercedes von Tom vor mir halten würde, obwohl ich wusste, dass dies heute nicht der Fall sein würde. Stattdessen parkte ein weißes Auto vor mir. Noah stieg aus, kam auf mich zu und umarmte mich. „Hii." sagte ich lächelnd. „Du siehst unglaublich aus." war das Erste, was er sagte. Ich lief leicht rot an und schmunzelte. „Danke. Du siehst aber auch nicht schlecht aus." Und das war nicht gelogen. „Wollen wir?" Ich nickte. Er begleitet mich auf die andere Seite des Autos, öffnete mir die Tür, ließ mich einsteigen und schloss die Tür wieder. Ruhig bleiben, Hope. Das machen Freunde so. Glaube ich zumindest. Nachdem er auch wieder eingestiegen war, startete er den Motor und fuhr los. „Ich wusste nicht, auf was du so stehst, aber ich habe einen Tisch beim Chinesen reserviert." sagte er schließlich. „Das ist perfekt, ich liebe chinesisch!" Er fing an zu lächeln. Kurze Zeit später hielt der Wagen vor dem Restaurant. Wir stiegen aus und gingen gemeinsam durch die große Drehtür am Eingang. „Haben Sie einen Tisch reserviert?" fragte die Empfangsdame. „Ja, einen Tisch für zwei auf den Namen Bellini." Sie suchte auf der Liste nach Noahs Nachnamen und nickte dann. „Folgen Sie mir bitte." Wir taten, was sie sagte und liefen ihr hinterher, bis wir an einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants angekommen waren. „Da wären wir." Nachdem wir uns hingesetzt hatten, gab uns die Dame die Speisekarte, wünschte uns einen schönen Abend und ging davon. Ich schlug diese daraufhin auf und studierte die einzelnen Seiten. Plötzlich schoss mir die Erinnerung von dem gestrigen Abend ins Gedächtnis, als Tom beim Abendessen direkt neben mir gesessen war und ich mich in seinen Augen verloren hatte. Mein Herz schlug sofort schneller und ich schluckte. „Hope?" „Hm?" Ich schüttelte meinen Kopf und schaute von der Karte auf. „Ist alles gut? Du warst du abwesend." „Ich hab nur an meine Familie gedacht. Zu Hause in London gehen wir oft zum Chinesen." log ich. Ich seufzte. „Ich vermisse sie." Auf Noahs Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. „Ich vermisse meine Familie auch." „Hast du Geschwister?" „Einen kleinen Bruder. Er heißt Luca." Ich schmunzelte. „Ein sehr schöner Name. Sind alle deine Verwandten in Amerika?" „Väterlicherseits ja, meine Oma und Opa - die Eltern von meiner Mutter - und auch meine Tante und meine Onkel und ein paar Cousins und Cousine leben in Italien." „Und wie oft siehst du sie?" „Leider nicht sehr oft. Ich versuche sie zu mindestens zwei Mal im Jahr zu besuchen, aber oft ist das gar nicht so einfach..." „Das muss schrecklich sein." „Ist es. Aber dafür genieße ich die Zeit, die ich mit ihnen hab, wenn ich dann doch mal da bin, umso mehr." Ich lächelte ihn an. Er hatte wirklich ein Herz aus Gold. Die Bedienung unterbrach unser Gespräch und nahm die Bestellung auf, bevor sie wieder verschwand. „Kennen du und Tom euch eigentlich schon lange?" wechselte Noah das Thema. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. „Mein bester Freund Harrison ist der beste Freund von Tom, wir haben uns also schon hin und wieder mal gesehen..." Noah zog schmunzelnd eine Augenbraue hoch. „Was ist?" fragte ich, während ich nervös lächelte. „Das klang nur nicht sehr überzeugend." „Es ist nur- Wir beide waren nicht die besten Freunde..." Seine Mimik veränderte sich. „Waren?" Ich schluckte und spielte mit meinem Armbändchen. „Wir haben gestern den Tag zusammen verbracht und sind uns irgendwie näher gekommen. Also auf freundschaftlicher Ebene." Noah musterte mich. „Was ist?" fragte ich erneut. „Ich hoffe ich werde dir jetzt nicht zu persönlich, aber willst du was von Tom?" Meine Augen weiteten sich. Eigentlich wollte alles in mir die Frage verneinen, doch irgendwas in mir hielt mich davon. „Ich? Nein!" lachte ich nervös. Gott, Hope. Du bist Schauspielerin. Dinge glaubhaft rüberzubringen solltest du doch eigentlich können. Noah schaute mich prüfend an. „Nimm das jetzt nicht falsch auf, ich bewundere Tom, aber ich könnte ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen, wenn du etwas von ihm wollen würdest." Jetzt war ich diejenige, dessen Mimik sich änderte. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wieso?" „Naja, die ganze Welt weiß, dass er seine Ex-Freundin betrogen hat. Außerdem müsste seine Freundin - wenn er dann mal wieder eine haben würde - ständig Angst haben, dass Tom sie betrügt, bei so vielen One-Night-Stands wie er hat." Ich spannte meinen Kiefer an. Noah hatte ein völlig falsches Bild von ihm. So wie die ganze restliche Welt. So wie ich. Zumindest bis gestern. „Und du glaubst das?" fragte ich ihn schließlich. „Du etwa nicht?" fragte er neugierig. „Ich meine, es ist die Presse. Gerade wir als Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, müssten wissen, dass die Nachrichten nicht auf die Gefühle von der Person achten, von der sie berichten. Außerdem gibt es so viele Fake-News auf diesem Planeten." „Du glaubst, dass Tom seine Freundin nie betrogen hat?" „Ich- Keine Ahnung. Möglich wäre es immerhin." Noah nahm meine Hand. „Hör zu. Ich weiß, Tom ist dein Freund. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das wirklich Fake-News waren, sind gering. Ich meine nur, reim' dir nichts zusammen und rück' dir Tom nicht so zurecht, dass er in deinen Augen perfekt ist. Das ist er nicht." Ich zog meine langsam Hand weg. „Das habe ich doch nie gesagt." „Ich weiß. Und ich will dir auch nicht vorschreiben, wen du daten darfst oder mit wem du befreundet sein darfst. Du bist eine kluge Frau, Hope und ich bin mir sicher, dass du sehr darauf achtest, wen du in dein Leben lässt und wen nicht. Nur Tom-" Er seufzte. „Pass einfach auf dich auf." „Mache ich, keine Sorge. Und außerdem will ich ja auch gar nichts von ihm, er ist einfach nur ein guter Freund." ergänzte ich. Noah schaute mich erneut prüfend an und nickte dann. Es folgte eine unangenehme Stille, die zum Glück von der Bedienung unterbrochen wurde. Sie stellte unsere Teller und die Getränke auf den Tisch und verschwand dann wieder. „Guten Appetit." lächelte Noah. „Dir auch." sagte ich knapp. Um ehrlich zu sein fand ich es süß, dass sich Noah um mich sorgte. Es machte mich nur verrückt, dass er ein völlig falsches Bild von Tom hatte. Natürlich konnte Noah rein gar nichts dafür, aber er war nunmal nicht der einzige Mensch auf diesem Planeten, der dieses Bild von Tom hatte. Und Tom musste mit all' den Vorurteilen und dem Hass leben, obwohl er eigentlich nichts getan hatte.

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𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮
FanficHope Campbell ist Schauspielerin und wohnt allein in einer Wohnung in London. Sie steht gerade am Anfang ihrer Karriere, als sie die Möglichkeit bekommt, die Hauptrolle in einem neuen Film, der ihr den endgültigen Durchbruch verschaffen könnte, zu s...