kapitel 42

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pov: hope
„Herzlich Willkommen in meinem Schlafzimmer." lächelte ich und knipste das Licht erneut an. „Oh wow." Harrison stellte sich vor die große Fensterfront und schaute auf die Lichter von Los Angeles. Anschließend drehte er sich um und ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen. „Das ist bequemer als bei mir daheim." stellte er fest. „Ich schlafe wie ein Stein." antwortete ich und setzte mich neben ihn. „Hast du's schon in Aktion ausprobiert?" grinste er. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Jeden zweiten Tag." behauptete ich stolz. „Nur so selten?" „Sorry du Draufgänger." Wir fingen beide an zu lachen, bis Harrison auf einmal verstummte. Ich interpretierte seine Stille so, dass er weiter gehen wollte.„Soll ich dir noch das Bad zeigen?" Er atmete tief ein und wieder aus. „Ist irgendwas? Soll ich dir ein Glas Wasser bringen?" Harrison schüttelte den Kopf. „Was ist dann los?" hakte ich weiter nach. Erneut gab er keine Antwort. „Du machst mir langsam Angst... Soll ich Tom und Summer holen?" Gerade, als ich aufstehen wollte, griff er nach meiner Hand. „Kannst du die Tür zumachen?" fragte er leise. Zögerlich tat ich das, was er sagte und setzte mich wieder neben ihn. „Ist irgendwas schlimmes passiert?" „Ich..." „Schei/ße Harrison, jetzt sag doch endlich was los ist! So wie jetzt hast du dich noch nie verhalten..." „Ich hab mich in dich verliebt." sagte er plötzlich. Mein Blut gefror zu Eis. „W-was?" stotterte ich leise. Ich hoffte wirklich, mich verhört zu haben. Harrison konnte nichts für mich empfinden. Wir waren doch nur beste Freunde... „Ich habe mich in dich verliebt." wiederholte er, während er mir tief in die Augen schaute. Ich hatte mich also nicht verhört. Nachdem ich realisiert hatte, was er mit diesem Satz eigentlich meinte, brachte ich kein Wort mehr raus. Mein Körper hatte sich selbst in einen Schockzustand versetzt. Da ich nichts sagte, ergriff er das Wort. „Glaub mir, ich hatte nie die Absicht, Gefühle für dich zu entwicklen. Ich habe dich immer als meine beste Freundin angesehen, bis mir vor ein paar Monaten klar geworden ist, dass ich nicht einfach nur ein Freund sein kann. Jedes Mal, wenn ich dich sehe oder deine Stimme höre, drehe ich fast durch. Wenn ich es abstellen könnte würde ich es tun." Er machte eine kurze Pause. „Ich weiß, dass es jetzt wahrscheinlich nie wieder so sein wird wie es mal war, aber ich kann nicht so weiter machen. Die letzten Wochen ohne dich haben mir nur noch mehr gezeigt, dass ich nicht ohne dich sein will..." Ich schluckte und schaute ihn an. Was sollte ich jetzt machen? Mein bester Freund hatte mir gerade seine Liebe gestanden. Und das, obwohl ich mit seinem besten Freund zusammen war. Doch genau das war das Problem. Er wusste rein gar nichts davon. Mir blieb nichts anderes übrig als die Wahrheit zu sagen. „Harrison, ich..." Meine Stimme brach mitten im Satz ab. Ich würde ihm gleich das Herz brechen. Meinem besten Freund. Und ich wusste nicht, ob ich damit umgehen könnte. Plötzlich nahm er meine Hand. Mein Blick wechselte zwischen dem Anblick unserer Hände zu seinem Gesicht und wieder zurück, bevor ich meine Hand langsam entfernte. „Es tut mir leid." setzte ich an und atmete tief durch. „Ich würde dich niemals verletzen oder mit deinen Gefühlen spielen wollen. Dafür bedeutest du mir zu viel und das hättest du nicht verdient." „W-was meinst du damit?" „Damit meine ich..." Gott, wieso rutschte ich immer in solche Situationen? Ein letztes Mal atmete ich tief durch. „Damit meine ich, dass ich einen Freund habe." Jetzt hatte ich es gesagt. Es gab kein zurück mehr. „Du hast...was?" fragte er leise. „Einen Freund." Vorsichtig hob ich meinen Kopf an, um in seine Augen schauen zu können, die leicht glänzten. Mein Herz zerbrach bei seinem Anblick in Millionen Stücke. „Wieso hast du mir das nicht gesagt?" „Wir wollten warten..." „Wir?" Ich musste ihm die ganze Wahrheit sagen. Sonst würde er nie locker lassen. „Tom. Und ich." Mit großen Augen starrte er mich an. „Tom?! Der Tom, der im Nebenzimmer sitzt?!" Harrison wurde lauter. Ich nickte nur stumm. „Schei/ße, ihr habt doch beide gesagt, dass da nichts läuft!" „Ich weiß... Wir dachten es wäre besser, wenn wir es euch erst morgen sagen. Ihr findet es ja schon so ungewohnt, uns nur als Freunde zu sehen." „Und das hat einen Grund, Hope. Vor ein paar Monaten habt ihr euch gehasst! Was ist bitte passiert, dass Tom jetzt dein Freund ist?" „Ich kann es dir nicht genau erklären... Er hat mir die Wahrheit über Claire erzählt und seitdem sind wir uns näher gekommen. Ich wollte es wirklich vermeiden, für ihn Gefühle zu entwicklen. Zwischenzeitlich hatte ich versucht mich mit Noah abzulenken. Aber es ging einfach nicht... Ich habe mich in Tom verliebt." Ich schwieg und presste meine Lippen aufeinander, bevor mir einigen Tränen über die Wangen liefen. „Es tut mir so unendlich leid. Das hast du alles nicht verdient." sagte ich mit zittriger Stimme. Harrison lief ebenfalls eine Träne über die Wange. „Weißt du, ich bin nicht traurig, weil du nicht dasselbe empfindest. Damit habe ich irgendwo gerechnet. Trotzdem hatte ich das Bedürfnis, es dir zu sagen. Aber ich bin enttäuscht. Von euch beiden. Wir sind beste Freunde. Seit Jahren. Und du hast mich in den letzten Wochen so oft angelogen. Immer, wenn ich dich auf Tom angesprochen habe, hieß es, dass du niemals etwas für ihn empfinden könntest. Dabei war das eine Lüge. Bei Tom war es genauso. Hast du mit Summer gesprochen? Wusste sie es?" Zögerlich nickte ich. Harrison schnaufte und schüttelte den Kopf. „Du hast mir gerade zwei Mal das Herz gebrochen, Hope." „Harrison, bitte... Ich-" schluchzte ich und griff nach seiner Hand, die er jedoch schnell wieder wegzog. „Ich muss an die frische Luft." Er stand auf, ging zur Tür und machte diese auf. Ich erhob mich ebenfalls und stolperte ihm hinterher. „Harrison!" rief ich, während dich ihm hinterherlief. Tom und Summer saßen auf dem Sofa und schauten uns verwirrt an, bevor Harrison die Eingangstür aufmachte, die Wohnung verließ und die Tür hinter sich zuschlug. Schluchzend blieb ich vor dieser stehen und legte meine Hand auf das weiße Holz. „Harrison." flüsterte ich leise, bevor ich mich zu Tom umdrehte und zu weinen anfing. Tom sprang sofort von dem Sofa auf und schloss mich in eine Umarmung, ohne etwas zu sagen. Ich schmiegte mich an ihn und ließ alles raus. Erst, als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, gingen wir zu Summer und setzten uns hin. „Was ist passiert?" fragte sie besorgt. „Ich glaube ich weiß, was passiert ist..." setzte Tom an. Ich entfernte mich von seiner Brust und schaute ihn verwundert an. „D-du wusstest, dass Harrison in mich verliebt ist?" fragte ich leise. „Moment. Harrison ist was?!" mischte sich Summer ein. Tom ignorierte sie und ging stattdessen auf meine Frage ein. „Ja... Er hat es mir heute Mittag im Hotelzimmer gesagt. Ich konnte ihm einfach nicht die Wahrheit sagen." „Ach, und dann dachtest du, dass ich lieber diese Aufgabe übernehmen sollte?!" Ich merkte, dass ich etwas lauter geworden war. „Tut mir leid... Ich bin gerade völlig neben der Spur, du kannst rein gar nichts für das, was gerade passiert ist." entschuldigte ich mich sofort. „Ist schon okay, ich verstehe dich. Ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich bin nicht dazu berechtig, dir zu sagen, was Harrison empfindet, weil das seine Gefühle sind und somit auch seine Entscheidung ist." „Ich weiß..." Wir schwiegen kurz. „Okay, jetzt macht mal halblang. Harrison ist in dich verliebt?!" wiederholte Summer. Ich nickte leicht. „Oh Gott. Und er hat es dir gerade gesagt?" Ich nickte erneut. „Und da hast ihm einen Korb gegeben?" „Was hätte ich denn auch anderes tun sollen?" Ich legte meine Hand auf Toms Oberschenkel. „Direkt neben mir sitzt mein Freund." ergänzte ich. „Hast du ihm erzählt, dass wir zusammen sind?" fragte Tom überrascht. „Nochmal: Was hätte ich anderes tun sollen? Harrison hat Recht. Wir haben ihn beide die letzten Wochen immer angelogen. Natürlich ist er enttäuscht von uns. Und verletzt zugleich, weil ich nicht dasselbe für ihn empfinde. Er hat die Wahrheit verdient, so wie alle anderen auch." Tom seufzte. „Wir haben wirklich Schei/ße gebaut." „Und was für eine." Ich schluckte und merkte, wie mir erneut eine Träne über die Wange lief. „Ich hoffe, dass ich ihn jetzt nicht für immer verloren habe. Die ganzen letzten Jahre... Ich kann ohne meinen besten Freund nicht leben." Tom zog mich in eine Umarmung. „Geht mir genauso." sagte er und strich mir sanft über den Kopf. „Warte-" Ich entfernte mich von ihn und schaute mich an. „Wundert es dich nicht, dass Summer nicht überrascht ist, das wir beide ein Paar sind?" fragte ich skeptisch. Tom fing an zu schmunzeln. „Tut mir ehrlich leid, dir das sagen zu müssen, aber mir war klar, dass du das nicht für dich behalten kannst, wenn du eine Stunde lang mit deiner besten Freundin in einem Zimmer sitzt. Und außerdem ist Summer extrem schlecht darin, unauffällig zu sein. Allein die Szene im Auto." lachte Tom. „Was ist denn im Auto passiert?" fragte ich. „Ach, nicht so wichtig. Jedenfalls weiß ich seit heute Mittag, dass du es ihr gesagt hast." grinste Tom triumphierend. „Und was willst du jetzt dafür haben? Einen Orden?" „Damit habe ich jetzt schon gerechnet, ja."  „Du bist unmöglich." Wir fingen alle an zu lachen. Für einen kurzen Moment vergaß ich, dass ich meinen besten Freund eventuell verlieren könnte. Wir verstummten, als es an der Tür klopfte. Es konnte nur Harrison sein. Zögerlich stand ich auf und wollte losgehen, als Tom meine Hand nahm. „Du wirst ihn nicht verlieren." Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, bevor ich zur Tür ging und diese aufmachte.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt