kapitel 17

367 17 0
                                    

Keine einzige Wolke war am Himmel, somit stand ich in der prallen Sonne. Niemals hätte ich gedacht, dass ich das jemals denken würde, aber gerade hoffte ich wirklich, dass Tom bald da war. Als hätte jemand meinen Wunsch erhört, hörte ich etwas später laute Motorgeräusche und schaute in die Richtung, aus der der Lärm kam. Natürlich wusste ich nicht, welches Auto Tom hier fuhr, aber irgendwas sagte mir, dass er in dem dunkelgrauen Mercedes, der sich schnell näherte, saß. Meine Vermutung bestätigte sich, als der Wagen einige Sekunden später direkt vor meiner Nase parkte und das Fenster runterfuhr. Ich bückte mich leicht, schaute direkt in Toms Augen und schluckte. Reiß dich zusammen, Hope. „Und ich dachte schon, du lässt mich sitzen." scherzte ich. „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe tatsächlich heute früh darüber nachgedacht, so zu tun, als wäre ich krank." „Das klingt ganz nach dir." „Danke, schätze ich." Innerlich schmunzelte ich leicht. Auf der einen Seite war ich erleichtert, dass Tom so tat, als wäre nichts gewesen. Auf der anderen Seite war ich es nicht. So sehr ich es auch wollte, ich konnte, im Gegensatz zu ihm, nicht so tun, als wäre nichts passiert. „Hope?" „Hm?" „Willst du noch länger da draußen stehen bleiben oder einsteigen?" „Ähm, ja klar, sorry." Schnell richtete ich mich wieder auf, ging einmal um das Auto herum, öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Nachdem ich mich angeschnallt hatte, setzte Tom seine Sonnenbrille auf und fuhr los. Während er sich auf den Verkehr konzentrierte, musterte ich ihn. Er trug eine Baggy Jeans und ein pinkes Shirt. Ich musste zugeben, dass ihm diese Farbe extrem gut stand. Mein Blick schweifte weiter nach unten und blieb an seinen Schuhen hängen. „Du trägst weiße Chucks?" sagte ich, ohne weiter darüber nachzudenken. „Musterst du mich?" Ich räusperte mich und setzte mich gerade hin. „Vielleicht." In meinem Augenwinkel meinte ich zu sehen, dass Tom's rechter Mundwinkel zuckte, vielleicht war es aber auch nur Einbildung. „Warum bist du so fasziniert, dass ich Chucks trage?" fragte er. „Fasziniert ist vielleicht das falsche Wort, aber..." Ich hob mein Bein hoch und hielt dabei mein Kleid fest, da es sonst zu weit hochgerutscht wäre. Tom schaute mir erst in die Augen und dann langsam runter zu meinen Schuhen. „Was ist?" „Ich hab dich gemustert. Was du kannst, kann ich schließlich auch." Ich verdrehte die Augen. „Vielleicht sollte ich nochmal umdrehen." sagte er plötzlich. „Warum?" „Um andere Schuhe anzuziehen. Wir machen hier voll einen auf Partnerlook." „Ja und? Ist ja nicht dasselbe Modell oder dieselbe Farbe." „Schon mal was von Yin und Yang gehört?" „Du meinst, weil ich schwarze und du weiße Schuhe anhast?" Er nickte knapp. „ Also glaubst du, dass das ein Zeichen ist?" Tom lachte leicht nervös. „Natürlich nicht." „Sind ja auch nur Schuhe." ergänzte ich. „Genau. Viele Menschen haben Chucks als Lieblingsschuhe." „Ja eben." Ich räusperte mich und schaute aus dem Fenster. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus. Vorhin hatte ich noch gedacht, dass alles wieder normal und so wie immer war. Inzwischen war ich wieder von dem Gegenteil überzeugt. „Wir sind da." sagte Tom plötzlich und riss mich somit aus meinen Gedanken. Nachdem er geparkt hatte, stieg ich aus und wollte am liebsten direkt wieder in das Auto steigen, da dieses mit einer Klimaanlage ausgestattet war. „Gott ist das heiß." „Liegt wohl an mir." grinste Tom. Und da war er wieder. Der Tom, den ich kannte. Ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Wo geht's lang?" Tom zeigte in eine Richtung und wir liefen los. „Wie oft warst du eigentlich schon in Los Angeles?" fragte ich ihn nach einer Weile. „Puhh, ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Am Anfang war ich nur wegen einem Job hier, dann-" Er hielt kurz inne und überlegte wahrscheinlich, ob er mir das, was er sagen wollte, erzählen wollte. „Dann habe ich meine Ex-Freundin kennengelernt. Deswegen war ich des Öfteren hier. Aber seitdem wir...uns getrennt haben, habe ich bis gestern keinen Fuß mehr in diese Stadt gesetzt." ergänzte er schließlich. Ich wusste um ehrlich zu sein nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich hatte die ganze Geschichte mit Tom und seiner Ex-Freundin nur am Rande in den Nachrichten mitbekommen und auch nicht weiter nachgeforscht, da es mich schlichtweg nicht interessiert hatte. Damals hieß es nur, dass Tom sie betrogen hatte. Einer der Gründe, warum ich ihn eigentlich nicht ausstehen konnte. Trotzdem war sein Verhalten komisch. Ich beschloss, nicht weiter auf sein Liebesleben einzugehen, da es mich sowieso nichts anging. „Dann musst du dich ja ganz schön gut auskennen." „Ich bin ja auch nicht umsonst dein Tour Guide." „Hast du einen Lieblingsort?" „Die Entscheidung ist schwierig, aber ich denke ja." „Zeigst du ihn mir?" Er blieb stehen und grinste mich an. „Oh nein. Ich kenne den Blick. Was kommt jetzt?" „Wenn du meinen Lieblingsort sehen willst, müssen wir zu mir nach Hause fahren." Ich zog einen Augenbraue hoch, bis mir ein Licht auf ging. Ich stöhnte laut auf und warf meinen Kopf in den Nacken. „Lass mich raten. Dein Bett?" „Eigentlich wollte ich mein Wohnzimmer sagen, aber scheint wohl, dass du mehr schmutzige Gedanken hast, als ich." grinste er. Mir wurde plötzlich extrem heiß und ich merkte, wie mein Gesicht errötete. „Tun wir einfach mal so, als hätte ich das nie gesagt." sagte ich, bevor wir weiterliefen. „Nichts da." lachte Tom. „Und warum genau dein Wohnzimmer?" „Das war eigentlich ein Scherz. Ich wollte wissen, an was du so denkst. Mein Lieblingsort liegt woanders." „Zeigst du ihn mir? Also natürlich nur, wenn du willst." „Hast du heute Abend nach dem Essen noch was vor?" „Sehe ich so aus, als hätte ich hier Freunde mit denen ich noch was unternehmen könnte?" „Okay, dumme Frage. Dann machen wir später wohl noch einen kurzen Abstecher, bevor ich dich nach Hause bringe." „Jetzt bin ich aber gespannt. Tom Holland höchstpersönlich führt mich an seinen Lieblingsort." „Du solltest dich geehrt fühlen." „Das tue ich auf jeden Fall." „Höre ich da etwa einen Hauch von Ironie raus?" „Neeeinnnn." „Jetzt weiß ich wieder, warum ich dich nicht mag." sagte Tom. „Und trotzdem führst du mich-"Erst jetzt realisierte ich, wo wir uns eigentlich befanden. Vor uns stand ein Riesenrad, eine Achterbahn und weitere Fahrgeschäfte. „Oh wow..." murmelte ich. „Willkommen am Santa Monica Pier." sagte Tom und lächelte.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt