kapitel 25

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Nach dem Essen räumte die Bedienung den Tisch ab, bevor wir bezahlten. Noah hatte darauf bestanden, für mich mit zu bezahlen, was ich zwar anfangs abgestritten hatte, jedoch dann doch zuließ, nachdem er nicht aufgehört hatte, mit mir zu diskutieren. „Danke." lächelte ich. „Ist doch selbstverständlich." „Ich gehe nochmal schnell auf die Toilette, wartest du hier?" fragte ich Noah. Er nickte lächelnd, während ich aufstand und durch die Tür um die Ecke ging. Fünf Minuten später war ich wieder auf dem Weg zurück und stellte mich neben den Stuhl, um meine Tasche über meine Schulter zu hängen. Noah starrte vertieft in sein Handy. „Was ist denn so spannend?" sagte ich schmunzelnd. „Nachrichten. Rate mal, wer auch wieder eine Schlagzeile bekommen hat." antwortete er mir und richtete seinen Blick von dem Display auf. Ich wusste genau, auf welchen Namen er heraus wollte. Trotzdem hinderte mich etwas in mir daran, den Namen auszusprechen. „Hier, schau selbst." sagte Noah und reichte mir sein Handy. Zögernd nahm ich das Gerät in die Hand und las die Schlagzeile.

Tom Holland - ein neuer Tag, eine neue Frau
Ob sich jemals wieder jemand auf den erfolgreichen Schauspieler einlassen wird?

Ich schluckte und scrollte ein wenig runter, bis ein Foto erschien, das Tom knutschend mit einer Frau zeigte. Da ich sie zuvor noch nie gesehen hatte und Tom kein Wort über sie verloren hatte, musste sie wieder einer seiner One-Night-Stands sein. Das letzte Mal war tatsächlich jetzt für seine Verhältnisse eine Weile her. Zugegebenermaßen hatte ich ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass er neu anfangen würde, was aber anscheinend doch nur eine Wunschvorstellung war. Das war sein Leben. Natürlich würde ich niemals versuchen wollen, es zu ändern. Aber mit solchen Schlagzeilen schadete er sich nur noch mehr, was ihn jedoch offensichtlich nicht zu stören schien. Schnell riss ich meine Augen von dem Bild los und gab Noah das Handy zurück. „Ist alles gut?" fragte er, als er sein Handy in seine Tasche steckte und aufstand. „Ja klar, warum?" „Du siehst so aus, als hätte es 40 Tage am Stück geregnet." „Oho, gleich 40?" grinste ich. Er verdrehte lachend die Augen. „Du weißt, was ich meine. Ist es wegen dem Artikel über Tom?" Ja, ist es. „Nein." log ich. Noah würde es sowieso nicht verstehen. „Ich meine, ist ja nichts neues." ergänzte ich. „Es kam nur vorhin so rüber, als würdest du hoffen, dass Tom doch anders ist, als sein Image vermuten lässt." Ich schüttelte den Kopf. „Nochmal, Tom und ich sind...gute Freunde. Mehr nicht. Er lebt sein Leben und ich lebe meins, was er macht und für richtig hält, geht mich nichts an." Noah schaute mich prüfend an und nickte dann. „Sorry." sagte er schließlich. „Wegen was?" „Dafür, dass ich dir solche Dinge unterstelle. Es ist nur-" Wir standen inzwischen auf der Straße vor seinem Auto. „Du bist hübsch, klug, nett und was sonst noch alles, Hope. Und so jemand wie Tom hätte dich nicht verdient." sagte er, während er mir tief in die Augen schaute. Ich merkte, wie ich leicht rot anlief und meinen Blick senkte. „Danke." schmunzelte ich, obwohl sein zweiter Satz irgendwie weh tat. „F-fahren wir dann?" stammelte ich. Noah riss seinen Blick von mir los und nickte. „Aber natürlich." Er öffnete mir erneut die Tür, ließ mich einsteigen, ging um das Auto herum und setzte sich ans Steuer. „Hast du alles?" fragte er, bevor der Motor aufheulte. „Ich denke schon." Noah blinkte, schaute kurz, ob die Straße frei war und fuhr los. Während der Autofahrt unterhielten wir uns über Gott und die Welt. Noah war der Inbegriff des Schwiegersohns, den sich jede Mutter wünschte. Höflich, zuvorkommend, sympathisch und ehrlich. Und er hatte offensichtlich Ahnung davon, wie man mit Frauen umgehen sollte. Und trotzdem hingen meine Gedanken bei Tom. Vor meiner Wohnung angekommen schnallte ich mich ab und stieg aus. Zu meiner Überraschung war auch Noah ausgestiegen und stand jetzt direkt vor mir. „Ich - ähm - wollte mich nur noch für den schönen Abend bedanken. Und dafür, dass du überhaupt ja gesagt hast." schmunzelte er leicht. „Dafür musst du dich nicht bedanken, ist doch selbstverständlich. Und außerdem sage ich zu chinesischem Essen nie nein." Noah lachte. „Dann sehen wir uns morgen?" „Wir sehen uns morgen." Er schloss mich in eine Umarmung. Sofort schoss mir der Moment ins Gedächtnis, als Tom mich heute Mittag umarmt hatte. So sehr ich es auch nicht wollte, alles erinnerte mich an ihn. „Noah?" „Ja?" „Ich finde es wirklich schön, dass unsere Begegnung am Flughafen nicht die letzte war." Ein breites Lächeln zeichnete sich über seinem Gesicht ab. „Geht mir genauso." Er legte seine Hand sanft an mein Kinn und küsste mich auf die Wange. Erneut merkte ich, wie ich rot anlief und auf den Boden schaute. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich auf morgen freue." war das Letzte, was er sagte, bevor er sich umdrehte, in das Auto stieg und die Tür hinter sich schloss. Kurz bevor er losfuhr, fuhr er das Fenster herunter und lächelte mich an. Ich tat es ihm gleich und schaute dabei zu, wie das Auto langsam los rollte und nach und nach in der Dunkelheit verschwand. Schnell tapste ich zum Aufzug, fuhr nach oben und betrat meine Wohnung. Da es schon längst wieder kurz vor 23 Uhr war, zog ich mich sofort um, schminkte mich ab und schmiss mich ins Bett. Seufzend starrte ich an die Decke. Am liebsten hätte ich Summer angerufen, aber ich konnte sie nicht schon wieder so früh anrufen, also verschob ich mein Vorhaben auf morgen. Stattdessen nahm ich noch einen Schluck Wasser, stellte mir einen Wecker und knipste das Licht aus. Morgen würden die ersten Dreharbeiten beginnen. Mit anderen Worten - ich werde Tom und Noah wiedersehen. Ich seufzte erneut und biss mir auf die Lippe. Ich hatte ein Problem.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt