kapitel 57

316 7 1
                                    

Mir war nicht danach, mit Summer zu reden. Der Einzige, mit dem ich jetzt reden musste, war Tom. Eine Seite in mir hoffte, dass er für das alles eine plausible Erklärung hatte. Die andere Seite wollte gerade einfach nur noch in einem Meer von Tränen versinken. Ich beschloss aufzustehen und mich fertig zu machen. Da ich absolut keinen Hunger hatte, verzichtete ich auf mein Frühstück und stieg stattdessen direkt in mein Auto und fuhr zu Tom. Sein Auto stand immer noch nicht da. Wo auch immer er gerade war, vermutlich schlief er noch, sonst hätte er mir schon längst geantwortet. Ich atmetet tief durch, stieg aus und ging in seine Wohnung. Ich hatte schon seit ein paar Wochen einen Schlüssel von ihm bekommen, da sein Reich praktisch mein zweites Zuhause geworden war. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, setzte ich mich auf das Sofa und wartete. Und wartete. Solange, bis ich hörte, wie jemand die Tür aufschloss. Sofort stand ich auf und drehte mich zu Tom um, der gerade das Wohnzimmer betreten hatte. Seine Haare waren völlig zerzaust, sein Hemd war falsch zugeknöpft und völlig zerknittert. „Hope, ich-" „Wo warst du?" fragte ich mit zitternder Stimme. Tom antwortete mir nicht und schluckte nur. „Wo. Warst. Du?" wiederholte ich, dieses Mal mit einer etwas festeren Stimme. Nachdem er immer noch nicht geantwortet hatte, schnappte ich mir ein Kissen und warf es mir voller Wucht auf ihn. „Scheiße Tom, beantworte meine Frage!" schrie ich. „Du hast die Bilder schon gesehen, oder?" fragte er schließlich leise. „Habe ich. Aber ich hoffe trotzdem, dass das alles nur ein schlechter Traum ist, Tom." „Ich... Ich..." „Was ist passiert, Tom?" hakte ich nach. „Ich..." „Hast du sie gefickt?" unterbrach ich ihn schließlich mit Tränen in den Augen. Geschockt richtete er seinen Kopf auf und schaute mir direkt in die Augen. Neben den Tränen, die seine Augen verließen, erkannte ich noch etwas anderes. Schuld. Ich taumelte nach hinten und stützte mich an der Lehne des Sofas ab. „Hope, ich kann dir alles erklären! Ich-" Ich schüttelte wild den Kopf. „Ich will keine Erklärung von dir! Scheiße, Tom, weißt du eigentlich wie viele Sorgen ich mir gestern um dich gemacht habe?! Ich hab mir vorgestellt, wie du in irgendeinem Graben liegst und verblutest! Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen! Und während ich mir Sorgen gemacht habe, ob du überhaupt noch lebst, liegst du mit deiner Ex in ihrem Bett!" schrie ich ihn an. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, ich-" Uns beiden liefen ununterbrochen die Tränen über die Wangen. Als er auf mich zukam, wich ich einen Schritt zurück. „Fass mich nicht an." sagte ich mit zitternder Stimme. „Scheint wohl, dass Claire die ganze Zeit über Recht gehabt hat." schluckte ich, nachdem sich eine bedrückende Stille zwischen uns ausgebreitet hatte. „Hope, bitte sag sowas nicht..." „Ach nein? Wer ist hier gerade wem fremd gegangen?!" „Ich war nicht ich selbst. Ich-" „Ja und?! Denkst du das rechtfertigt irgendwas?! Ich hätte nie diesen Vertrag unterschreiben dürfen! Ich hätte mich nie in dich verlieben dürfen! Die ganze Welt wird mich jetzt nur noch als naives, kleines Mädchen kennen, dass auf die Masche von Tom Holland reingefallen ist und jetzt genauso betrogen wurde, wie Claire damals." „Aber-" Ich schüttelte den Kopf. „Wie konnte ich mich nur so in dir irren..." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und kramte in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel zu seiner Wohnung und warf diesen vor seine Füße. „Bitteschön. Den kannst du ja gleich deiner nächsten Errungenschaft geben." Ich ging an ihm vorbei und schlüpfte schnell in meine Schuhe. „Hope, lass es mich erklären!" Ich richtete mich auf und öffnete die Tür. „Keine Worte der Welt könnten eine Rechtfertigung gegenüber den Schmerzen, die ich in den letzten Stunden wegen dir empfunden habe, sein." Ich schluckte und merkte, wie mir eine letzte Träne über die Wange lief. „Es ist aus." presste ich hervor und schloss, ohne ihn nochmal anzuschauen, die Tür. Anschließend rannte ich weinend die Treppen runter und stieg in mein Auto. Tom rannte mir hinterher und versuchte mich aufzuhalten, jedoch wollte ich nichts mehr hören. Im Rückspiegel sah ich nur noch, wie er auf die Knie sank.
Daheim angekommen holte ich meinen Koffer aus dem Schrank und schmiss die Wichtigsten Dinge wahllos hinein. Der Mietvertrag der Wohnung würde noch länger laufen, da ich sowieso für Reshoots nochmal nach Los Angeles musste. Bei dem Gedanken daran, dass ich mit Tom in ein paar Wochen nochmal vor der Kamera stehen musste, wurde mir schlecht. Ich sackte zusammen und fing an zu weinen. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Hau ab, Tom!" rief ich. „Ich bin's. Noah." Ich hielt kurz Inne und überlegte, ob es eine gute Idee war, mit ihm zu reden. Letztendlich raffte ich mich aber zusammen, schlurfte langsam zu meiner Tür und öffnete diese. In dem Moment, in dem ich in Noahs Augen schaute, überrollten mich meine Emotionen erneut und ich fiel ihm weinend in die Arme. „Scheiße, Hope... Ich hatte so gehofft, dass das Fake News wären..." Ich schüttelte den Kopf. „Er war die ganze Nacht bei ihr. Während ich mir Sorgen darum gemacht habe, ob er überhaupt noch lebt, lag er mit einer anderen im Bett." schluchzte ich. „Lass uns reingehen." schlug er nach einigen Minuten vor. Ich nickte leicht und setzte mich mit ihm auf die Couch. „Du hattest von Anfang an Recht." setzte ich an. „Du hattest von Anfang an ein schlechtes Gefühl was Tom anging. Aber ich wollte nicht hören." „Hey, das stimmt nicht. Ja, ich war noch nie der größte Fan von ihm. Aber diese Meinung habe ich vor etwa zwei Monaten geändert, nachdem ich euch zusammen am Set gesehen habe. Hope, er schaut dich so an, als wärst du das kostbarste auf der ganzen Welt. Als wärst du seine Welt. Ich weiß, was für einen Ruf er hat, aber ich war wirklich überzeugt davon, dass da nichts dran sein kann." „Ich auch. Und schau, was daraus geworden ist." „Vielleicht hat er ja wirklich eine gute Erklärung..." „Verteidigst du ihn jetzt?" „Ich will damit nur sagen, dass manche Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen." „Aber ich weiß doch, was ich gesehen habe, Noah. Diese Fotos sehen zu echt aus, um fake zu sein. Außerdem hat er es doch vor meinen Augen zugegeben." Noah seufzte. „Ich will dich zu nichts zwingen. Keine Ahnung, was ich in solch einer Situation machen würde. Wenn du Abstand brauchst, dann halte Abstand. Aber ich meine damit nur, dass er vielleicht wenigstens die Chance verdient hat, dir eine Erklärung zu geben." „Vielleicht hat er das. Aber nicht jetzt." sagte ich entschlossen. Er nickte und warf dann einen Blick auf den Koffer, der auf dem Boden lag. „Du fliegst zurück?" Ich nickte. „Eigentlich wollte ich erst in ein paar Tagen fliegen, aber ich möchte zu meiner Familie." „Das verstehe ich. Du schreibst mir, wenn du etwas brauchst, oder?" „Mache ich, versprochen. Danke für alles, Noah. Wirklich." „Ich bin immer für dich da." Er schloss mich in eine Umarmung, als es plötzlich erneut an der Tür klingelte. „Denkst du...?" Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Noah stand mit mir auf, öffnete die Tür und tatsächlich - Tom stand davor. Er hatte sich inzwischen umgezogen und trug eine Jeans und ein Shirt, seine Augen waren jedoch so rot wie noch nie. Verdutzt schaute er zwischen Noah und mir hin und her. „Was ist hier los?" fragte er. „Ich war nur hier, um nach ihr zu sehen, nachdem ich die Fotos gesehen habe." antwortete Noah, wofür ich ihm unendlich dankbar war, denn ich bekam kein Wort heraus. „Können wir bitte reden, Hope?" wendete sich Tom an mich. „Ich wüsste nicht, was es zu bereden gäbe." stammelte ich. Sein Blick wanderte zu meinem Koffer, der auf dem Boden lag und dann wieder zu mir. „Ich fliege nach Hause, Tom." sagte ich und versuchte dabei möglichst selbstbewusst zu wirken. „Ich glaube, dass ich gehen sollte..." mischte sich Noah ein. „Wir sehen uns, Hope." Ich nickte und lächelte leicht, bevor er verschwand. Tom wollte gerade einen Schritt in die Wohnung machen, als ich ihn stoppte. „Ich will nicht mit dir reden." wiederholte ich mich. „Aber Claire, sie hat-" „Hör zu. Selbst wenn du die plausibelste Erklärung der Welt auftischen würdest, bräuchte ich trotzdem Abstand. Das, was du gemacht hast, ist nichts, was ich einfach so hinter mir lassen könnte. Gib mir bitte Zeit." Tom schaute auf den Boden und ich sah, wie eine Träne über seine Wange lief. „Okay..." sagte er leise. Ich schluckte und werkelte an dem Verschluss meiner Kette herum, bis ich sie in meinen Händen hielt. „Hope, bitte... Tu das nicht..." stammelte Tom und schaute mich dabei mit solch einem zerbrechlichen Blick an, dass mein Herz in drei Millionen Stücke zerbrach. „Ich denke, dass es besser so ist." flüsterte ich, ging auf ihn zu und hielt ihm die Kette hin. Er nahm sie an und berührte dabei meine Finger. Ein Schmerz durchfuhr meinen Körper. Wie konnte alles innerhalb von wenigen Stunden nur so aus den Fugen geraten? Ich ging wieder ein paar Schritte zurück und schaute ihm in die Augen. „Ich weiß, dass das für dich nur leere Worte sind, aber es tut mir wirklich leid. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, wenn das bedeutet, dass ich eines Tages mit dir reden kann." Er machte eine kurze Pause „Ich werde auf dich warten." sagte er schließlich. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Tom nicht mehr vor mir. Er war weg. Erneut sackte ich auf meine Knie und legte mir die Hände vor mein Gesicht.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt