kapitel 16

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nächster morgen
Mein Wecker klingelte um neun Uhr morgens. Glücklicherweise schien sich mein Körper so langsam an die Zeitverschiebung zu gewöhnen. Ich stand auf, streckte mich und zog die Gardinen beiseite. Sofort schien mir die grelle Sonne mitten ins Gesicht, sodass ich im ersten Moment die Augen zukneifen musste. Erst einige Sekunden später konnte ich einen Blick auf Los Angeles erhaschen und musste lächeln. Von einem auf den anderen Moment veränderte sich jedoch meine Stimmung, als ich mich an das, was gestern passiert war und heute passieren würde, erinnerte. Am liebsten wäre ich wieder schlafen gegangen, da mein Bett gerade so ziemlich der einzige Ort war, an dem ich an etwas anderes denken konnte, jedoch musste ich mich wohl oder übel fertig machen. Und außerdem knurrte mein Magen. Also ging ich in die Küche und machte mir mein Frühstück, das aus Rührei, einem Bagel und einem Smoothie bestand. Ich stellte alles auf den Esstisch und nahm die erste Gabel in meinen Mund. Frühstück war für mich etwas, auf das ich niemals verzichten wollen würde. Nachdem ich fertig mit Essen war, duschte ich, dieses Mal inklusive Haare, und wickelte mir anschließend ein Handtuch um. In diesem Zustand tapste ich zu meinem Kleiderschrank und stellte mir die Fragen aller Fragen. Was zog ich am besten an? Es war schließlich kein Date. Aber mit Jogginghose konnte ich auch nicht aufkreuzen. Heute war es wahrscheinlich wieder genauso warm wie gestern, also fiel meine Entscheidung letztendlich auf mein weißes Sommerkleid mit schwarzen Punkten. Zurück im Bad putzte ich Zähne, schminkte mich, föhnte und stylte meine Haare und zog mir meinen Schmuck an, sodass ich etwa um elf Uhr fertig war. Somit hatte ich noch genug Zeit, mich mental auf später vorzubereiten. Um unnötigen Stress zu vermeiden, packte ich schon einmal alles, was ich brauchte, in meine schwarze Umhängetasche und stellte diese zu meinen schwarzen Chucks mit Plateau, die ich über alles liebte. Ich war noch nie der Mensch für hohe Schuhe gewesen. Nur auf Premieren schlüpfte ich in High-Heels. Und auf Dates, aber davon hatte ich bis jetzt nicht all zu viele. Und wahrscheinlich auf meiner Hochzeit, aber dieser Tag stand noch in den Sternen. Ansonsten setzte ich immer auf meine Sneaker Sammlung. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass mir immer noch eineinhalb Stunden blieben. Also entschloss ich mich dazu, Summer anzurufen und ihr von gestern zu erzählen. „Du verarschst mich." sagte sie wenige Minuten später zu mir. „Denkst du wirklich, dass ich mir sowas ausdenken würde?" „Da steht wohl jemand auf Tom Holland." Summer!" „Was denn? Hör dir doch mal selbst zu. Außerdem könnte eure Begegnung auch in einem Liebesroman stehen. Ich meine, hallo?! Ihr zwei habt euch in die Augen geschaut und alles um euch herum vergessen. Nicht einmal Tom hat irgendwas gesagt oder getan. Stell dir vor du wärst nicht einen Schritt zurückgegangen. Wer weiß, was sonst passiert wäre." „Okay, stopp. Wir hätten uns ganz sicher nicht geküsst, wenn du darauf hinaus willst.  Und außerdem war das was einmaliges. Keine Ahnung, wieso mir das passiert ist." „Du meinst wohl, warum euch das passiert ist." „Bitte fang jetzt nicht an von Tom und mir so zu sprechen, als wären wir ein Paar." „Ich muss mich doch schonmal für zukünftiges vorbereiten." „Summer!" „Okay, okay. Ich hör auf." lachte sie. „Aber du kannst nicht abstreiten, dass das nichts war. Vielleicht willst du ja auch einfach nur denken, dass du ihn nicht magst, weil du ein völlig falsches Bild von ihm hast." „Ich bitte dich. Er hat seine Ex-Freundin betrogen und wird jetzt jede Woche mit einer anderen gesehen. Wie soll ich da ein falsches Bild haben?" „Ja, okay, der Punkt geht an dich." Sie schwieg kurz und seufzte dann. „Vielleicht war das gestern ja wirklich nichts. Vielleicht hast du ja einfach nur an den süßen Typen vom Flughafen denken müssen. Wie hieß er noch gleich?" „Noah." „Genau. Noah. Du hattest schließlich lange keine Beziehung mehr." „Also erstens werde ich Noah wahrscheinlich nie wieder sehen. Und zweitens habe ich nicht an Noah gedacht." „Wenn du das sagst." „Ich weiß es. Noah hat außerdem blaue Augen und nicht funkelnd-braune Augen, bei denen es sich anfühlt, als würden sie tief in dein innerstes schauen, wenn du dich in ihnen verlierst." „Hope?" „Hmm?" „Du tust es schon wieder." „Was denn?" „Von Toms Augen schwärmen." „Tue ich gar nicht!" „Und wie du das tust." Pff. Mit dir kann man nicht reden." Summer lachte. „Pass auf. Ihr beide werdet schon noch merken, was das war. Und wenn es - so wie du es sagst - nichts war, dann hat sich die Sache eh geklärt." Ich brummte nur. Auch wenn ich es selbst nicht wahr haben wollte, Summer hatte Recht. „Ruf mich sofort an, wenn ihr euch geküsst habt." „Du bist die schlimmste beste Freundin, die man haben kann, weißt du das eigentlich?" „Ich finde das Adjektiv „tollste" eigentlich treffender als „schlimmste"." „Du bist unmöglich." „Hab dich auch lieb." Wir fingen beide an zu lachen. „Was würde ich nur ohne dich tun?" schmunzelte ich. „Draufgehen?" Summer und ich redeten noch über Gott und die Welt, bevor ich um kurz nach zwölf auflegte. Ich stand von dem Sofa auf, um mir ein Glas Wasser zu holen. Gerade, als ich einen Schluck nehmen wollte, klingelte meine Handy. Also stellte ich das Glas wieder ab und flitzte zu meinem Handy. Um ehrlich zu sein hatte ich mit jedem Namen aus meinen Kontakten gerechnet, außer mit diesem. Tom? Ich räusperte mich kurz und drückte dann auf den grünen Button. „Hallo?" „Hey, ich bin's Tom." „Ach nein, wirklich?" Ich konnte praktisch fühlen, dass er gerade die Augen verdrehte, er ging jedoch nicht auf meinen Versuch, ihn aufzuziehen, ein. „Ich hab gerade überlegt, was ich dir zeigen könnte und bin zu dem Schluss gekommen, dass das ganze mit dem Auto einfach praktischer ist. Und damit meine ich mit einem Auto und nicht mit zwei. Deswegen wollte ich fragen, ob ich dich abholen kann." Ich blinzelte zweimal. Tom und ich. In einem Auto. Zusammen. Vor ein paar Tagen hätte alles in mir nein gesagt. Aber Summer hatte Recht. Gestern war etwas zwischen uns passiert. Und ich musste herausfinden, was es war. „Hope?" erklang Toms Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich schüttelte meinen Kopf und fokussierte mich auf das Gespräch. „Hmm?" „Ich habe gefragt, ob es okay für dich ist, wenn ich dich abhole." „Ähm, jaja, natürlich. Ich schicke dir meine Adresse." „Perfekt. Dann - ähm - bis gleich..." „Bis gleich..." Ich legte auf und starrte an die Wand. Dass ich mal zu Tom „bis gleich" sagen würde, hätte ich auch niemals gedacht. Ich schickte Tom meine Adresse und rief in der verbleibenden Zeit nochmal meine Eltern und Sofia an. Harrison hingegen rief ich nicht an. Normalerweise erzählten wir uns alles, aber das mit Tom... Keine Ahnung, irgendwie konnte ich ihm es nicht sagen. Vielleicht würde ich es noch tun. Aber definitiv nicht jetzt. Da Tom in zehn Minuten kommen würde, schlüpfte ich schnell in meine Schuhe, schnappte mir meine Tasche und schaute mich nochmal im Spiegel an. Nachdem ich kontrolliert hatte, ob überall das Licht aus war, schloss ich schließlich die Tür ab, fuhr mit dem Aufzug nach unten und stellte mich vor das Gebäude.

𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐚𝐥𝐰𝐚𝐲𝐬 𝐲𝐨𝐮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt