Ryder x Slansadih

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Still und heimlich schlich sich meine Truppe durch den Wald. Es war angenehm kühl zwischen den hohen, kraftvoll blühenden Bäumen und es schien, als hätte die unerbittliche Sommersonne hier ihre verzehrende Macht verloren.

Ich musste ein Fluchen unterdrücken, als sich der Ärmel meines Hemdes an einem Dornenstrauch verhakte und ich innehalten musste, um ihn freizubekommen.

Wenn wir dieses verdammte Einhorn, von dem der König seit Monaten besessen war, heute nicht fanden, würden wir es nie tun.

Mir gingen langsam die Ideen aus und meine Männer begannen, sich Sorgen zu machen. Niemand wusste, wie der König reagieren würde, wenn er erfuhr, dass wir das einzige Heilmittel, das seine Frau retten konnte, nicht hatten finden können.

Nicht umsonst hatte er mich eingestellt, obwohl ich ihm wohl genauso zuwider war die die Läuse in seinem Bart. Ein zwielichtiger Fährtenleser, der mit Dieben und Königsfeinden zusammengearbeitet hatte.

Aber, ohne mich selbst loben zu wollen, ich war der Beste und dem König war letztendlich nichts besseres eingefallen als mir ein Angebot zu machen:

Meine garantierte Freiheit bis ans Ende meines Lebens, wenn ich ein Heilmittel für die Königin fand.

Klingt ja nicht so schwer.

Dachte ich.

Tja, seit etwa einem Jahr streunte ich mit einer Gruppe vom König persönlich verlesener Soldaten durchs Land auf der Suche nach einem Fabeltier, das nicht existierte.

Schnaufend rümpfte ich die Nase und schlug nach dem Krabbeltier, das permanent um meinen Kopf surrte.

Plötzlich ertönte das leise Heulen einer Eule. Dreimal, in gleichmäßigen Abständen.

Schlagartig am ganzen Körper angespannt wie eine Bogensehne lauschte ich dem Signal der Vorhut, die ich vor gut einer Stunde losgeschickt hatte, um uns anderen den beschwerlichen Weg durch diesen völlig wilden Wald zu ersparen.

Der Mann, der ein paar Meter links von mir im Gebüsch hockte, sah mich fragend an und ich nickte stumm.

Während er den anderen die Anweisung gab, mir zu folgen, schlich ich schon so lautlos wie möglich in die Richtung, aus der das Pfeifen gekommen war.

Meine Augen fanden und verfolgten die Spuren meiner Männer beinahe automatisch und ich musste mich nicht sonderlich bemühen, sie hinter einem Dickicht kauernd zu finden.

„Was ist denn los?", zischte ich leise und hockte mich zwischen sie.

Der linke blinzelte mich verwirrt an, etwas schien sein Denkvermögen weggepustet zu haben.

Der andere jedoch deutete stumm hinter sich, über das Dickicht. Vorsichtig streckte ich mich und spähte über das Gestrüpp.

Nur um im nächsten Moment scharf die Luft einzuziehen und den Kopf zurück zu reißen.

Verdammte Scheiße, wir hatten tatsächlich ein Einhorn gefunden!

Es stand ruhig auf der kleinen Lichtung, den eleganten Kopf gesenkt. Das glänzende Fell schien von sich aus zu schimmern und die lange Mähne wehte sanft in einer Brise, die ich nicht spürte. Selbst ohne das lange, gerade Horn auf der Stirn hätte ich dieses Geschöpf nie für ein normales Pferd gehalten.

"Was sollen wir jetzt tun?", formte der Soldaten rechts von mir mit den Lippen und verlagerte vorsichtig sein Gewicht.

Ich dachte angestrengt nach, Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel gepresst. Leider Gottes hatten wir keine Ahnung, in welcher Form wir das Heilmittel des Einhorns zu suchen hatten. Der schwierigste Teil kam also noch, denn ich bezweifelte, dass das Tier sprechen konnte und uns verraten würde, wonach wir suchten.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt