Galael x Eugene

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- Galael -

Weihnachten. Eigentlich ist das eine schöne Zeit, in der sich die verräterische Einsamkeit in meiner Brust ausnahmsweise nicht bemerkbar macht. Trotzdem vermisse ich mein Zuhause und alle, die ich dort kannte, dieses Jahr umso mehr. Mittlerweile bereue ich meine Entscheidung, auch wenn ich ihnen noch nicht verzeihen sollte.

Seufzend hieve ich mir den schweren Karton auf die Schulter, der schon auf der Ladefläche meines Pick-Ups auf mich wartet.

Gemächlichen Schrittes durchquere ich den dichten Wald, genieße die glitzernd weiß überzuckerten Bäume. Wenn ich einatme, brennt die eisige Luft in meinen Lungen und gibt mir für einen Augenblick das Gefühl, gereinigt zu sein von all den grauen Gedanken in meinem Kopf.

Kaum dass ich die kleine Lichtung erreicht habe, die ich zum Ziel hatte, bemerke ich das junge Reh, das sich verschreckt von meinen Schritten hinter einem Strauch versteckt hatte und mich jetzt aus großen, klaren Augen neugierig mustert.

Der Anblick zaubert sofort ein Lächeln auf meine Lippen. In dieser schönen, unschuldigen Kreatur strahlt die wahre Faszination von Gottes Schöpfung.

Langsam lasse ich den Karton zu Boden sinken und wende mich dem Reh zu. Ich blicke ihm einfach in die dunklen Augen und offenbare für einen Moment, was ich wirklich bin. Das leise Schnauben des Tieres bildet eine weiße Atemwolke in der winterlichen Kälte, dann kommt es mit kleinen, staksigen Schritten auf mich zu.

Als es mich fast erreicht hat, lasse ich mich auf die Knie sinken und warte. Der schmelzende Schnee durchweicht meine Hose, aber ich ignoriere es. Wenig später streifen meine Fingerspitzen durch das seidig weiche, dicke Winterfell des Rehs und ich werde von Wärme und reiner Freude erfüllt.

Es ist kein Wunder, dass das Tier, jetzt, wo es weiß, was ich bin, keine Scheu mehr zeigt, aber als es den kleinen, schmalen Kopf vertrauensvoll in meine Handfläche drückt und so verharrt, entweicht mir der Atem doch in einem überraschten Keuchen.

Sanft streiche ich über die Stirn des Rehs, seine dunklen Augen zeigen mir mein Spiegelbild. Mit einem Lächeln, das tief aus meiner Seele kommt, erwidere ich den Blick.

"Danke dir."

Mit diesen Worten erhebe ich mich aus der Hocke und greife in den Karton neben mir. Während ich von neuer Zufriedenheit und Frieden erfüllt den mitgebrachten Mais, das Getreide und die kleinen, aber aromatischen Karotten auf der Lichtung verteile, weicht das Reh nicht mehr von meiner Seite. Anscheinend habe ich einen neuen Freund gewonnen.

Als ich schließlich dazu übergehe, kleine goldene Glöckchen in die umstehenden Tannen zu hängen, bemerke ich, dass wir beide nicht mehr alleine sind.

Überall auf der Lichtung verteilt stehen und sitzen Vögel, Rehe, ein prächtiger Hirsch, zwei Dachse und eine ganze Fuchsfamilie. Sie alle haben den Blick neugierig auf mich geheftet.

Lächelnd lasse ich das letzte Glöckchen, das ich gerade aufgehängt habe, aus meinen Fingern gleiten und wende mich an meine Besucher: "Ich dachte, ihr habt auch ein kleines Fest verdient."

Darauf ist ein Rascheln zu hören und die gesamte Horde an Tieren wuselt fröhlich zwitschernd, quietschend und schnaubend über die Lichtung.

Ich lasse mich auf einen Baumstamm sinken, den ich zuvor von Schnee befreien musste. Zufrieden beobachte ich das Spektakel und verspüre reine, echte Freude in meinem gesamten Sein.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt