Antonio x Leander

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Antonio's Fuß krachte mit voller Wucht gegen das Bücherregal aus massivem Mahagoni, das sein Vater mit verschiedensten Büchern vollgestopft hatte. Das Holz splitterte unter der Wucht seines Trittes und alles fiel in sich zusammen: Gesetzbücher, Weltatlanten, Sachbücher über Finanzen und alle möglichen alten Bücher ohne wichtigen Inhalt lagen nun auf dem polierten Holzparkett verteilt zu Antonios Füßen.

Der dunkelhaarige Sohn des Anführers der Bikergang stützte sich mit einem wütenden und schmerzerfüllten Aufschrei an der Wand neben sich ab, während er sich durch die Haare fuhr und ein gezischtes "So eine verfickte Scheiße!" zwischen seinen Zähnen hervorstieß.

Dann atmete er tief durch.

Schon seit guten zwanzig Minuten wütete Antonio im Arbeitszimmer seines Vaters und kaum etwas hatte seinen Zorn unbeschadet überstanden. Er war für sein hitziges Temperament bekannt und er hatte die Ankündigung seines Vaters, in einem Monat sein Amt als Gangchef abzugeben, nicht sonderlich gut aufgenommen.

Manche hätten sich gefreut oder wären zumindest dankbar gewesen für die Aussicht, mit gerade einmal 30 Jahren der wohl einflussreichste Mann von ganz Denver zu werden.

Aber Antonio wollte das nicht, hatte kein Interesse an den Machtspielen und Intrigen der Einflussreichen. Er war zufrieden damit, zu seinem Vater aufzusehen und einfach mit seiner Maschine durch die Straßen der Stadt fliegen und die Freiheit förmlich in seinen Haaren spüren zu können.

Das ist dann wohl vorbei, dachte er grimmig und strich sich die dunkelbraunen, von seinem Wüten leicht verschwitzten Haare aus dem Gesicht. Nur langsam beruhigte sich sein hektischer Puls wieder und ließ ihn wahrnehmen, welche Zerstörung er verursacht hatte.

Wenigstens weiß Dad jetzt, was er von mir verlangt.

Ein letztes Mal atmete Antonio tief durch, um sich zu beruhigen, dann richtete er den Kragen seiner Lederjacke und verließ das Arbeitszimmer seines Vaters, das im hinteren Bereich der Bar "Black Moon" lag. Der Schlüssel in seiner Hand drückte sich schmerzhaft in seine Haut, aber das war Antonio egal.

Er brauchte jetzt dringend etwas Zeit zum Nachdenken - und das ging am besten bei 160 km/h auf einem völlig leeren Highway.

...

Währenddessen stand PK, Antonios Vater, vor dem engsten Kreis der Gang und kündigte seinen Rücktritt an. Die Black Owls waren seine Familie und würden es immer sein. Nichtsdestotrotz wollte er einen Wechsel in seinem Alltag, weniger Regeln und Pflichten und mehr das, was er am liebsten tat: einfach in den Tag hineinleben.

Er hatte die Gang Jahre lang geleitet und jetzt war Antonio an der Reihe. Dass sein Sohn derart hitzig und ablehnend reagieren würde, hatte PK schon erwartet. Er kannte Toni und wusste, dass er schlicht etwas Zeit brauchte, um abzukühlen.

Was ihn jedoch ehrlich überraschte war Rafael, sein unehelicher Sohn, der sich jetzt mit wütender Miene von seinem Hocker erhob und mit dem Finger anklagend auf seinen Vater deutete.

"Du ziehst Toni mir im Ernst vor?! Er ist immer schon der unvernünftige, reizbare und unberechenbare von uns beiden gewesen und trotzdem musstest du nicht einmal überlegen, nicht wahr, Dad?"

PK holte tief Luft und hob die Hände, um Rafael zu beruhigen.

"Antonio ist der ältere von euch beiden und er ist schon viel länger dabei. Er hat mehr Erfahrung als du, Rafael, das ist alles."

Sein zweiter Sohn schnaubte abfällig und das erboste Feuer in seinen Augen wurde heller, als er zurück feuerte: "Natürlich. Es liegt sicher nicht daran, dass ich nur der Sohn einer Hure bin."

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt