Usher x Philip

543 21 0
                                    

- Usher -

Das Knurren, das meine Lefzen verlässt, spiegelt meine warnend aufgestellten Nackenhaare wider. Den Luchs, den ich gerade mit den Hinterläufen an eine steile Felswand gedrängt habe, scheint die Botschaft deutlich erreicht zu haben, denn er faucht mich zwar erbittert an, drängt sich aber noch weiter gegen den Stein.

Komm meinem Zuhause nicht zu nahe, vermittle ich ihm mit meiner Körpersprache und den Tönen, die ich ihm entgegen feuere.

Als ich vor zehn Minuten nach einem ermüdenden und im Endeffekt bis auf einen Hasen erfolglosen Jagdzug zurück zu meiner kleinen Höhle gekommen bin, habe ich unvermittelt den Geruch eines fremden Wandlers wahrgenommen. Dass es kein Wolf sein kann, ist mir schnell klar gewesen. Den Luchs habe ich dann wenig später entdeckt, als er nur wenige Meter rechts von mir durchs Unterholz geschlichen ist.

Widerliche Katzen!

Jetzt beobachten mich seine goldenen, von schwarzen Linien umrahmten Augen wachsam, während seine Barthaare nervös zittern. Der Anblick versetzt mich in einen bösartigen Zustand der Genugtuung. Ich bin nicht sonderlich gut mit anderen und kann damit ganz gut leben.

Plötzlich spannt sich der schlanke Körper des Luchs wie eine Bogensehne und er setzt mit einem gewaltigen Sprung über mich hinweg - oder versucht es zumindest. Denn wenn mich das Leben als Einzelgänger eines gelehrt hat, dann sind es schnelle Reflexe.

Unsere Körper prallen im Flug aufeinander und der Aufprall treibt mir den Atem aus den Lungen, aber ich schaffe es, ihn unter mir zu fixieren, meine Reißzähne gefährlich nah an seiner Kehle. Endlich kann ich die Kapitulation in seinen Augen erkennen, dann entspannt er sich ruckartig.

Okay?

Irritiert hebe ich den Kopf ein wenig, kann sein Verhalten nicht einordnen. Und noch während ich mich vorsichtig wieder mit der Schnauze nähere, spüre ich das Zittern seiner Muskeln, als die Verwandlung einsetzt.

So kommt es, dass meine Schnauze anstatt auf weiches Luchsfell auf eine nackte, unbehaarte Menschenbrust stößt. Ruckartig reiße ich den Kopf hoch und beginne erneut, tief zu knurren.

Komm gar nicht erst auf dumme Ideen!

Der Mann, der unter mir liegt, ist noch ziemlich jung - mit um die Mitte zwanzig etwa in meinem menschlichen Alter. Er hat braune, kurze Haare und tatsächlich dieselbe Augenfarbe wie als Luchs. Und was mich mehr überrascht - er ist heiß. Muskulös, braungebrannt und verdammt heiß.

Als er meinen Blick trifft, hebt er abwehrend die Hände und bringt mit rauer Stimme hervor: "Woah, alles okay. Ich mach keinen Scheiß, okay? Aber geh bitte von mir runter, du bist schwer, Wolf."

Grollend schnappe ich nach der Luft vor seiner Nasenspitze und entlasse ihn dann. Während er sich ächzend aufrichtet und sich den Dreck des Waldbodens aus den Haaren reibt, lasse ich zu, dass ich mich ebenfalls verwandle, bis ich nackt über ihm stehe.

Ich kann sehen, wie er mich von oben bis unten mustert und dass ihm gefällt, was er sieht, denn das trockene Schlucken ist nicht zu übersehen. Ich marschiere in meine Höhle rechts von uns und hole die verwaschene, bereits etwas abgetragene Jeans hervor, die ich immer da habe, falls ich nicht nackt vor andere treten will - wie jetzt.

"Was machst du in meinem Revier?", frage ich ihn dann, als ich bekleidet bin. Der Luchs-Wandler sitzt immer noch reglos vor mir auf dem Boden und folgt mir mit seinen merkwürdigen Augen.

"Weglaufen, wenn ich ehrlich bin."

Schnaubend mustere ich ihn. Er wirkt nicht wie jemand, der wegläuft. "Vor was?" Er zuckt die Schultern und wendet den Blick ab. "Nenn es Verantwortung, nenn es Ehre oder nenn es eine Zwangsbeförderung, ich nenne es Scheißdreck."

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt