Rajiv x Mika

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- Mika -

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wo ich gerade bin. Irgendwo im dreiundzwanzigsten Sonnensystem unseres Sektors, also nur knapp 70 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Und was mache ich hier? Das ist eine sehr gute Frage. Die Antwort ist: Ich treibe völlig verloren ohne Treibstoff und Navigations- oder Kommunikationsmöglichkeit durchs All. Klingt ganz nett, oder?

Dazu muss man sagen, ich bin alleine und viel zu jung zum Sterben. Jeder 29-Jährige möchte Dinge tun wie Frauen - oder besser Männer - aufreißen, sich bis zur Ohnmacht volllaufen lassen, sich prügeln oder einfach mit 130 km/h über den Highway brettern. Tja, glaubt mir, wenn ich sage, dass ich genau davon träume, wenn ich denn tatsächlich mal die Ruhe finde einzuschlafen.

Alle denken immer, hier im All wäre es so ruhig und friedlich. Nope, ist es nicht. Man muss immer aufpassen, dass man nicht von Meteoriten gerammt wird, von Räubern entführt, oder dass man auf einem unbekannten Planeten strandet.

Die Liste der Weltraum-Gefahren geht eigentlich noch weiter, aber ich unterbreche hier mal, weil es ganz gut zu meiner Situation passt.

Ich trudle nämlich mit meinem Schiff geradewegs in die Atmosphäre eines lila schimmernden Planeten, ohne dass ich etwas daran ändern kann.

Während ich mich panisch in meine Sicherheitsgurte kralle und stumm zu diversen Göttern und sonstigen eventuell existenten Wesen bete, schrillen in meinem Schiff alle Alarme, die es gibt, und ich spüre die Schwerkraft mit einem heftigen Ruck einsetzen. Diese Landung wird verflucht unangenehm werden.

Aber das hat man davon, wenn man meint, man müsste den nächstbesten, ziemlichen zwielichtigen Transportflug mitten ins Unbekannte übernehmen, weil man sich unbedingt ein neues Motorrad leisten will. Leider kann ich fliegen besser als alles andere. Deswegen stürze ich hier auch gerade in den Tod, anstatt irgendwo in Florida am Strand zu liegen. Ich genialer Vollidiot habe meinen Tank völlig zerstört, als ich einen Meteoriten ausweichen musste. Weil ich geschlafen habe.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Schiff mir in leuchtend roten Buchstaben und mit akustischer Begleitung mitteilt, dass wir in 30 Sekunden auf der Oberfläche des Planeten zerschellen werden. Na danke auch. Ich würde ja gerne was dagegen tun, wenn ich könnte, aber mir fällt nichts ein, was mich retten könnte.

Mein Herz rast und ich meine, sogar trotz des Lärms des berstenden Schiffs das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören.

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Der Aufprall ist heftig. Ich spüre die Erschütterung schmerzhaft in meinen Knochen, dann schlägt mein Kopf gegen die Wand hinter mir und mit einem stechenden Schmerz verliere ich schlagartig das Bewusstsein.

- Rajiv -

Langsam schlendere ich zwischen den Bäumen entlang. Es ist friedlich hier, fast totenstill, aber es stört mich nicht. Lärm habe ich in meinem Leben schon mehr als genug gehört.

Als würde mich das Universum verhöhnen wollen, ertönt genau in diesem Moment ein markerschütterndes Krachen und ich meine, den Boden unter meinen Füßen beben zu spüren.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt