Ayden Shepherd x Henry Allen

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Henry ließ sich mit einem erleichterten Seufzen auf seinen Stuhl fallen, während seine Bücher laut scheppernd auf den Tisch vor ihm klatschten.

Mehrere verwunderte Augenpaare richteten sich bei dem Krach auf ihn, aber das war ihm egal. Endlich hatte er die vier Stunden Mathe und Physik hinter sich - endlich saß er hier im Englisch Kurs.

Es gab kaum ein Fach, in dem Henry sich so wohl fühlte wie hier in Englisch. Das lag zum Teil daran, dass der Großteil der Idioten, die ihm hier die Luft wegatmeten, nur hier waren, weil sie am Anfang gedacht hatten, es wäre kein anspruchsvoller Kurs.

Dementsprechend schlecht waren ihre Leistungen jetzt und umso leichter fiel es Henry, aus der Masse zu stechen und mühelos ein A nach dem anderen einzuheimsen.

Zum anderen mochte er die Atmosphäre. Meistens wurden langweilige Analysen von politischen Texten erwartet - und andere Kurse kamen diesem Vorurteil auch nach - aber Henry hatte Glück.

Mr. Shepherd diskutierte mit ihnen auch, aber über klassische Werke oder über die Entstehung einzelner Besonderheiten der englischen Sprache.

Henry grinste, während er seine Kopfhörer aus den Ohren zog und sich lässig im Stuhl zurücklehnte, während er sein Handy in der Hosentasche verschwinden ließ.

Er hatte wirklich Glück mit Mr. Shepherd, das wusste er. Und ihm waren die neidischen, misstrauischen und missgünstigen Blicke der anderen bewusst, wenn Mr. Shepherd und er wieder einmal in der Pause - und zugegebenermaßen auch mitten im Unterricht - einfach ein lockeres Gespräch über beispielsweise Serien führten.

Es war nicht zwingend das Gesprächsthema an sich, das Henry an diesen Fachsimpeleien mit seinem Lehrer so Spaß machte, es waren die Reaktionen der anderen und die Art, wie Mr. Shepherd ihre Versuche, ebenfalls so gut mit ihm zu sein, mit der kalten Schulter strafte.

Jede einzelne Englisch Stunde war wie eine kurze Verschnaufpause für ihn, bevor er sich wieder ins Gefecht stürzen musste. Und Mr. Shepherd war sein Verbündeter.

Wenn man vom Teufel spricht, dachte Henry und beobachtete mit einem heimlichen Grinsen, wie Mr. Shepherd den Raum mit großen Schritten betrat. Einvernehmliches Stöhnen erfüllte den Raum, wurde aber von dem groß gewachsenen Mann stoisch ignoriert.

Während Mr. Shepherd seine Utensilien aus seiner Tasche holte, musterte Henry ihn. Der junge Mann war verboten gutaussehend, auch wenn die meisten Mädchen das nur heimlich zugaben, weil er nicht sonderlich beliebt war.

Neben seiner großen Statue und den unter den lockeren Hemden und Pullis versteckten Muskeln hatte Mr. Shepherd auch ein einnehmend attraktives Gesicht.

Dunkle, fast schwarze Haare waren ordentlich geschnitten und in einem Seitenscheitel gestylt. Unter ebenmäßigen Brauen blitzten schokoladenbraune Augen und nicht nur die gerade Nase und der stets zu einem kleinen Grinsen verzogene Mund, sondern auf der scharfe Kiefer gaben definitiv einen Grund zum Starren.

Henry verschränkte die Arme vor der Brust und lachte leise in sich hinein, während um ihn herum umzufriedenes Meckern die Luft erfüllte. Wie sehr er die Highschool doch liebte!

"Guten Morgen, meine Damen und Herren! Wie ich sehe, hat die Motivation heute mal wieder ihren Höhepunkt erreicht. Da trifft es sich ja gut, dass ich diese wunderbaren Arbeitsblätter hier mitgebracht habe. Stillarbeit macht schließlich am meisten Spaß, hab ich recht?"

Keiner erwiderte sein provokantes Grinsen - keiner, außer Henry. Einen Moment lang starrten sich die beiden an. Mr. Shepherd wusste längst, wie Henry über den Kurs dachte, immerhin machte er kein Geheimnis daraus.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt