James x Aidan III

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- Aidan -

Am 20. Dezember bricht die ganze Dienerschaft in reges Treiben aus. Überrascht frage ich eines der Hausmädchen, das überall weihnachtliche Blumengestecke mit Misteln und Christstern aufstellt, nach dem Grund.

Ihr überraschtes Lächeln und die Antwort, dass der Earl heute Geburtstag habe, lassen mich mit offenem Mund zurück wie einen Fisch.

James hat heute Geburtstag? Und kein Wort von ihm - irgendwie passt das so sehr zu ihm, dass ich mich nicht einmal darüber ärgern kann. Tatsächlich überrasche ich mich selbst, indem ich stattdessen... Zuneigung empfinde?

Und dann wird mir einiges klar, über mich selbst und meine Gefühle.

Im gemütlichem Tempo mache ich mich auf die Suche nach dem Earl, während mich eine tiefe Ruhe erfasst, die ich so nicht von mir kenne.

Ich muss mich in den letzten drei Wochen wirklich verändert haben, wird mir klar. Ich zweifle nicht einen Moment daran, dass es eine Veränderung zum Guten ist.

In der Bibliothek erspähe ich dann James' stattliche Gestalt, der sich gerade ein Glas Gin einschenkt. 

Er muss meine Schritte gehört haben, denn er wendet sich mit einem Lächeln im Gesicht zu mir um. Sofort wird mir warm.

Ich trete näher an ihn heran und mustere sein attraktives Gesicht, die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen.

„Du hast also heute Geburtstag?"

Sofort verzieht er das Gesicht und seufzt. „Bevor du fragst - ich empfinde es nicht als einen Anlass zum Feiern, deswegen habe ich nichts gesagt."

Ich schnalze die Zunge und lege ihm sanft eine Hand auf die Brust. Unter dem weichen Stoff seiner Weste kann ich seinen starken, gleichmäßigen Puls spüren.

„Ich finde, dass es durchaus ein Grund zum Feiern ist."

James erwidert meinen Blick, eine Mischung aus warmer Erheiterung und Unwille in den dunklen Augen.

„Ach ja? Was ist denn so fantastisch daran, älter zu werden? Und was willst du darüber sagen, du hast mein Alter nicht mal ansatzweise erreicht", murmelt er, während er seine großen Hände auf meine Hüften  legt.

Ich muss grinsen, denn er veralbert mich offensichtlich - seinen unterschwelligen, zurückhaltenden Humor muss man zu verstehen lernen. Da ich aber weiß, dass er keine zehn Jahre älter ist als ich und weil er mich gerade herrlich herausfordernd unter seinen Wimpern hervor anblinzelt, habe ich keinen Zweifel.

„Ich bin schon früh zu großer Weisheit gekommen, weißt du? Aber jetzt im Ernst, du veränderst dich doch nicht, nur weil du ein Jahr älter bist. Du weißt vielleicht mehr über das Leben und kannst besser mit Problemen, Herausforderungen und Enttäuschungen umgehen, aber du bist immer noch du."

James atmet tief aus und ich spüre seinen warmen Atem im Gesicht.

„Bei dir klingt es sehr positiv, Aidan."

Ich lehne mich in die Hand, die sanft meine Wange streichelt und brumme zustimmend. „Weil es das auch ist."

Als unsere Blicke sich ineinander verhaken, weiß ich, was mein Geburtstagsgeschenk für James ist - vorausgesetzt, er wird es heute Abend annehmen.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt