Aegeus x Kal

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Lautes Schreien und Hufgetrappel. Pfeile fliegen in Horden durch die Luft und mähen alles nieder.

Zwei junge griechische Männer stehen Rücken an Rücken mit erhobenen Schwertern und verzweifelten Mienen, ihre Gesichter dreck- und blutverschmiert. Einer von ihnen ist am Bein verletzt und blutet stark.

Links von ihnen spannt jemand einen Bogen, die tödliche Pfeilspitze funkelt ihm Licht der blutroten Abendsonne. Sie zielt auf die beiden Männer.

Einer von ihnen sieht ihn, wirft einen letzten Blick über die Schulter und rennt dann los, die Finger entschlossen um den vor Blut glitschigen Schwertgriff geschlossen.

...

Es ist ein seltsames Gefühl.

Ich fühle mich, als würde ich schweben. Ich sehe meinen eigenen Körper, der leblos unter mir auf der Wiese liegt. Meine Sandalen sind von getrocknetem Schmutz verklebt und mein Brustpanzer ist zerbeult und an meiner Hüfte aufgerissen. Die hellen Federn dreier Pfeile ragen aus meinem Brustkorb.

Aber ich weiß nicht, wie lange ich hier schon verharre und meine eigenen Überreste beobachte.

Vor einer Weile habe ich ihn gesehen, habe Kal gesehen, wie er auf die Kuppe des Hügels kam und mich im Gras liegend gefunden hat.

Einen Moment lang hat es gewirkt, als wäre er zu Stein erstarrt, dann ist er auf mich zugerannt und neben mir auf die Knie gefallen, hat seinen starken Körper über mich gebeugt und seine Hände an meine Wangen gelegt.

Wie gerne wäre ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Körper gewesen, um seine warme, sanfte Berührung spüren zu können.

Das ist es, was ich mir immer gewünscht habe, während ich ihm ohne Zögern überallhin gefolgt bin - auch in den Krieg gegen die Perser.

Ein verblasster Hauch von etwas, das einmal Trauer und Schmerz hätte sein können, machte sich in meinem gestaltlosen Körper bemerkbar, als Kal einen langgezogenen Schrei ausstieß, der seine wunderschöne Stimme zum Brechen brachte.

Am liebsten hätte ich ihn in die Arme gezogen und ihm gesagt, dass es in Ordnung ist.

Doch jetzt ist er fort und ich bin wieder alleine, gefangen in diesem Zustand des Nichtssein. Wieso hat mich Hades noch nicht zu sich geholt? Wenn ich denn tatsächlich tot bin.

Ein stummes Seufzen entfährt mir.

Kal, wie gerne ich mich von dir verabschieden würde.

Die Zeit verschwimmt vor meinen Augen, bis mich ein Licht blendet, das von irgendwo über mir zu kommen scheint. Ich will den Blick abwenden, doch etwas hält mich auf.

"Aegeus."

Es ist eine weiche Stimme, weiblich und wunderschön wie der Klang von Sommerregen, der auf die Blätter der Bäume im Wald neben meinem Heimatdorf fällt. Meine Augen suchen in dem hellen Licht nach ihrem Ursprung und tatsächlich bildet sich nach und nach eine weibliche Gestalt.

Sie strahlt von innen heraus, ihre helle Haut glänzt beinahe wie pures Gold. Lange, honigfarbene Haare fallen ihr in Wellen über Rücken und Schultern und ein Kranz aus üppigen, bunten Wiesenblumen krönt ihr Haupt. Ihre waldgrünen Augen sehen verständnisvoll, fast traurig auf mich herab.

Ich erkenne sie sofort und senke ehrfürchtig den Blick.

"Frau Persephone."

Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht wie ein Sonnenstrahl, der eine dichte Wolkendecke durchbricht. Dann hebt sie eine filigrane Hand und legt sie an meine Wange, sodass ich meinen Blick endgültig hebe.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt