Jensen Joshua x Cooper O'Donnell

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- Jensen -

Ich weiß nicht, wie lange es her ist, seit ich diesem gottverdammten Kaff endlich entkommen bin. Seit ich denken kann bedeuten die schmalen Straßen, die dreckigen Wände und die dürren, blattlosen Bäume für mich nichts als einen trostlosen Käfig.

Vor fast genau zehn Jahren bin ich gegangen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe meine Tasche gepackt und bin einfach abgehauen, ohne überhaupt nur ein Wort zu irgendwem gesagt zu haben.

Und jetzt stehe ich wieder hier, in der Auffahrt zum Haus meines Vaters, und kann nicht glauben, wie wenig ich das über die Jahre hinweg verwitterte Holz der Haustür und den gepflegten Garten vermisst habe. Praktisch gar nicht. Warum also bin ich wieder hier?

Ich habe ein Versprechen gegeben, vor vielen Jahren, dass ich wiederkommen würde, wenn ich in der Lage wäre, es mit meiner Vergangenheit aufzunehmen. Seufzend wende ich mich ab und schnappe mir eine Zigarette aus der Schachtel, die ich in meiner vorderen Hosentasche mit mir herumtrage.

"JJ, kommst du?", ruft Amanda, eine meiner neuen Kollegen, mir zu. Also würdige ich dem Haus keines Blickes mehr und stapfe ohne Umschweife zum schwarzen SUV herüber, der mich zum Polizeirevier bringen wird.

"Wollen wir uns noch Frühstück holen?", will sie wissen und ich bin ihr dankbar, dass sie sehr schnell verstanden hat, dass ich mit einem Kopfnicken oder -schütteln antworten können will. Dementsprechend hat sie ihre Fragestellungen schon angepasst.

Es ist nicht so, dass ich stumm wäre und deswegen nicht sprechen könnte, ich sehe mich einfach nicht in der Notwendigkeit und bevorzuge die Distanz, die mein Schweigen zwischen anderen Menschen und mir schafft.

Wenig später erreichen wir die Station und Amanda zeigt mir den Weg zum Büro des Abteilungsleiters. Captain Walker ist ein erfahrener Cop mit einem scharfen Blick und knochenbrechendem Händedruck.

"Willkommen zurück in Ihrer Heimat, Jensen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit", begrüßt er mich, woraufhin ich nur nicke. Schon jetzt spüre ich die neugierigen Blicke auf mir und hätte am liebsten abfällig geschnaubt.

Mit Sicherheit ist ihnen allen nicht bewusst, dass der große, muskulöse Großstadtcop mit dem doch recht attraktiven, kantigen Gesicht derselbe Kerl ist, den sie als Grundschüler und in der Highschool bei jeder Gelegenheit gehänselt, bei jeder Gelegenheit abwertend mit Spitznamen betitelt oder schlicht ausgeschlossen haben.

"Bevor Sie sich jetzt mit Ihren Kollegen bekanntmachen und sich in die Arbeit stürzen, möchte ich Ihnen noch Ihren Partner vorstellen. Er ist gerade erst von einem Undercover-Job zurück", räumt der Captain mit einem Zwinkern ein und deutet auf die Tür hinter mir, in der offensichtlich jemand stehen muss, den ich nicht bemerkt habe. Innerlich zum Zerreißen gespannt, äußerlich aber völlig unbeeindruckt, wende ich mich um und folge Captain Walkers Handzeichen.

Noch bevor er sagen kann: "Das ist Detective Cooper O'Donnell-" habe ich meinen neuen Partner schon erkannt und ein erstes emotionales Gewitter hinter mir, bis ich mich so weit beruhigt habe, dass ich ihn nicht sofort mit bloßen Händen anfalle.

"Ja, wir kennen uns", falle ich Walker ins Wort und schiebe bei seiner überraschten Miene noch ein schnelles "Sir" hinterher. Mit verkniffener Miene erkläre ich meinem Vorgesetzten: "Meine Mutter hatte eine jahrelange... Beziehung mit Ron O'Donnell..."

Nun räuspert sich Cooper und fügt mit rauer, tiefer Stimme hinzu: "Und mein Vater hat wohl alles daran gesetzt, dass Jensen mich nicht sonderlich gut in Erinnerung hat. Sie haben ihm den Neustart in der Heimat versaut, Sir", witzelt er ironisch, woraufhin ich nur schnauben kann.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt