Melion x Ophir

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Wie ein sanfter Atemzug strich der beißende Geruch von Verwesung über Melions Gesicht. Der blonde Drachenreiter nahm den Gestank des Schattenläufers wahr und lehnte sich ruckartig vor, während er Leyf die Richtung wies.

- Unter uns, Leyf!

Dieser stieß ein bestätigendes Fauchen aus und kippte seinen riesigen, goldgeschuppten Körper seitlich ab, bevor er eine enge Schleife flog. Endlich konnte Melion die dunkle Gestalt sehen, die unten im Schutze der Bäume vor ihnen flüchtete.

- Ein bisschen tiefer noch.

wies er seinen Drachen an, ohne den Blick von ihrem Ziel zu nehmen. Zwei Schattenläufer - grausame Wesen, die nur den aufrechten Gang mit Menschen gemeinsam hatten, - hatten in der Stadt nachts mehrere Menschen in ihren Häusern getötet. Melion und Leyf waren ihnen bis zu dem dichten Wald weit im Osten des Tals gefolgt, denn es war ihre Stadt und ihre Aufgabe als Drache und Reiter, diese zu beschützen.

Leyf legte die riesigen, ledrigen Schwingen an und sie stürzten völlig ungebremst und ohne einen Laut gen Boden. Das schien den Schattenläufer in Panik zu versetzen, denn sein schriller Warnruf schallte durch den Wald und schreckte Vögel auf, während er selbst einen Haken schlug und links von ihnen im Dickicht verschwand.

Frustriert knurrte der goldene Drache und schüttelte den mächtigen Kopf.

- Ich habe ihn verloren.

ärgerte er sich. Melion seufzte nur und legte ihm besänftigend eine Hand auf die geschuppte Schulter. Dann spannte er sich auf einmal an.

- Warte... da! Da ist er!

Und tatsächlich tauchte der Schattenläufer etwas vor ihnen wieder auf. Bevor Leyf oder Melion jedoch reagieren konnten, bohrte sich eines der schmalen, ellenlangen Messer des Schattenläufers in Leyfs ungeschützte Flanke.

Vor Schmerz brüllend schlug der große Drache hektisch mit den Schwingen, um wieder an Höhe zu gewinnen. Melion, der den Schmerz seines Drachen wie seinen eigenen spürte, schnappte blinzelnd nach Luft. Gerade noch so konnte er sich an seinem ledernen Sattel festhalten, sonst hätte er bei ihrem ruckartigen, unvorhergesehenen Ausweichmanöver das Gleichgewicht verloren.

Plötzlich vibrierte die Luft. Das vertraute Gefühl warnte Melion vor der Magie, die freigesetzt worden war, und so konnte er sich gerade noch rechtzeitig ducken und dem gleißend hellen, aber eiskalten Angriff des Schattenläufers ausweichen.

- Wieso in aller Welt kann er das?

keuchte er überrumpelt, denn Schattenläufer waren der Magie eigentlich nicht fähig.

- So werden wir nicht nah genug an ihn herankommen, fürchte ich. Wie geht es dir?

Er bekam ein bösartiges Grollen als Antwort.

- Ich will diese Kreaturen erwischen und ihnen genüsslich das Genick brechen.

Kaum dass Leyf das gesagt hatte, schoss er vor und riss das gewaltige Maul auf. Im Flug hüllte er alles um den Schattenläufer in bläulich glühende Flammen. Geblendet wandte Melion den Blick ab, erkannte aber an dem kurzen, schmerzerfüllten Kreischen des Schattenläufers, dass Leyf ihn erwischt hatte.

Dieser war zufrieden mit sich, das spürte Melion, und wollte gerade abdrehen, um zu landen, als vor ihnen einer der in Brand gesetzten Bäume explodierte und den beiden brennende Äste entgegenschleuderte.

Das lenkte Melion einen Moment lang ab und machte ihn unaufmerksam, sodass er den Schattenläufer, der das Feuer überlebt hatte, zu spät sah. Dieser suchte einen sicheren Stand, riss den Arm hoch, ließ ihn vorschnellen und sein nächstes Messer streifte Melions Oberarm, riss ihn aus dem Gleichgewicht.

Waves - Oneshots BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt