3. Kapitel- Sommer

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„Sie können das Paket gern hier lassen. Mein Chef wird es sich nachher einmal genauer ansehen und dann entscheiden, ob und was er kaufen möchte. Lassen Sie doch ihre Nummer hier, dann kann er sich bei Ihnen melden und sie können einen Preis aushandeln.“, schlug ich vor und blickte ihn dabei direkt an. Seine braunen Augen starrte matt vor sich hin und eine Strähne der blonden Locken fiel ihm ins Gesicht. Die Aura dieses Mannes war mir neu, irgendwie wirkte er so ernst und mürrisch. „Gut.“, nickte er und schrieb mir seine Handynummer auf. Irgendwie war mir dieser Fremde unsympathisch, wie er sich hier ganz ohne Lächeln und beinah schon in einem monotonen Sprechklang gab. Dennoch blieb ich höflich, dankte ihm noch einmal sehr und schüttelte ihm freundlich die Hand, bevor er sich schließlich zum Gehen aufmachte. Als ich seine Haut mit meiner berührte, lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Irgendwie reagierte mein Körper auf ihn und das nicht gerade positiv.
Nun läutete die Glocke, als der Mann den Laden verließ. Einen Moment noch, schaute ich ihm nach, bevor ich sein Paket rasch hinter, in den Nebenraum brachte und den Zettel mit seinen Kontaktdaten dazu lag. „Alex..“, las ich mir den Namen leise vor, der mit einem blauen Kuli, schnell dahin gekritzelt, auf dem Blättchen stand. Der Name war ja ziemlich unspektakulär, für so eine merkwürdige Gestalt, jedoch konnte ich ja nicht erwarten, dass jeder so ausgefallenen hieß, wie ich selbst.
Kurz darauf stand ich bereits wieder an der Kasse und langsam aber sicher wurde es im Laden immer voller. Normalerweise verlor man bei solchen Massen schnell die Übersicht, doch wenn man alle kannte, dann ging es eigentlich.
Lange stand ich noch hier, grüßte alte Bekannte und Stammkunden, tat meinen Job und lachte auch an manchen Stellen.
Erst am Mittag, als die Kunden den Laden verließen um prächtig Speisen zu gehen, kam ich endlich zur Ruhe. Mein Chef betrat das Geschäft und begrüßte mich herzlich mit einer Umarmung. „Wie geht’s dir, Isaac?“, fragte der dicke, glatzköpfige Mann, der mich wie eh und je, zufrieden angrinste. Kurz sprachen wir, auch über diesen 'Alex' und seinem Paket, bevor ich mich nun zu Mittagspause verabschiedete. Mein Chef hatte sich ebenso gewundert wie ich, über die Aktion des seltsamen Typens, doch war er ein sehr netter und froher Mensch, sodass er das Angebot gern annahm und versprach, sich die Ware einmal anzusehen.
Ich hingegen hatte vor, mir im Café, einige Straßen weiter, ein belegtes Brötchen, sowie einen Kaffee zu gönnen und mich kurz einmal von den lauten Gesprächen und dem Stress der Arbeit zu erholen. Sicher war es kein leichter Beruf, doch ich liebte ihn einfach, daher war es völlig in Ordnung und so gesehen war es ja sehr gut für den Laden, wenn viele Kunden kamen.
Auf den Straßen war inzwischen die Hölle los. Rushhour mal tausend, sag ich euch! Leute, die es scheinbar alle höchst eilig hatten. Ein leises Seufzen entglitt mir. Niemand hatte mehr Zeit, niemand genoss den Moment- mein Blick stieg zum Himmel empor-, dabei war so ein schöner Tag und nur durch ihre Eile, bemerkten sie es gar nicht. Das war traurig, ja sehr sogar. Es war schlimm, wie viel ein Mensch verpasste, wenn er sich keine Zeit nahm.
Langsam lief ich den Fußweg entlang, mit dem Storm der Rennenden, ließ mich von den Sonnenstrahlen im Gesicht kitzeln und schloss für einen kleinen Moment die Augen. Ich wollte es genießen, dieses wundervolle Gefühl des ersten Sommertages im Jahr.
Plötzlich spürte ich etwas Hartes gegen das ich knallte. Ich fiel auf den Boden und blickte mich erschreckt um. Ein Junge stand vor mir, etwa Abschlussklasse, und schaute ebenso überrascht wie ich. „Oh. Tut mir leid, ich hab dich nicht gesehen.“, meinte er dann jedoch sofort und reichte mir seine Hand. Die Sonne blendete mich, sodass ich nur seine Umrisse erkannte, jedoch griff ich nach der Hand, die war angenehm warm, fast schon wie der Sommer selbst.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt